(c) Carsten Fröhlich
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Unbekannter arabischer
Dichter
Sie macht sich früh auf ...
Sie macht sich früh auf
und scheint der Hauch des Morgens zu sein,
Es streift gemach ihr Gewand hin
über den buschigen Rain.
So wie es schwankt, scheint ihr Wuchs
der Lanze bräunlicher Schaft.
Doch ihre Farb' ist so weiss,
als wie vom Monde der Schein,
Von Perlen zeigt eine Reih'
um ihren Nacken sich uns,
Allein ihr Mund zeiget uns
von Perlen doppelte Reih'n.
O welcher Reiz, wie sie sich
im Wenden neiget, und wogt
Mit Lenden, weich ist an Händen,
und an der Haut o wie fein.
Es nimmt ihr Leib Wunder mich,
der wie das Wasser ist lind,
Indess ihr Herz härter ist
als in dem Wasser der Stein.
Wo ist ein Weg, dass ich mag
dahin gelangen zum Kuss
Des Angesichts, dessen Blick
versendet Flammen allein?
Und was soll mir werden dort,
wo zwar die Rosen erblühn,
Doch Stolz und Scham schliesst vor mir
in Knospenhüllen sie ein?
Und eine Glanzweisse, gleich
dem vollen Mond, ist ihr Leib,
Doch gleich den Sternfunken legt
sie an zum Schmuck ihr Gestein.
Vom Himmelsrand ihres Lächelmundes
leuchtete nie
Ein Blitz mir her, ohne dass
mein Auge regnete drein.
Den Garten lässt sie empfahn
von ihren Formen den Reiz,
Den Blumen schenkt Wohlgeruch
ihr Athem schwellend und rein.
O du, der Hochsonne Schwester,
schön im wonnigen Glanz,
Du schwandst, und ach meine Nacht
scheint ohne Morgen zu sein.
O die du leihst seinen Glanz
dem neuen Mond in der Luft,
Dem Balsamzweig kannst nur du
die frische Schmeidigkeit leihn.
(übersetzt von
Friedrich Rückert 1788-1866)
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