(c) Otto Wenninger
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Unbekannte türkische
Dichter
Von deinem Reize wollte ...
Von deinem Reize wollte
reden der dichtende Verstand,
Da fiel er in ein Meer des Staunens
und die Besinnung schwand.
Die Perle dieses Verses endlich
aufgriff er in der Fluth;
Die legt anitzt der Aufgetauchte
in deine schöne Hand.
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Eine Riesenmuschel ist die Welt,
Die als einzige Perle dich enthält.
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Ob mir ohne Rast mein Ende droht,
Ewig ist mein Auge hell und heiter.
Beissen mich die Lockenschlangen todt,
Blüh'n an meinem Grabe Lebenskräuter;
Küsse sind's, die tilgen alle Noth
Und so leb' ich immer, immer weiter.
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Es gaukeln die Gedanken mir, an Künsten reich,
An deiner Lockenringe Zier, Seiltänzern gleich.
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Ungütiges Geschick, wie viel gibst du
dem Herzen des Begehrens!
Und schreit zu dir das flammende;
welch eine Karge des Gewährens!
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Verzicht', o Herz, auf Rettung,
dich wagend in der Liebe Meer,
Denn tausend Nachen schwimmen
zertrümmert am Gestad' umher.
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Umarmst du nicht, so bist du schön; jedoch
Umarmst du mich, so bist du schöner noch.
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Wer kein geliebtes Wesen in seine
heissen Arme schleusst,
Der ist, so viel er prahle,
ein Körper ohne Seel' und Geist.
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Es hat das Schicksal, wie es scheint,
nichts Anderes in der Welt zu thun,
Als dass es treue Herzen trennt,
die selig an einander ruh'n.
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Untersuche meinen armen Kopf!
Denn es scheint, als sei es hier nicht richtig.
Alles, Alles scheint mir ohne Werth;
Und nur eine liebe Locke wichtig.
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Eifersüchtig schwillt der Mond,
sieht er unserm Kusse zu,
Kommt nach einem Monat erst
wieder in die Ruh'.
(übersetzt von Georg
Friedrich Daumer 1800-1875)
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