Orientalischer Liebesgarten
(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) Christel Wismans pixelio.de
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Abdallah Ibnol-Adschlan en-Nehdi
(vorislamische Zeit)


Ich schied mich willig von der Hind

Ich schied mich willig von der Hind,
Doch reut die Scheidung mich geschwind,

Es weint das Aug' voll Lieb' und Sehnen,
Wie reine Perlen seine Thränen.

Ihr Kleid mit Steinen eingelegt,
Voll Glanz sich hin und her bewegt.

Ein Mädchen, dessen Hüfte schwer,
Doch ohne schändlichem Begehr'.

Es spricht so süss die süsse Maid,
Wann Ziegen sie führt auf die Weid';

Ständ' ich als Schenk' ihr zu Gebot'
Wenn sie den weissen Arm mir bot.

Ich tränkte Alle in der Runde,
Mit Brocken Fleisch noch in dem Munde;

Mit blauen Speeren sind wir auf
Ge'n der behelmten Krieger Lauf,

Bis dass in ihre Nacken fährt,
Die lange Lanze und das Schwert.
_____


Mein  Freund! mich tödtet's fern von Hind zu sein,
Nichts sichert mich vor ihrer Trennung Pein;

O eilet nicht! es weiss wer eilet nicht,
Ob er es in der Eile recht wohl trifft;

Gingt ihr vorbei, so segn' euch Gott, wenn ihr
Nicht suchtet sie, abwandtet euch von ihr.

Mir fehlt's am Weg zu sagen ihr ein Wort,
Doch ist's erlaubt mit euch zu ziehen fort;

Doch morgen tönt von euch und mir Gewein,
Wenn ferne ich von ihrem Haus werd' ferner sein.
_____


Ich war in dem Harem mit Hind, die mir so theuer,
Wenn sie ein wenig warm, gerathe ich in's Feuer,

Wie ein Betrunkener, der mit den beiden Händen
Den Bogen und den Pfeil in's Futteral will senden.

(übersetzt von Joseph von Hammer-Purgstall 1774-1856)


 

 

Gedicht aus: Literaturgeschichte der Araber
Von ihrem Beginne bis zu Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Erste Abtheilung: Die Zeit vor Mohammed
und die ersten drei Jahrhunderte der Hidschret
Erster Band: Das Jahrhundert vor der Hidschret
und die ersten vierzig Jahre nach derselben
Wien 1850 (S. 277-278)

 

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