Orientalischer Liebesgarten
(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) Nagnag pixelio.de
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Amaru (6. - 8. Jh.)

Der Kuß

(Aus dem Amarusatakam)

Wenn noch der Kuß auf deinen Lippen brennt,
Wenn sie von dir sich düstern Auges trennt,
Mit Hand und Wort dich drohend treibt zurück
Und doch dir folgt mit liebebangem Blick,
Der in der Sehnsucht heißem Hauche bricht,
Und doch dabei "Verlaß mich, Falscher" spricht:
Dann schlürfst du den Trank des ew'gen Lebens,
Den aus dem Meer die Götter ziehen vergebens.
_____


Seitdem ich von ihren Lippen getrunken,
Vor Liebe schmachtend, den himmlischen Saft,
Seitdem bin ich doppelt in Liebe versunken,
Und wühlet der Durst mit verdoppelter Kraft.
Ein Wunder ist's nicht, wie bei jedem Genuß,
So reizt auch zum Durste die Würze im Kuß.

(übersetzt von Anton Eduard Wollheim da Fonseca 1810-1884)


 

 

Gedicht aus: Blüthenkranz morgenländischer Dichtung
herausgegeben von Heinrich Jolowicz [1816-1875]
Breslau Verlag von Eduard Trewedt 1860 (S. 104)
 

 

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