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Jayadeva
(12. Jh.)
Radha's Lied
(aus Gitagovinda)
Ich denk' an ihn! mir ach! entronnen,
Für and're Mädchen seine Sinne glüh'n,
Und and're sich an seiner Liebe sonnen:
So denkt doch meine Seele nur an ihn.
Ich denk' an ihn, mit dessen Flötentönen
Sich Göttertrank vom schönsten Mund vermischt,
An ihn, den Steine rings das Ohr verschönen,
Aus dessen Aug' ein Pfeil der Liebe zischt.
Ich denk' an ihn, in dessen Lockenwogen
Wie Mondenlicht die Pfauenfeder glüht.
Sein Mantel strahlt, wie wenn, vom Regenbogen
Erhellt die blaue Wolk' am Äther zieht.
Ich denk' an ihn, der bei des Grußes Bieten
Mit neuem Glanz die rothen Lippen schmückt.
Die Lippen süß, wie Bandhujiva's Blüthen,
Wenn sie sich heiß zur Hirtin Kuß gebückt.
Ich denk' an ihn, der rings umzog'nes Dunkel
Mit seiner Edelsteine Strahl bezwingt,
Die ihm die breite Brust mit Sterngefunkel,
Die Hand- und Fußgelenk ihm dicht umringt.
Ich denk' an ihn, auf dessen Stirn, von Sandel
Ein Zirkelbogen schön gezeichnet flimmt,
Wie wenn der Mond in nächtlich stillem Wandel
Durch halberhellte, blasse Wolken schwimmt.
Ich denk' an ihn, der, wenn ich ruht', umwoben
Von des Codambabaumes Schattendach,
Zu meiner Lust im Tanz den Fuß erhoben.
Er, dessen Seel' aus seinen Augen sprach.
Wenn auch, in Schmerz versenkt,
Wenn, tief von ihm gekränkt,
Mein Busen stets durch neue Wunden leidet,
So preis' ich doch entzückt
Die Würde, so ihn schmückt,
Den Zauber, so die Glieder ihm umkleidet.
(übersetzt von Anton
Eduard Wollheim da Fonseca 1810-1884)
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