(c) Mike Schwarzenbeck
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Hafis (1320-1390)
Liebesgeständniß
(Buchstabe Nun 34)
Als du Saum nachschleppend gingest
Stattlich in gestickter Wolle,
Schlitzten hundert Mondgesichter
Ihr Gewand in neid'schem Grolle.
Schweiß beträufte deine Wangen,
Die der Wein entzündet hatte,
Wie den Thau wir sehen hangen
An purpurnem Rosenblatte.
Sprache, freundlich und verfänglich!
Wuchs, mit schlanken Formen prahlend!
Auge, schön gebaut und länglich,
Angesicht, in Liebe strahlend!
Soll zu Nichts ich, als zum Ziele,
Deinen harten Worten taugen?
Schmeichle mir doch heut ein wenig,
O du Licht der beiden Augen!
Der Saphir des Blicks, gefischet
Ward er aus der Liebe Wogen,
Und den Buchs des schlanken Wuchses
Hat die Schönheit auferzogen.
In der Stadt entfachte dieses
Munds Rubin verwirrten Handel!
Diesen schönen Gang betrachte,
Diesen abgemessnen Wandel!
Ach! Ein Hirsch mit schwarzen Augen
Ist mir aus dem Netz gegangen:
Welche Hilfe soll ich meinem
Herzen schaffen, meinem bangen?
(übersetzt von August von
Platen 1796-1835)
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