Jules Joseph Levebvre
(1836-1911)
Junge Frau mit Mandoline |
Friedrich Ruperti
(1805-1867)
Lieder
Wie Mondenschein so golden
Sich auf das Haus ergießt,
Wo Schlummer nun der Holden
Die lieben Augen schließt.
Ach, aller süße Frieden,
Der von mir Armen wich,
Er werde dir beschieden,
Er senke sich auf dich!
Verscheuche jeden Kummer,
O Mond, von ihrer Ruh',
Und führe ihrem Schlummer
Die schönsten Träume zu!
(S. 423)
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Ich steh am Flussesrand allein,
Die Wellen flüstern leise,
Sie wallen sanft im Mondenschein
Hinunter ihre Gleise.
Es ist, als riefen sie mir zu:
Sieh, wie so still wir fließen,
Wie Mond und Stern' in süßer Ruh
Auf uns ihr Licht ergießen!
Was bist denn du so wildbewegt?
Was treibt dich hin und wieder?
Was wogt, von heißem Drang erregt
Dein Busen auf und nieder?
O fließt nur, fließet still und mild,
Ihr Wellen, glanzumwoben;
Ihr kennt die Qualen nicht, die wild
Die Menschenbrust durchtoben.
(S. 424)
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Es tönt ein voller Harfenklang,
Den Lieb' und Sehnsucht schwellen,
Er dringt zum Herzen tief und bang
Und läßt das Auge quellen.
O rinnet, Thränen, nur herab,
O schlage, Herz, mit Beben!
Es sanken Lieb' und Glück ins Grab,
Verloren ist mein Leben.
(S. 424)
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Die Sonne geht zur Ruh',
Mein wildbewegtes Herz, nun schweig' auch du!
Stumm wird die Welt, die lauten Winde schweigen,
Der Vögel Lied erstirbt in grünen Zweigen,
Der Menschen dumpfes Lärmen tönt nicht mehr,
Und Gottesfriede säuselt still und hehr.
Die Sonne ging zur Ruh',
Mein wildbewegtes Herz, nun schweig' auch du!
(S. 425)
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Es ist der Tag so still verbracht,
So traurig ist die lange Nacht!
Hast du noch Muth, o armes Herz?
Mit schwerem Schlag von Schmerz zu Schmerz
Hin durch das Leben hämmerst du,
Und nie erscheint ersehnte Ruh!
Wie Hoffnung ihre Träume webt,
Wenn sich der junge Morgen hebt!
Doch eh' der Tag die Mitt' erreicht,
Ist schon der helle Glanz verbleicht.
So ziehn die Tage rastlos hin,
An Freude leer und an Gewinn,
Und auch die Nacht, die gutgewillt
Den Andern ihren Kummer stillt,
Ist nicht um Trost für mich bemüht,
Da stets mein Aug' in Thränen glüht,
Und immer wacht der tiefe Schmerz,
Hast du noch Muth, o armes Herz?
Es ist der Tag so still verbracht,
So traurig ist die lange Nacht!
(S. 425-426)
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Du stehst vor mir, der einst mein Herz
In Leid und Lust erbebte;
Wie liegt das alles hinter mir,
Als ob ich's nie erlebte!
Und doch ist dies der süße Mund,
Deß Lächeln mich entzückte,
Es ist der süße Blick, der mich
Zum Paradies entrückte.
Kann, was das Herz so tief empfand,
Gleich einem Traum entschweben?
Verfliegt das heiligste Gefühl?
O eitles, eitles Leben!
O sag', hab' ich dich je geliebt?
Kaum kann ich mich besinnen;
Ich fühle, wie vom Auge mir
Die heißen Thränen rinnen.
(S. 426-427)
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Der Himmel lacht so blau, so blau,
Es glänzt die Flur so grün -
Mir tritt in's Auge Thränenthau,
Im Busen fühl' ich's glühn.
Es ist der Lenz so froh erwacht
Aus bangem Wintertraum,
Und seine Fülle, seine Pracht
Erfassen Blicke kaum.
Mein Herz, von neuem aufzublühn
Versuche nun auch du;
Sieh rings der Hoffnung frisches Grün,
Nur zu, mein Herz, nur zu!
(S. 427)
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Ich stand einsam am Strande
Und sah wohl über die Fluth,
Ein weißes Segel glänzte
In Abendsonnengluth.
Ein Mägdlein saß im Kahne,
So schön und wunderbar,
Die linden Lüfte spielten
Mit ihrem gold'nen Haar.
Wohl kannt' ich ihre Züge,
Die Blicke so blau und mild,
Es war die süße Liebe,
Das holde Engelsbild.
Sie beugte sich mit Lächeln
Ueber des Schiffes Rand,
Und wie zum Abschied winkte
Mir ihre weiße Hand.
Und weinend sank ich nieder,
Ich rief in tiefem Weh:
O willst du von mir fliehen
Hin über die weite See?
Willst du mich einsam lassen
In kalter, öder Welt,
Wo nur dein süßer Schimmer
Den dunklen Pfad erhellt?
Sie sprach: Ich zieh' von dannen
Hin über das weite Meer,
Das Segel schwillt im Winde,
Du siehst mich nimmermehr.
Da fühlt' ich tief zerrissen
Im Innersten das Herz,
Da brach in Thränenströmen
Hervor der heiße Schmerz.
Und willst du mich verlassen,
Und ziehn von mir so fern
Hin über die dunklen Fluthen,
Fahr' wohl, du schöner Stern!
Und willst du mich verlassen,
O Liebe, du süße Maid,
So nimm auch mit deine Schwester,
Das bleiche, finstre Leid.
Nein, meine finstre Schwester,
So sprach sie, zieht nicht mit,
Die folgt, wohin du wanderst,
Dir immer Schritt für Schritt.
So schied sie rasch von dannen
In Abendsonnengluth,
Das weiße Segel glänzte
Noch lang' auf stiller Fluth.
Ich stand einsam am Strande
Und sah wohl über das Meer;
Die Sonne war gesunken,
Und Nacht lag rings umher.
(S. 428-430)
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Aus: Blüthen und Perlen deutscher Dichtung
Für Frauen ausgewählt von Frauenhand
Hannover Carl Rümper 1862
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