Eugenie de Blaas (1843-1932)
Porträt einer venetianischen Dame |
Guido Eckardt
(1843-1906)
Es brennt Dein Bild in meinen Augen
Es brennt Dein Bild in meinen Augen!
Ich drück' sie zu,
Und suche qualvoll Stund' um Stund'
In Fieberträumen wirr und bunt
Umsonst die Ruh'.
Mit heißer Glut
Pocht in den Schläfen mir das Blut -
Es brennt Dein Bild in meinen Augen!
Es brennt Dein Bild in meinen Augen!
Ich schlag' sie auf -
Schau in den Tag und seine Pracht -
Es liegt ein Schleier tiefer Nacht
Trübe darauf
Kein Strahl! kein Licht!
Ich sehe die Welt und das Leben nicht!
Es brennt Dein Bild in meinen Augen!
Es brennt Dein Bild in meinen Augen!
Und du bist fern!
Von fremdem Kusse flammt Dein Mund.
O schütze Dich zu böser Stund'
Dein guter Stern!
Du schönes Kind
Ich bleibe ewig krank und blind -
Es brennt Dein Bild in meinen Augen!
(S. 49-50)
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Tannhäuser
Nicht erbeb' ich vor Gefahren
Da ich vor dem Abgrund steh',
Tief in Deine wunderbaren,
Dunklen Augensterne seh',
Da ich fest und lieb umschlossen
Halt' die süße, warme Hand,
Und sich mir in's Blut ergossen
Heißer Sehnsucht Flammenbrand.
Längst erloschen sind die Lichter,
Die mir einst den Pfad gezeigt,
Immer trüber, immer dichter
Um mich her der Nebel steigt.
Will sich meiner nicht erbarmen
Sonnenlicht und Himmelsblau -
Schling' um mich die weichen Arme,
Wunderbar geliebte Frau!
(S. 51)
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Träumende Herzen -
Träumende Herzen -
Wer nimmt sie in Acht,
Früh wann der klingende
Morgen erwacht?
Flammende Herzen -
Wer hält sie in Hut,
Rings in der zitternden
Mittagsglut?
Bebende Herzen -
Wer lindert die Pein,
Läuten die Glocken
Den Abend ein?
Schlafende Herzen -
Freundlich bewacht,
Ruhen in stiller
Grabesnacht. -
(S. 52)
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Lenz und Sommer
Es blühte die Welt und mein Herz blühte mit,
Der Frühling führte den Reigen,
Er zog über's Feld und mein Herz zog mit
That Alles vor ihnen sich neigen.
Der Erde Rund wie ein Garten lag
Vor mir im duftigen Weben,
Immer klarer die Nacht, immer heller der Tag,
Immer reicher und bunter das Leben!
Noch glühet die Welt und mein Herz glühet mit,
Doch hält sie der Sommer umfangen;
Geschnitten das Feld - und so mancher Schnitt
Ist mitten durch's Herz gegangen.
Noch ruft mich die Liebe zu Freuden wach,
Doch faßt mich mitunter ein Beben:
Immer kühler die Nacht, immer heißer der Tag,
Immer ernster und stiller das Leben!
(S. 52-53)
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Aus: Dichterstimmen aus Baltischen Landen
Herausgegeben von Eugen Richter
Leipzig August Neumanns Verlag 1885
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