Jules Joseph Levebvre
(1836-1911)
Ophelia |
Wilhelm Schwartz
(1816-1912)
Wechsel
Als ich hinausgeschauet - vor wenig Stunden kaum -
Da glühten hell die Sterne am klaren Himmelsraum,
Und jetzt ist's trüb und dunkel, der Sturm braus't durch die Nacht -
Wo seid ihr hin, ihr Sterne, die mild mich angelacht?
Ach, auch im Busen glänzte mir einst ein Stern, gar mild,
In lichten Farben prangte der Zukunft heit'res Bild -
Und jetzt ist's trüb und dunkel, der Sturm braus't durch die Nacht, -
Wo seid ihr hin, ihr Träume, die selig mich gemacht?
(S. 185)
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An den Mond
Was schaust du, Mond, zu mir herein,
Von deinem Himmel hoch?
Wol ist er schön dein blasser Schein,
Doch weiß ich schönern noch.
Ich weiß ein blasses Angesicht,
Das stralt noch eins so schön,
Und, ach, vor zweier Augen Licht
Kann deines nicht bestehn!
Die aber fragen nichts nach mir,
Sind nicht so mild wie du, -
Drum sieht die Mitternacht mich hier
Noch wach und ohne Ruh'!
(S. 186)
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Liebesfrühling
Du fragst, wie's zugegangen,
Daß Lieb' uns überkam,
Und wie im Sturm gefangen
Dein Herz und meines nahm?
Hast du denn eingesehen,
Wie plötzlich über Nacht
Rings an den kahlen Höhen
Der Frühling ist erwacht?
Du kannst es nimmer sagen,
Wie Lenz so hold erblüht,
Und willst die Liebe fragen,
Warum dein Herz erglüht?
(S. 195)
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Aus: Schneeglöckchen Deutsche Lieder aus den Ostsee-Provinzen
gesammelt und herausgegeben von
Arnold Tideböhl und Wilhelm Schwartz
Riga und Leipzig
Verlag von Edmund Goetschel 1838
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