Aus dem Buchstaben Lam
Imrus rusi schadist imsal sali gül
Heut' ist der Tag der Lust, das Jahr der Rose,
Es geht uns wohl, und wohl ergeh's der Rose.
Der Rose half das Rosenbeet des Freundes,
Damit man sehe nicht den Untergang der Rose.
Es lacht der Hain, Narcissen sind betrunken
Vom Schönheitsaufruhr und vom Glanz der Rose.
Der Lilie Zunge sagt in's Ohr Cypressen
Geheimnisse der Nachtigall und Rose.*
Die Rose hält in unsrem Haus den Becher
Durchwürzet vom Genuß des Dufts der Rose.
Die Welt umfasset nicht das Bild der Rose,
Die Phantasie umfasset nicht die Rose.
Die Rose ist ein Both' vom Seelengarten,
Und ein Diplom der Schönheit ist die Rose.
Prophetenschweiß ** steht auf der
Ros' in Perlen,
Aus Neumonden ein Vollmond ist die Rose.
***
Ein neues Leben wird den Geist beschwingen,
So oft er riecht den süßen Duft der Rose.
Wie Abraham durch Hauch belebte Vögel
****
Erstehet aus des Frühlings Hauch die Rose.
Sey still und schließ den Mund wie Rosenknospen,
Verstohlnes Lächeln streue, wie die Rose.
* Wörtlich: Die Geheimnisse der Liebe
der Nachtigall und der Schönheit der Rose.
** Wörtlich: Der Anmuthsschweiß Mustafa's, d.i. Mohammed's.
*** Jedes Rosenblatt ist ein Neumond, die ganze Rose der Vollmond.
**** Eine Anspielung auf die morgenländische Sage von Abraham,
der hier im Texte Chalil, d.i. der Geliebte Gottes, heißt.
Er formte vier Vögel aus Thon,
und beseelte dieselben mit seinem Hauche, so daß sie in die vier
Weltgegenden davonflogen;
wie der Thon durch den Hauch Abrahams belebt ward, so durch die
Wiederkehr des Frühlings die Rose.
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Tschi karistan ki dari ender in dil
Welch eine Werkstatt hast im Herzen?
Welch einen Abgott trägst im Herzen?
Es kam der Lenz, die Zeit der Saaten,
Wer weiß, was du gebierst im Herzen?
Der Allmachtschleyer, der das Aeußere
Verhüllt, ist aufgedeckt im Herzen;
Der Fuß des Suchers weilt im Schlamme,
Allein sein Kopf ist frey im Herzen.
Wenn's Herz nicht höher wär' als Himmel,
So stände nicht der Mond im Herzen,
Und wär' das Herz nicht eine Hauptstadt,
So thronte nicht der Herr im Herzen.
Es ist ein wunderbar' Gehölze,
Denn Königsjagd ergeht im Herzen.
Des Herzens Meer schlägt tausend Wogen,
Die Perlen findest du im Herzen.
Ich schweig', es fasset nicht Gedanke
Des Herzens Bild in meinem Herzen.
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Ta nesed afitab chaimëi nuri dschelal
So lang die Sonne nicht aufschlägt das Lichtzelt,
Sind alle Tagesvögel noch verwirret.
Ein Sonnenblick ruft nun hervor die Tulpen,
Verderben ist es jetzt zu Haus zu sitzen.
Das Sonnenschwert vergießt das Blut Aurorens,
Mit Recht das Blut von tausend Morgenröthen.
Verliebter! schau mit offnem Aug zum Himmel,
Den Vollmond siehst du dort, in mir den Neumond.
Der Schenke reicht das Glas der ew'gen Dauer,
Ich blähe mich durch seine Huld wie Flaschen.
Das Aug voll Schlaf sprach ich: Es ist nun Nacht.
Er sprach: Vor meinem Angesicht unmöglich.
So lang es graut, ist zweifelhaft der Morgen;
Doch Mittags zweifelt Niemand mehr am Tage.
O schaue schnell der Seelensonn' in's Antlitz,
Schau' weg von mir, dass du die Schönheit schauest.
Die Sonnenscheibe zeigt dir Schems Tebrisi
*
In vollem Glanz; o gute Vorbedeutung!
* Du siehst in der Sonne das Angesicht
Schems Tebrisi's.
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