Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Josef von Hammer-Purgstall 1818)


 

3. Bahr Hesedsch Achrab


Ein einziges Wort hör' von mir wenn du Schmähungen entgehen willst.
Ich bin Opiumsack, hüth' dich, mich zu eröffnen hüth' dich.

Wirf Feuer auf mich, wirf's zu! Ha, Feuer! was kanns mir thun,
Der hundertley Gluth dem Weltbau hundertley List zuwarf?

Wäre Himmel nur Kopf und Erde Fuß, beyde nur Kopf und Fuß,
So würde ich siegreich beyder, dieser und jenes Herr seyn.

O reines Getränk, Wein, ganz rein im reinen Gefäß des Herrn!
Trink, trink als Arzney, denn bey uns gehet der Rausch vor.
___________

Bügüsescht mehi ruse iid amed u iid amed

Fastmond ist vorbey, Fest ist, der Fastmond ist vorbey, Fest ist.
Fluchtnacht ist vorbey, der Vielgeliebte gekommen ist.

Ist Morgen getreu wird deine Asra, zum Wamik gleich.
Und dein Geliebter Liebende und der Jünger Scheich.

Sie zanket, ich seh' mit Liebesblick, für das Gift dank' ich.
Sieh aus beflecktem Leib' rein entflohn die Seel' ist mein.

Hoch, rein wie die Sonne, ist jedesmahl sie dem Leib entflohn.
Durch süßen Genuß aus dem Glas' sind Herzen dir unterthan.

Die Seelen sobald sie's in Erfahrung gebracht, läuft zu.
Viel Buße, die ziemt, zersprang an deinem Gestein entzwey.
Viel Fromme, sie kommen zu uns Klausner zerrissenen Kleids.

Drey Monde hindurch kam auf entweihete Flur kein Hauch,
Da kam aus geheimem Ort, dein Frühling mit Blüthenhauch.
___________

Imam ber kafri tu ei schach tschi kes basched

Was ist Religion, was ist vor dir Unglauben, Schah?
Simurg, der die Welt durchmisst, ist Fliege vor deinem Aug'.

Lebendige Fluth des Glaubens und des Unglaubens Staub
Sind beyde vor der Gluth was Reisig im Feuer ist.

Die Seele hat Glauben, der Odem der Seele ists.
Im Glauben versenkt ist das Herz, was braucht es die Seel' allhier!

Unglauben ist Nacht, der Glauben Lampe wenn Sonn' aufgeht.
Spricht Glauben zum Unglauben beyde verschwinden wir.

Der Glauben ist Religionspferd und die Seele Wesir.
*
Wenn aber der Schah kommt, was brauchts Pferd und Wesir alsdann?

Sonst immer voraus ging Glauben, hintennach Unglauben.
Ist Kerze des Leibs Seele dir, brauchts vorn und hinten nicht.

O Schems-tebrisi! Deßhalb bist so erhaben du.
Weil, wer nicht wie ich steht fest am Grunde, zu dir nicht kommt.

* Anspielung auf das Schachspiel; das Pferd und der Wesir
heißen bey uns Reiter und Königinn.

___________

Ei chaki kehi pajet riscki feleki budi

Du, dessen bestaubten Fuß der Himmel anblickt mit Neid,
Ursprünglich ist meine Seel' und Deinige Eines nur.

In sinesischen Mahlers Haus sah ein Gemälde ich
Das Menschengesichtern und Engeln Seelen gekostet und Blut.

Viel Worte der Wahrheit ruh'n im Herzen verborgen Nachts,
Viel Lichter der Wahrheit glänzten Zweifelsgesichtern auf.

Ich sprach zu Ajaf, bist endlich Freyer Mahmud's geworden:
Wer hat mit den Schah dieß angefangen? O Ibiki!

O Hund, der mit Siebenschläfern gingst in die Höhle ein,
Wirst endlich zum Löwen Gottes, warst doch ein Hündlein nur!

O Fisch in der Gluth, such' dich zum Wasser zu tragen hin.
Im Anfang' der Welt ruht' auch unter den Wassern ein Fisch.

Schemset-tebrisi, gleich gefärbt mit dir steh' ich auf,
Ein Todter ich zwar, doch du salziges Meer ringsum.
___________

 

zurück zum Verzeichnis