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Elisabeth Eleonore
von Braunschweig-Wolfenbüttel
verh. Herzogin von Sachsen-Meiningen
(1658-1729)
Vertrauen
auf Gott
Mel.: JEsu, der du meine Seele
GOtt, mein eintziges Vertrauen,
GOtt, du meine Zuversicht,
Deine Augen zu mir schauen,
Deine Hülf versag mir nicht!
Laß mich nicht vergeblich schreyen,
Sondern hör und laß gedeyen,
So wil ich GOtt halten still:
GOtt, dein Will ist auch mein Will.
Muß ich Elend hier empfinden
Und mit Gallen seyn getränckt,
Mich gleich einem Würmlein winden,
MIt viel Unglück seyn umschränckt,
Doch wil ich es alles tragen,
Und darum auch nicht verzagen,
Sondern wil GOtt halten still:
GOtt, dein Will ist auch mein Will.
Bin ich gleich veracht auf Erden,
Und muß dulten Spott und Hohn,
Hoff ich höher doch zu werden
Dorten in dem Himmels-Thron.
Wenn mich alle Menschen hassen,
Wil ich mich auf Gott verlassen,
So wil ich GOtt halten still:
GOtt, dein Will ist auch mein Will.
Alles sey dir heimgestellet,
Schaff es, wie du wilt, mit mir.
Tod und Leben mir gefället,
Willig, willig folg ich dir.
Wird mich gleich dein Last was drücken,
Wirst du wieder mich erquicken,
So wil ich GOtt halten still:
GOtt, dein Will ist auch mein Will.
Laß mich nur den Himmel erben,
Mach mich weder arm noch reich,
Christlich leben, selig sterben,
Mit den Engeln dich zugleich
Heilig, heilig, heilig preisen,
Wie uns Christen ist verheissen,
So wil ich Gott halten still:
GOtt, dein Will ist auch mein Will.
Nun, mein GOtt, in deine Hände
Geb ich Seele, Leib und Gut,
Alles nur zum Besten wende
Und halt mich in deiner Hut:
Dieses bitt ich nochmal kühnlich,
Gib mir nur, was mir ist dienlich,
So wil ich dir halten still:
GOtt, dein Will ist auch mein Will.
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