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Elisa von der Recke
(1754-1833)
Wonne der Andacht
Seligste der Lebensstunden,
Wenn der Geist zu Gott sich schwingt!
Ganz mit Herrlichkeit umringt,
Hat dich meine Seel' empfunden,
Wenn sie sinnend fern und nah
Gottes ew'ge Liebe sah.
Schmückte die nicht uns're Fluren?
Schmückte sie den Himmel nicht
Mit dem Sonn'- und Sternenlicht,
Mit den glänzenden Naturen,
Wo in Gottes Widerschein
Sich die höhern Geister freu'n?
Stattete nicht zum Genusse
Gottes Huld dies Erdenthal,
Wie zu einem Liebesmahl,
Aus mit einem Ueberflusse,
Welcher, unversiegbar mild,
Aus des Lebens Urnen quillt?
O du Wesen aller Wesen!
Deine Güt' und Herrlichkeit
Füllt das weite Reich der Zeit.
Auch der Mensch ist auserlesen,
Von der niedern Erde schon
Aufzuschau'n zu deinem Thron.
Seligste der Lebensstunden,
Du entflammest mein Gemüth!
Meine ganze Seele glüht!
Diese Erd' ist mir entschwunden!
Vorgefühl der Himmelslust
Füllt und hebet meine Brust.
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