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Elisabeth Kolbe
(1864-1936)
Ostergruß
(Mit frischen Veilchen)
's ist Osterzeit! Wenn Du's nicht wissen solltest,
So kündeten Dir's Fink und Amsel an,
Und wenn Du diese nicht vernehmen wolltest,
So hätte es der Veilchenduft gethan,
Der süß berauschend – als ein Frühlingsbote
Aus einer lieblicheren Welt entschwebt –
Mit holden Wohlgerüchen die noch tote
Natur zum Auferstehungsfest belebt.
's ist Osterzeit! Wie Dich im Lenzgetriebe
Die Blumen grüßen und der Vöglein Schlag,
So grüßt Dich aus der Ferne heut' in Liebe
Ein treues Herz zum frohen Ostertag;
Es wünscht dir ein beglückendes Versenken
In die an Wundern reiche Frühlingszeit
Und ein noch mehr gesegnetes Gedenken
Der uns geoffenbarten Herrlichkeit.
's ist Osterzeit! Nun wirf sie ab, die Sorgen,
Dem neuen Morgen hoffend zugewandt,
Und fühle Dich in dessen Hand geborgen,
Der die Erlösung für sein Volk erfand!
Gewiß, wie er ein tausendfaches Leben
In Wald und Flur jetzt wundermächtig schafft,
Wird er auch Deinem Herzen wieder geben
Der Osterhoffnung neue Lebenskraft.
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