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Luise Förster (Ps.
Ada Linden)
(1847-1911)
Ostern
Erstorben war des Frühlings Lust und Prangen
Und Winternacht auf weiter Erde lag,
Es harrte lang in tiefer Sehnsucht Bangen
Manch hoffend Herz auf einen Ostertag!
Manch feuchtes Auge fragte, nachtumfangen,
Ob noch kein Strahl aus düstern Wolken brach?
Doch ob verwelkt, verweht die lichten Blüthen –
In dunkler Hülle Lebensflammen glühten.
Und horch! wie feiernd heut' in allen Landen
Der Osterglocken hehrer Gruß erklingt:
Der Heiland, der Befreier ist erstanden!
Aus Todesnacht er siegend auf sich schwingt!
Und überall mit ihm aus finstern Banden,
Die Fessel sprengend, lichtes Leben dringt.
O sei gegrüßt, der sel'gen Sieg errungen,
Du Lebensgott, der Todesnacht bezwungen!
Wie regt sich's mächtig nun in tiefen Grüften,
Wie treibt's und wächst und blüht zum Licht empor!
Wie freudenreich in blauen, sonn'gen Lüften
In Glockenklänge tönt der Lerchenchor!
Wie weht ein Hauch von linden Veilchendüften
Aus dürrem Laub am öden Hag hervor!
In Wald und Flur vieltausend Knospen sprießen,
In Duft und Pracht sich blühend zu erschließen.
Sie alle wollen sel'gen Gruß dir sagen:
Du bangend Herz, laß ab von Winters Leid,
Auch deine Stunde wird in Wonne schlagen,
Da du erblühst zu gleicher Herrlichkeit!
Gesenktes Auge, sieh im Glanze tagen
Den Ostermorgen nach der trüben Zeit!
Wie wir aus Winteröde uns erheben,
Erschließe muthig dich dem neuen Leben!
Und wenn du trauernd kniest am stillen Orte,
Schließt all dein Glück ein dunkler Hügel ein,
O glaube du dem heil'gen Osterworte,
Sieh freudig abgewälzt den schweren Stein!
Geöffnet ist des Todes nächt'ge Pforte
Und in die Gruft erglänzt der Morgenschein.
Zu Himmelshöh'n von öden Grabeshügeln
Heb' deine Hoffnung sich auf Glaubensflügeln!
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