Das Sonntagsgedicht

Geistliche Gedichte deutscher Dichterinnen
(vom 25. April 2010)

(c) Gerd Altmann Pixelio.de




Johanna Sophia Gräfin von Schaumburg-Lippe
(1673-1743)



Marc. 7, 37

Mel: Es mag mir gehen, wie es will

DEr HErr hat alles wol gemacht!
Ihm hab ich gäntzlich mich ergeben,
Schickt Er mir manche trauer Nacht,
So will Er stets doch um mich schweben.
Er setzt dem Kreuz sein Ziel,
Hilfft, warum und wie Er will,
Ihm will ich halten still.

Der HErr hat alles wol gemacht!
Es kan hinfort mir nichts mehr schaden.
Ob gleich viel Unglück mich jetzt plagt,
So muß zum besten mirs gerathen.
Mein JEsus weiß die Zeit,
Sein Hülff ist schon bereit,
Die ich erwart mit Freud.

Der HErr hat alles wol gemacht!
Ich als sein Kind will Ihm vertrauen,
Er hat schon Vatters Hülff bedacht,
Drum kan für nichts mir jetzund grauen.
Mein GOtt, der lang für mich
Gesorget vätterlich,
Wird jetzt nicht ändern sich.

Der HErr hat alles wol gemacht!
Thut Er gleich offt sich hart anstellen,
Als ob Er meiner gar nicht acht,
Und solt es mir an Hülffe fehlen:
Je härter Er mir scheint,
Als wär er mir gantz feind,
Je treulicher Er's meint.

Der HErr hat alles wol gemacht!
Drum will ich stetigs auf Ihn hoffen,
In meiner letzten Todes-Nacht
Und wann mich Unglück hat betroffen.
Auch in dem letzten Streit
Soll Er seyn allezeit
Mein Herzens-Trost und Freud.


 


 

 


Gedicht aus: Deutschlands Dichterinnen.
Blüthen deutscher Frauenpoesie
aus den Werken deutscher Dichterinnen
der Vergangenheit und Gegenwart
ausgewählt von Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o.J. [1895] (S. 419-420)

Bild: (c) Gerd Altmann Pixelio.de




 

 

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