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Adele Gründler
(1854-1909)
Jes. 2, 5
Höher, denn alle Berge auf Erden,
Heller, denn aller irdische Schein,
Soll einst der Berg Jehova's werden,
Soll das Gesetz des Höchsten sein.
Von Jerusalem's leuchtender Zinne,
Vom Berge Zion erstrahlet es fern, –
Kommet nun, ihr vom Hause Jakobs,
Lasset uns wandeln im Licht des Herrn!
Arm zwar stieg es zuerst hernieder,
Klein und unscheinbar, das ewige Licht.
Hirten sangen ihm schüchterne Lieder,
Kannten des Kindes Größe noch nicht;
Dennoch ließen sie sich bestrahlen
Froh von Bethlehem's Wunderstern, –
Kommet nun, ihr vom Hause Jakobs,
Lasset uns wandeln im Licht des Herrn!
Siehe, und aus der Heiden Landen
Weise und Könige kamen sie,
Suchten, bis sie das Kindlein fanden,
Beugten verehrend vor ihm das Knie.
Weisheit und Macht und Pracht und Ehre
Kamen, dem Kinde zu huld'gen, von fern, –
Kommet nun, ihr vom Hause Jakobs,
Lasset uns wandeln im Licht des Herrn!
Heller leuchtet von Tabor's Höhen,
Göttlicher schon des Lichtes Glanz;
Himmlische Klarheit ist dort zu sehen,
Überkleidend das Irdische ganz.
Und der Jünger geblendetes Auge
Taucht in die Herrlichkeit, – ach, wie gern!
Kommet nun, ihr vom Hause Jakobs,
Lasset uns wandeln im Licht des Herrn!
Drohet das Licht auch einmal zu erbleichen
Dort auf dem Hügel zu Golgatha,
Wo unter Todes schaurigen Zeichen
Gänzlich es schien dem Erlöschen nah, –
Doch ist in Donnergetöse und Brausen
Göttliche Gnade des Dunkels Kern.
Kommet nun, ihr vom Hause Jakobs,
Lasset uns wandeln im Licht des Herrn!
Und wie du leuchtend die Wolken durchtheilet,
Ewiger Abglanz vom ewigen Licht,
Wie du einst segnend den Jüngern enteilet –
Segne auch uns! gieb, was Jedem gebricht!
Ob du hoch thronest im himmlischen Glanze,
Licht uns zu geben, bist du nicht fern.
Kommet nun, ihr vom Hause Jakobs,
Lasset uns wandeln im Licht des Herrn!
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