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Agnes Gräfin Schwerin
(1815-1895)
Wo Du der Herr ...
Wo Du der Herr,
Da schweigt das eigne Wollen,
Da giebt es nur ein unverbrüchlich Sollen
In Deinem heil'gen Dienst;
Da fördern sich in Dir und Deiner Stärke,
Von Dir geboten, opferfreud'ge Werke,
Zu Deiner Ehr'.
Wo Du der Herr
Gewinnt die Demuth Stätte
Und treibt die Seele, daß sie ganz sich bette
In Dich und Deine Huld;
Da rühmt sich, wer sich rühmet, Dein alleine
Und heißt, umstrahlt von Deinem Gnadenscheine,
Dein Eigenthum.
Wo du der Herr,
Da ist das Stillestehen
Mit Ernst verbannt und rüst'ges Weitergehen
Wehrt jeden Geistestod;
Da klopft das Herz in vollgewicht'gen Schlägen
Der Arbeit für das Gottesreich entgegen,
Gönnt sich nicht Ruh'.
Wo Du der Herr,
Da ist der Fried' gekommen,
Da ist die Unruh' und die Angst genommen,
Da wird es ganz – ganz still;
Du bist ja da – ist das nicht Grund zur Freude?
Du bist ja da – das wehret allem Leide
Und sühnt den Schmerz.
Wo Du der Herr,
Da endet jeder Zweifel,
Da ist besiegt Sünd, Hölle, Tod und Teufel
Durch Dein gewisses Wort;
Denn was Du zugesagt, das wirst Du halten,
Und ob auch alle irdischen Gewalten
Dir sprächen Hohn.
Wo Du der Herr,
Weicht spurlos Haß und Fehde,
Da ist von keinem Zwiespalt mehr die Rede,
Du hast gebannt den Streit;
Es sei denn daß der heil'ge Ruf erschalle,
Der sammle Deine treuen Knechte alle
Um Dein Panier.
Wo Du der Herr,
Da eilen sie in Schaaren,
Wenn's gilt, Dein Wort Dein Sacrament zu wahren
Vor frechem Uebermuth;
Da woll'n, geschmückt mit Deinem Kreuzeszeichen,
Sie nimmermehr dem bösen Feinde weichen
Aus Menschenfurcht.
Denn wo Du Herr,
Da weh'n die Siegesfahnen,
Die sich auch in der Wüste Wege bahnen
Hin durch die Nacht zum Licht.
Wo Du der Herr, da muß es stets gelingen,
Die Glaubensfrucht – den Sieg – davon zu bringen;
Dein ist die Macht!
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