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Elise Hochweber
(1818-1894)
Weihnachtsgefühl eines Erwachsenen
Du schöne Zeit, da wir noch Kinder waren,
O kehrtest du noch einmal mir zurück!
Mein Genius von jenen sel'gen Jahren,
Wo weilst du mit dem sonnenhellen Blick?
Christkindchen naht mit seinen Engelschaaren,
Mit seinem Segen, seinem Kinderglück,
Doch ach! getrübt im rauhen Weltgewühle
Sind mir die einst so wonnigen Gefühle!
O schöne Zeit, da noch mit frommen Scheuen
Die Weihnachtskammer ich im Glauben mied,
Daß Christkindchen und Engel darin seien,
Die Spenden ordnend, die es uns beschied!
Da nie ich säumte, täglich zu erneuen
Mein Christgebet, mein kindlich Weihnachtslied,
Da Monden lang im Traum und wenn ich wachte
Ich deines Glücks, du schöner Abend, dachte!
Fühlt' ich noch einmal dich, du süßes Bangen,
Eh' uns zum Fest der Glocke Ruf erscholl!
Noch einmal dich, du reizendes Verlangen,
Als golden durch der Pforte Spalten quoll
Der Lichtlein Glanz, bis er uns aufgegangen,
Der heitre Saal, vom Weihnachtssegen voll!
Der bunte Glanz, der Bäumchen süße Bürde,
Wie Alles dies zu Freud' und Dank uns rührte!
Und dieses Glück, nicht wird's uns mehr erblühen
In seiner ungetrübten Lauterkeit;
Das Leben, ach! mit seinen Sorgen, Mühen
Hat bald der Kindheit holde Ruh' zerstreut!
Doch wird es mich zum wahren Glück erziehen,
Das segnend uns der Weltenheiland beut:
Aus meiner Kindheit zarten Blüthenträumen
Soll es mir nun zum ew'gen Heil erkeimen!
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