Das Sonntagsgedicht

Geistliche Gedichte deutscher Dichterinnen
(vom 23. Januar 2011)

(c) Gerd Altmann Pixelio.de




Amalia Katharina Gräfin von Erbach
(1640-1697)



Lob- und Danck-Lied

Mel.: Befiehl du deine Wege

MEin Hertze soll nun loben
Den HErren, seinen GOtt,
Dem auch im Himmel droben
Stets stehen zu Gebot
Viel tausend Seraphinen,
Aus deren Lob-Geschrey
Wir lernen GOTT zu dienen,
Und was sein Lobe sey.

Wo soll ich Worte finden
Zu dancken deiner Treu,
Die ich nicht kan ergründen,
Weil sie wird täglich neu?
Was bin ich arme Erde,
Mein GOTT, was bin ich dann,
Daß ich loß von Beschwehrde
Dir ewig dienen kan?

Ja Heilig, Heilig, Heilig
Ist unser HErr und GOtt,
Der all' die Seinen treulich
Errettet aus der Noth,
Der all' die Seinen schützet,
Und steht sehr kräfftig bey,
Wenns noch so kracht und blitzet,
Macht Er sie davon frey.

Wenn Menschen Hülff ein Ende,
Da ist die Seine da,
Er hilfft bald und behende,
Und ist all denen nah,
Die Ihn von Hertzen suchen,
Und trauen in der Noth,
Die Eitelkeit verfluchen,
Und ehren Ihn als Gott.

Wie herrlich, groß und prächtig
Ist doch der grosse GOTT,
Dem hier, was noch so mächtig,
Muß stehen zu Gebot:
Er kan die Hertzen biegen,
Und geben Maaß und Ziel,
Es muß sich alles fügen,
Nach dem der Höchste wil.

Ja ewig sey gepriesen
Der grosse Wunder-Mann,
Der an mir hat bewiesen,
Was seine Hülffe kan:
Es müssen auch die Heyden
Und Völcker bringen für,
Was GOTT will Guts bescheiden
Dem, der Ihm dienet hier.

Deß ich mich billich tröste
In aller Traurigkeit,
Daß GOTT der Aller-Gröste
Mir hilffet iederzeit:
Drum wil ich seyn ergeben
Ihm stets in dieser Welt,
Biß daß ich werde leben
Bey Ihm im Himmels-Zelt.





                                                    


Gedicht aus: Deutschlands Dichterinnen.
Blüthen deutscher Frauenpoesie
aus den Werken deutscher Dichterinnen
der Vergangenheit und Gegenwart
ausgewählt von Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o.J. [1895] (S. 331)

Bild: (c) Gerd Altmann Pixelio.de




 


 

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