Das Sonntagsgedicht

Geistliche Gedichte deutscher Dichterinnen
(vom 15. Mai 2011)

(c) Gerd Altmann Pixelio.de




Barbara Elisabeth Schubart
(um 1674-1695)


Der vergnügte Christ


Ich will im Sterben und im Leben
Mit meinem GOtt zufrieden seyn,
Denn was des Höchsten Hände geben,
Dabei ist lauter Gnaden-Schein.
Ich bin vergnügt, wie es GOTT giebt,
Was ihm gefällt, auch mir beliebt.

Wenn ich nur meinen JEsum habe,
So frag ich nichts nach Gut und Geld;
Denn JEsus ist die beste Gabe,
Die meinem Herzen wohl gefällt.
Weg, Gold, weg, Gut, weg, stoltze Pracht!
Ich habe, was mich freudig macht.

Gnug, wenn mir GOtt Gesundheit giebet,
Und so viel, als ich darf zur Noth.
Gnug, wenn mich nur mein Heyland liebet,
Und speiset mich mit Himmel-Brod,
Auch mein Gewissen rein bewahrt,
Biß zu der Seelen Himmelfahrt.

Wenn alles Unglück sich empöret,
Wenn Mangel mich verzaget macht,
So weiß ich, daß mich GOtt ernähret,
An dem ich hange Tag und Nacht;
Drum soll kein Elend, biß ins Grab,
Von meinem GOtt mich scheiden ab.

Ich will mich stets zu JEsu halten
In meiner gantzen Lebens-Zeit,
Und meinen Gott nur lassen walten,
Im Wohlstand und in Traurigkeit.
Giebt mir GOtt wenig oder viel,
Zufriedenheit bleibt doch mein Ziel.





                                                    


Gedicht aus: Deutschlands Dichterinnen.
Blüthen deutscher Frauenpoesie
aus den Werken deutscher Dichterinnen
der Vergangenheit und Gegenwart
ausgewählt von Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o.J. [1895] (S. 352)

Bild: (c) Gerd Altmann Pixelio.de




 

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