Indianische Liebeslieder



Zwei Tag ist's nun, zwei Tage
Daß letzt ich Nahrung nommen,
Zwei Tage nun, zwei Tage!

Für Dich, für Dich, mein Lieb,
Für Dich ist's, daß ich traure,
Für Dich, für Dich, mein Lieb!

Die Fluth ist tief und breit,
Auf der mein Lieb gesegelt,
Die Fluth ist tief und breit!

Für Dich ist's, daß ich treure,
Für Dich, für Dich, mein Lieb!
Für Dich ist's, daß ich traure! (S. 123)
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Wahrhaftig, ihn lieb ich allein,
Deß Herz ist wie der süße Saft,
Der süße Saft des Ahornsbaumes!
Wahrhaftig, ihn lieb ich allein!

Ihn lieb ich, ihn lieb ich, dessen Herz
Verwandt ist mit dem Laube, dem Espenlaub,
Dem Blatt, das immer lebt und bebt,
Wahrhaftig, ihn lieb ich allein! (S. 123)
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Ständchen

Erwache, Blume des Waldes, schöner Vogel der Steppe!
Erwache, Du mit dem Auge des Rehes!

Wenn du mich anblickst, bin ich glücklich wie
die Blumen, wenn sie den Thau fühlen!

Der Athem Deines Mundes ist süß, süß wie der
Duft der Blumen am Morgen; süß wie ihr Duft
am Abend im Monde des welkenden Blattes!

Springt nicht das Blut meiner Adern Dir entgegen,
wie der Strudel der Sonn' entgegen springt im
Monde der leuchtenden Nächte?

Dir singt mein Herz wenn Du nahe bist, wie die
tanzenden Zweige dem Winde im Monde der
Erdbeeren!^*

Wenn Du nicht heiter bist, meine Geliebte, so ist
mein Herz verdüstert, gleich den glänzenden
Gewässern wenn Schatten von den Wolken oben
fallen.

Dein Lächeln macht mein unruhiges Herz sich
erhellen, wie die Sonne die Wellchen gleich Gold
scheinen macht, die der kalte Wind gekräuselt hat.

Und ich! o sieh mich, Blut meines schlagenden Herzens!
Die Erde lächelt, die Gewässer lächeln,
die Himmel lächeln - aber ich, ich verlerne
zu lächeln, wenn Du mir nicht nahe bist.
Erwache, erwache, meine Geliebte! (S. 124)
 

Aus: Versuch einer geschichtlichen Charakteristik der Volkslieder germanischer Nationen
mit einer Übersicht der Lieder aussereuropäischer Völkerschaften
von Talvj [Therese Albertine Louise von Jakob verh. Robinson 1797-1870 ]
Leipzig 1840