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Deutsche Liebeslieder
(Volkslieder)
Sammlung Wilibald Walter (1841)
Inhaltsverzeichnis der
Lieder:
Lied 15.
Es ging ein Gärtner-Mädchen
Tief sinnend und allein;
Sie sprengte unverdrossen
Ihr Blumenbeet, doch flossen
Auch helle Thränen drein.
Verlaßner Wilhelm, seufzte
Sie ihrem Liebsten nach,
O könnt' ich, wie im Garten
Der Blumen, deiner warten,
Du Herzens Wilhelm, ach!
Am kriegerischen Rheine
Verwelkest du vielleicht,
Und wimmerst um Erbarmen,
Indeß kein Mensch dir Armen
Ein Tröpfchen Labung reicht.
Vom wilden Kugelregen
Wirst du vielleicht bedroht,
Wie Blumen unter Schlooßen,
Mit deinen Streitgenossen
Und findest deinen Tod.
So war dem Mädchen immer
Von heißer Ahnung bang,
Seitdem vom stillen Pfluge
Zum kriegerischen Zuge
Man ihren Wilhelm zwang.
Jetzt schlug die Mittagsstunde,
Sie trocknete den Blick,
Und schwankt' mit mattem Schritte
Zur väterlichen Hütte
Gedankenvoll zurück.
Auf einmal stand am Wege
Vor ihr ein alter Mann,
Und sprach an seiner Krücke
Mit kummervollem Blicke
Sie um ein Schärflein an.
Wie streckt' er nach der Gabe
Begierig seine Hand;
Ach, ruft er, habt Erbarmen
Mit einem lahmen Armen,
Der stritt fürs Vaterland.
Bedeckt mit schweren Wunden,
Mit aufgespaltnem Bein,
Kehr' ich nach dreizehn Schlachten
Mit Sehnen und mit Schmachten
Zurück vom blut'gen Rhein.
Mitleidig reichte Röschen
Ihm Geld und Blumenstrauß,
Und forscht' ihn unter Thränen,
Mit Ahnung und mit Sehnen
Nach ihrem Wilhelm aus.
Ach sprach der Invalide
Und drückte Röschens Hand,
Wie mancher fiel im Streite,
Zunächst an meiner Seite
Den ich gar nicht gekannt.
Hilf Himmel! Das verhüte!
Seufzt unser Röschen hier,
Zum Leid bin ich geboren,
Mein Wilhelm ist verloren,
Das ahnet lange mir.
Mich jammert, sprach der Alte,
Dein trauriges Geschick;
Doch besser ist es immer
Dein Wilhelm kehret nimmer,
Als so wie ich zurück.
O nein! o nein! erwiedert
Das Gärtner-Mädchen, nein!
Käm' Wilhelm nur zurücke,
Wär's auch an einer Krücke,
Wie fröhlich wollt' ich sein.
Wie wollt ich Stab und Stütze
Ihm in der Schwachheit sein,
Des harten Schicksals Schläge,
Sollt' er bei meiner Pflege
Vergessen und verzeihn.
O Liebe sonder gleichen!
Rief voll Entzücken hier
Der arme Krückengänger,
Was berg' ich mich noch länger,
Dein Wilhelm steht vor dir!
Er warf die Lumpendecke,
In der er Bettlern glich,
Den Stelzfuß und die Krücke
Mit jubelvollem Blicke
Bei diesem Wort von sich.
Da stand er, schnurgerade,
Gleich einem Birkenreis
Vor ihr im weißen Kleide,
Und trug an seiner Seite
Des tapfern Kriegers Preis.
Er drückt mit Freudenthränen
Sein Liebchen an die Brust,
Komm, ruft er, Vielgetreue,
Sei ewig und auf's neue
Nun meines Herzens Lust.
Dann griff er nach der Krücke
Und schraubt' die Hörner los;
Da rollten goldne Stücke
Aus dieser hohlen Krücke
In seines Mädchens Schoos.
Sie herzten nun auf's neue
Mit junger Liebe sich
Ach Gott, ach Gott, wie fröhlich,
Wie reich, wie stolz, wie selig,
Rief Röschen, machst Du mich!
Sie fliegt mit dem Geliebten
Froh in ihr Haus zurück,
Die Aeltern sehn nicht minder
Entzückt auf ihre Kinder
Und wünschen segnend Glück.
Die Schwestern flechten Kränze
In Röschens blondes Haar,
Und eh der Abend grauet
Ist schon das Paar getrauet;
Glück auf, du edles Paar!
(S. 19-24)
Fliegendes Blatt: Fünf neue Lieder, gedruckt zu Dresden
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Lied 17.
Ich habe mein feins Liebchen
So lange nicht gesehn, gesehn,
So lange nicht gesehn.
Ich sah sie gestern Abend
Wohl an der Hausthür stehn ja stehn
Wohl an der Hausthür stehn.
Sie sagt' sollt' sie küssen,
Der Vater sollt's nicht wissen;
Die Mutter hat's gesehn, gesehn,
Die Mutter hat's gesehn.
Mein Kind willst du schon freien?
Es wird dich bald gereuen,
Es reuet dich gewiß, gewiß,
Es reuet dich gewiß.
Wenn andre junge Mädchen
Von ihren Spinnenrädchen
Wohl auf den Tanzplatz gehn, ja gehn,
Wohl auf den Tanzplatz gehn,
Wirst du ein junges Weibchen
Mit deinem ehrbarn Häubchen
Wohl an der Wiege stehn, ja stehn,
Wohl an der Wiege stehn.
Wirst singen Heia Poppeia
Schlaf ein mein Kind schlaf ein, schlaf ein
Schlaf ein mein Kind schlaf ein.
Das Feuer kann man löschen,
Die Liebe nicht vergessen
Das Feuer brennt so sehr, so sehr,
Die Liebe doch noch mehr.
(S. 25-26)
Studentenlied
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Lied 18.
Guter Mond du gehst so stille
In den Abendwolken hin,
Blickst so traurig, und ich fühle
Daß ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke
Deiner stillen heitern Bahn;
O wie hart ist das Geschicke,
Daß ich dir nicht folgen kann.
Guter Mond dir will ich's sagen
Was mein banges Herze kränkt,
Und an wen bei meinen Tagen
Die betrübte Seele denkt.
Guter Mond du darfst es wissen,
Weil du so verschwiegen bist,
Warum meine Thränen fließen
Und mein Herz so traurig ist.
Dort an einem kleinen Thale,
Wo viel junge Bäumchen stehn,
Dort bei einem Wasserfalle
Wirst ein schönes Häuschen sehn.
Geh durch Wälder Busch und Wiesen,
Blicke sanft durchs Fenster hin,
Dann erblickest du Louisen,
Aller Mädchen Königin.
Nicht mit Golde nicht mit Seide
Wirst du dieses Mädchen sehn,
Im gemeinen netten Kleide
Pflegt mein Mädchen stets zu gehn.
Nicht von Adel nicht von Stande
Was man sonst so hoch verehrt,
Nicht von einem Ordensbande
Hat mein Mädchen ihren Werth.
Nur ihr Reiz, ihr gutes Herze
Macht sie liebenswerth bei mir;
Stolz im Ernste froh beim Scherze,
Jeder Zug ist gut an ihr;
Anmuthsvoll sind ihr' Geberden
Schön und reizend ist ihr Blick,
Kurz, von ihr geliebt zu werden
Scheinet mir das größte Glück.
Mond, du Freund der reinen Triebe,
Schließ dich in ihr Stübchen ein,
Sag es ihr daß ich sie liebe,
Daß sie mir nur ganz allein
Mein Vergnügen meine Freude,
Meine Lust, mein Alles ist,
Daß ich gerne für sie leide,
Wenn sie nur einst glücklich ist.
Daß ich aber schon gebunden,
Und die Freuden zu geschwind,
Meine süßen Freiheitsstunden
Schon bei mir verschwunden sind.
Daß ich aber ohne Sünde
Lieber lebe auf der Welt;
Geh und sag's dem lieben Kinde
Wie ihr diese Lieb' gefällt.
(S. 26-28)
Sächsisch
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Lied 20.
Ich hab' ein kleines Hüttchen nur,
Es steht auf einer Wiesenflur
An einem Bach, der Bach ist klein,
Könnt' aber gar nicht heller sein.
Am kleinen Hüttchen steht ein Baum,
Man sieht vor ihm das Hüttchen kaum,
Und gegen Sonne Kält' und Wind
Beschützt er die darinnen sind.
Und eine gute Nachtigall
Singt auf dem Baum so süßen Schall,
Daß Alle die vorübergehn
Ihr zuzuhören stille stehn.
Du kleine mit dem blonden Haar
Die längst schon meine Freude war,
Ich gehe, rauhe Winde wehn,
Willst du mit mir in's Hüttchen gehn?
(S. 31-32)
Harfenmädchen
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Lied 21.
Als ich einmal, am Sommertag,
Im kühlen Wald im Schatten lag,
Sah ich von fern ein Mädchen stehn,
Das war ganz unvergleichlich schön.
Und als das Mädchen mich erblickt,
Floh sie sogleich vom Wald zurück,
Ich aber sprang schnell auf sie zu
Und sprach: mein Kind was fliehest du?
Sie sprach mein Herr ich kenn' Euch nicht,
Ich scheu ein Mannsbild vom Gesicht,
Denn meine Mutter spricht zu mir,
Ein Mannsbild sei ein wildes Thier.
Wenn deine Mutter spricht zu dir,
Ein Mannsbild sei ein wildes Thier,
Mein Kind glaub du der Mutter nicht,
Küß nur ein schönes Mannsgesicht.
Ich setzte mich an ihre Seit',
Da war sie voller Zärtlichkeit;
Ich drückte sie an meinen Mund,
Da war beschlossen unser Bund.
(S. 32-33)
Thüringisch
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Lied 22.
Ich sah einmal ein Mädchen stehn,
Das Mädel das war wunderschön,
Da fuhr mir gleich in höchster Eil
Ins Herz der Liebe Fitschepfeil.
Ei Görge das war dumm!
Ich wendete zwei Groschen dran
Und schafft' mir gleich 'nen Spiegel an,
Und wusch mir stündlich mein Gesicht,
Und sparte auch die Seife nicht.
Ei Görge das war dumm!
Des Sonntags ging ich nett und fein
Wie sonst wohl noch zur Kirche 'nein;
Doch wußt' ich nicht was man sang und las,
Ich sah nur hin wo's Mädel saß
Ei Görge das war dumm!
Sonst liebte ich den Käse sehr,
Jetzt aß ich keinen Käse mehr,
Die Tabackspfeife schenkt' ich weg,
Den Schnupftaback hielt ich für Dreck.
Ei Görge das war dumm!
Einst schlich mit kühnem Liebessprung
Ich zu ihr in der Dämmerung,
Da saß sie vor der Hinterthür
Ein hübscher Bursche neben ihr.
Ei Görge das war dumm!
Sie herzten sich sie küßten sich,
Sie drückten sich herzinniglich;
Da fuhr mir's gleich durch meinen Sinn,
Du schmeißt den Kerl zu Boden hin.
Ei Görge das war dumm!
Da fiel mir ein er ist's nicht werth,
Daß ihm die Ehre widerfährt;
Drum sagt' ich nicht ein Sterbenswort
Und schlich mich in der Stille fort -
Ei Görge das war dumm!
Nun bin ich auf einmal umgewandt,
Die Arbeit geht mir von der Hand,
Ich bet' andächtig wie vorher,
Und denke nicht ans Mädel mehr.
Ei Görge das war klug.
(S. 33-34)
Meißnisch
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Lied 29.
Liebe Kleine,
Holder Engel,
Dich als Göttin bet' ich an.
Du kannst geben
Mir das Leben,
Lindre meines Herzens Brand!
Trudel heeß' ich
Gar nicht weeß ich
Was 'ne Göttin für e Thier,
Sagst dei Herz brennt,
Bist de angerennt?
O da steht es schlimm mit dir.
Oder willst du
Gar mich foppen,
Geh du dummer Hasenfuß!
Ich will der rathen
Spar den Athen,
Für'n Ochsen ich dich halten muß.
Dieses Herz
Voller Schmerz
Mein's für dein's will ich dir weihn;
Der der kleine
Lose Knabe
Schlug mich mit dem Liebespfeil.
Großer Lümmel,
Starker Bengel
Warum hast dich nicht gewehrt?
Solche Fratzen
Hau' 'ch auf de Tatzen,
Hätt' ich schöne ausgeschmiert.
Mein Herz schenken dir
Was thust denken dir,
Mein Herz is mir selber lieb.
Ohne Herz kann
Ich nich leben
Wer mir's nimmt der is e Dieb.
Laß mich küssen
Diese Lippen,
Deinen rosenrothen Mund;
Denn Mädchen wisse,
Nur durch Küsse
Wird mein krankes Herz gesund.
Seht den Narr'n an
Will e Küßchen hab'n,
Da kommt schön er bei mir an!
Denkt weil ihr Herrn seid
Habt ihr Freiheit,
Da kommt schön ihr bei mir an!
Da hab' ich Bauern
Wie die Mauern,
Für zehn von euch geb' nicht einen hin.
O ihr dummen Stadtleut'
Wie ihr's Wesen treibt!
Was für Zeug habt ihr im Sinn!
(S. 42-44)
Sächsisch
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Lied 30.
Mädchen bind' die Locken vor,
Dein Geliebter steht vorm Thor,
Dich beim Ball
Auf dem Saal
Recht zu präsentiren.
Seidne Locken passen schön,
Wenn man will zum Balle gehn,
Man kann dort
Fort und fort
Recht herum flankiren.
Schwarze Locken, blondes Haar
Trägt man jetzt, und das ist wahr,
Davon hat
In der That
Man sich überzeuget.
Selbst die Mädchen auf dem Land
Tragen jetzt ein Lockenband,
Ihrem Hans
Bei dem Tanz
Besser zu gefallen.
Doch die Locken von Natur
Bleibt die beste Mode nur,
Die man hat
In der Stadt
Und auch auf dem Lande.
(S. 45)
Sächsisch
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Lied 35.
Gieb mir die Blume,
Gieb mir den Kranz,
Liebchen ich führ' dich
Morgen zum Tanz.
Laß mir die Blume,
Laß mir den Kranz,
Führ eine andre
Morgen zum Tanz.
Du liebes Mädchen,
Du nur allein
Sollst die erwählte
Tänzerin sein.
Was kann es helfen,
Soll ich allein
Dir die erwählte
Tänzerin sein?
Ewige Liebe
Schwöre ich dir,
Gieb mir die Blume
Tanze mit mir.
Schwörst du mir Liebe,
Folg' ich zum Tanz,
Hier nimm die Blume,
Hier nimm den Kranz.
Und mit der Blume
Schenk mir dein Herz,
Ich mein' es redlich,
Treibe nicht Scherz.
Meinst du es redlich,
Treibst du nicht Scherz,
Nimm Kranz und Blume,
Nimm auch mein Herz.
(S. 53-54)
Sächsisch
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Lied 39.
Arm und klein ist meine Hütte,
Aber Ruh' und Einigkeit
Folgt mir nach auf jedem Tritte,
Und mit ihr Zufriedenheit.
Laß die Liebe bei uns wohnen,
Sie uns Blumenkränze flicht;
O Geschick, da neid' ich Kronen
Und die größten Fürsten nicht!
Wenn mein Weibchen mir am Herzen
Heiter wie ein Engel liegt,
Und mit Singen und mit Scherzen
Sich in meinen Armen wiegt;
Wenn die Silberquelle rauschet
Vor der kleinen Hüttenthür,
Uns der Mond allein belauschet,
Gott mein Gott! wie dank' ich dir.
Mit dem ersten Sonnenstrahle
Weckt mit einem Kuß sie mich,
Sitzt mit mir beim Morgenmale,
Freut der lieben Sonne sich.
Eilet dann mit heitern Sinnen,
Von den Kindern froh umtanzt,
Und beginnt den Flachs zu spinnen,
Den ihr meine Hand gepflanzt.
O wie ist sie froh und fröhlich,
Wenn sie Mährchen vorerzählt;
Gott wie ist der Mensch so selig,
Der sich nicht um Reichthum quält!
Arm und klein ist meine Hütte,
Doch ein Sitz der Einigkeit,
Gott erfülle du die Bitte,
Laß uns nur Genügsamkeit.
(S. 59-60)
Sächsisch
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Lied 40.
Als im jüngstverfloss'nen Jahr
In Leipzig Ostermesse war,
Hielt auch auf des Marktes Mitte
Amor eine Kramerhütte;
Und bot freundlich Jedermann
Herzen zu verkaufen an.
Eine Schöne trat hinzu:
Was für Herzen hast denn du?
Kann man denn nicht welche sehn?
Alle soll'n zu Diensten stehn,
Die ich in dem Kästchen habe;
Sprach der kleine lose Knabe.
Und er kramt sie alle aus,
Seh'n Sie, sprach er, schöne Maus,
Hier sind große, kleine, volle,
Schlanke, hagre, so wie tolle;
Dieses hier ist silberfein
Blank polirt und winzig klein.
Kaufen Sie mein schönes Kind,
Wohlfeil geb' ich's weil Sie's sind,
Wünschen Sie Pariser Herzen,
Die wie kleine Aeffchen scherzen,
Engeland's Gelassenheit
Oder Deutschlands Redlichkeit?
Weil ich eine Deutsche bin
Hab' ich meinen Eigensinn;
Jüngst ging mir ein Herz verloren,
Das schien nur für mich geboren,
Dieses eine wünsch' ich mir,
Für die andern dank' ich dir.
(S. 60-61)
Leipziger Jungemagd
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Lied 49.
Mein Liebster ist ein Weber,
Er webt so ämsiglich
An einem Stückchen Linnen,
Der Linnen ist für mich!
Der Aufzug ist die Liebe,
Die Treue schlägt er ein,
Denn Liebe muß mit Treue
Recht fest verbunden sein.
Das Garn hab' ich gesponnen
In mancher langen Nacht,
Und hab' an dich mein Liebster
Wohl stets dabei gedacht.
Und kommt das Stück vom Stuhle,
Bleich' ich's im Sonnenschein;
Und übers Jahr im Sommer
Soll unsre Hochzeit sein!
Ich sitz' derweil und nähe
Ein Hochzeit-Hemdchen mir,
Und träume süße Träume
Von Liebe und von dir!
Das Hemdchen weiß von Linnen,
Das Band von Seide roth:
Die Unschuld und die Liebe
Thun in der Ehe not.
(S. 71-72)
Sächsisch
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Lied 50.
Schöne Schäferin, wo weidest du hin,
Und was hast du Falsches im Sinn?
Du sagst du liebst mich,
Aber du hassest mich,
Alles scheint finster und trüb,
Weil du vergissest die Lieb'.
Ich setze mich nieder auf's Gras,
Und spiel' auf der Flöte 'was;
Spiel' aus der Tasche raus,
Das giebt mein'm Schatz ein'n Schmaus,
Damit vertreib' ich mir die Zeit
Bei meinem Schatze auf der Weid'.
Ach Schäfrin ach liebst du mich noch?
Ich trag' das bittre Joch.
Ach ich armes Schäferkind
Bin aufgezogen in Regen und Wind;
Alles ist von der Sonne Strahl
Mit schwarzbrauner Farbe gemalt.
Ach Schäferin wo weidest du hin?
Dort auf der Wiese hin;
Du hättest länger können bei mir bleiben,
Hättest mir können die Zeit vertreiben,
Das hast du aber nicht erkennt,
Du bist von der Lieb' getrennt.
(S. 72-73)
Fliegendes Blatt: Vier Lieder, gedruckt zu Delitzsch
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Lied 85.
Schätzelein das kränket mich,
Deine Eltern leiden's nicht,
Daß ich liebe dich;
Aber ich kann ja nicht mehr,
Aber ich kann ja nicht mehr
Vergessen dich.
Es mag sein beim Trinken oder Essen,
Ich kann dich nimmermehr vergessen,
Es vergeht ja keine Stund,
Es vergeht kein Augenblick,
Daß ich Seufzer zu dir schick,
Aus Herzensgrund!
Wenn alle Wasser wären Wein,
Und alle Berge Edelgestein,
Und sie wären mein, -
So sollt mir mein Schätzelein,
So sollt mir mein Schätzelein
Noch viel lieber sein.
Schätzelein nun zum Beschluß,
Dieweil ich von dir scheiden muß,
Reiche mir dein Händelein,
Reiche mir dein Mündelein,
Reiche mir dein Mündelein
Zum Abschiedskuß.
(S. 131)
Heilbronn
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Lied 86.
Ich weiß ja warum ich so traurig bin,
Mein Schatz ist gezogen nach England hin,
Er hat mich gelassen alleine:
Da sitz' ich, spinne und weine.
Den Samstag vor'm heiligen Osterfest,
Da bin ich zum letzten Mal lustig gewest;
Des Ostertags zog er seine Straßen,
Da hat mich alle Freude verlassen.
Ach lieber Schatz, kehre bald wieder heim,
Und komm zu deinem treuen Mägdelein,
Ach komm in ihre Arme,
Laß sie an deinem Herzen erwarmen!
Was hilft mir alles Gut von Brabant,
Wenn mein Liebster ist in Engeland?
Was alle Schätze von Flandern,
Wenn er in der Fremde thut wandern?
(S. 132)
Osterländisch
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Lied 87.
Noch einmal Robert, eh wir scheiden,
Komm an Elisens klopfend Herz,
Ach nicht mehr von der Liebe Freuden,
Es klopft nur von der Liebe Schmerz!
Schon hat die Stunde dumpf geschlagen,
Schon mahnt dich grausam deine Pflicht,
Und gönnt mir kaum noch dir zu sagen:
Du Einziger, vergiß mein nicht!
Vergiß nicht unter fernem Himmel,
Die Alles gern um dich vergaß,
Und lieber als im Weltgetümmel
Bei dir in stiller Laube saß;
Da hing mein Auge voll Entzücken
An deinem freundlichen Gesicht,
Nun starret es mit düstern Blicken
Und weint dir nach: Vergiß mein nicht!
Nimm Robert diesen Kuß zum Pfande,
Daß dich Elise nicht vergißt,
Und kehr einst heim zum Vaterlande
Noch treu und schuldlos wie du bist.
Nimm, was ich oft von dir empfangen,
Das Blümchen, das bedeutend spricht,
Und welkend an Elisens Wangen
Noch bitten wird: Vergiß mein nicht!
Oft, wann mit schauerlichem Beben,
Durch's Laub die Abendwinde weh'n,
Wird mich dein trautes Bild umschweben
Und weinend werd' umher ich geh'n.
O trügen dann von jener Linde,
Wo sich mein Nam' in deinen flicht,
Zu dir hin meinen Hauch die Winde
Mein heißes Flehn: Vergiß mein nicht!
Verlassen wurden jene Hügel,
Verödet dieser Blumenhain,
Und trübe wird der Wasserspiegel,
Umwölkt der blaue Himmel sein.
Kein Morgen wird sich lieblich röthen,
Die Nachtigall im Dämmerlicht
Begleitet nur mit Trauerflöten
Den Sehnsuchtsruf: Vergiß mein nicht!
Wenn Zauberbande dich umstricken,
Häng an Elisens Thränenblick;
Wenn Schönere dir Blumen pflücken,
Denk an die Dulderin zurück.
Nicht theilen sollst du ihre Leiden,
Nicht fühlen wie das Herz ihr bricht,
Sei du umringt mit tausend Freuden,
Nur Glücklicher: Vergiß mein nicht!
(S. 132-134)
Sächsisch
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Lied 88.
Kann ungeweint ich, bewahr' euch Gott sagen,
Ihr schönen glänzenden goldfarb'nen Haar'?
Drin mein Herz gar verstrickt ist; - ich muß klagen
Daß ich mit Schmerz muß von euch scheiden gar.
Könnt' ich zu der schönen Stirn ade wohl sprechen,
Daß mir das Herz nicht sollte brechen,
Mußt' ich es für ein großes Wunder rechnen.
Sollt' ich diesen hellen Augen gute Nacht nun geben,
Da ich ohne sie nicht mehr kann leben?
Sollt' ich diesen rosigen Mund nicht mehr küssen,
So wird sich Leib und Seele trennen müssen.
Soll ich euch liebfarben Wänglein nicht mehr sehen,
Ach so verlier' ich meine Lust und Freud';
Ach keusche Brust! um mich ist es geschehen
Wenn ich abdanke dir, o Herzeleid!
Reine zarte lange Haar, ihr süßen Bande,
Dergleichen ich vor nie erkannte,
Ob ich schon durchkreiste Städt' und Lande:
O du weiße Stirn', ein Wohnplatz aller Tugend,
Du meiner Hoffnung Seel, und Zier der Jugend,
Und ihr Augensonnen, ein Sitz der keuschen Liebe,
Um euch ich mich bis in den Tod betrübe!
Ach rosenfarbiger Mund, hat ausgegossen
Viel herzlicher tugendlicher Wort;
Aus dem die süßeste Stimme ist entflossen,
Ich muß nun deiner ganz entbehren hinfort!
O Busen, an dem Engel sich ergötzen,
Soll ich mich nie an dir mehr letzen,
Werde ich mich in groß Trauren setzen!
Ade meine keusche, schöne und viel tugendsame,
Meine einige und allerliebste Dame,
Glaub, wie ich im Leben nie dich habe können hassen,
Werde ich auch im Tod dich ungeliebt nicht lassen.
(S. 134-135)
Aus einem alten handschriftlichen Rotenbuche
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Lied 89.
Es ist bestimmt in Gottes Rath,
Das man vom Liebsten, was man hat,
Muß scheiden;
Obgleich doch nichts in dieser Welt
Dem Herzen ach so sauer fällt
Als Scheiden - ja Scheiden!
So dir geschenkt ein Knösplein was,
So thu es in ein Wasserglas;
Doch wisse -
Blüht morgens dir ein Röslein auf,
Es welkt wohl schon die Nacht darauf;
Das wisse - ja wisse.
Und hat dir Gott ein Lieb bescheert,
Und hältst du sie recht innig werth,
Die Deine;
Das wird nur kurze Zeit so sein,
Dann läßt sie dich so gern allein
Dann weine - ja weine.
Doch mußt du mich auch recht verstehn,
Ja recht verstehn.
Wenn Menschen aus einander gehn,
So sagen sie: auf Wiedersehn.
Auf Wiedersehn - ja Wiedersehn.
(S. 136)
Aus Mendelssohn's Compositionen
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Lied 90.
Sag' dir nun ade, herzallerliebster Schatz,
Sing' mein letztes Abendlied auf diesem Platz,
Ach mein liebster Schatz, ich muß von dir jetzt scheiden,
Muß fortan die Stadt und dich, du Holde, meiden,
Abschied muß ich sagen und von hinnen gehn,
Kann dich süßes Leben nimmer wieder sehn.
Ach zum letzten Mal sieht mich der stille Mond
Vor dem Hause stehen, wo die Liebste wohnt,
Morgen seh'n mich schon die holden Liebessterne
Viele viele Meilen weit von dir so ferne,
Denn das Schicksal reißt der Liebe Band entzwei.
Darf denn nimmer halten stille Lieb' und Treu.
O woher soll ich nun Trost und Hoffnung saugen,
Leuchten mir ja nimmer deine hellen Augen?
An was soll ich halten mich im fremden Land,
Kann ich nimmer fassen deine weiße Hand?
An was soll mein Herz mit stiller Hoffnung hangen,
Blüht nimmer mir die Zier der zarten Wangen?
Von wie großen Schmerzen wird mein Herz zerrissen,
Denk' ich, daß ich muß ja dich auch elend wissen!
Weiß dich schlägt der Trennung allergrimmste Pein,
Seit verschwand des Wiedersehens Hoffnungsschein,
Sah verstohlen Thränen deinem Aug' entquillen,
Und kein Trost der Lieb' kann deinen Kummer stillen.
Daß du solche Schmerzen trägst, wie kränkt es mich,
Geht es einmal gut dir, weiß, dann denkst an mich,
Denkst an mich und denkst an das zerriss'ne Band
Unsrer Lieb', die mit dem jungen Lenz entstand,
Die begonnen mit der Erde süß'ster Freud,
Und geendet mit der Trennung wüstem Leid.
Wird nun morgen früh die liebe Sonn' aufgehn,
Steig' ich vor der Stadt auf jene grünen Höh'n,
Wo wir oft zusammen Hand in Hand gesessen,
Und vor Liebe Alles rings um uns vergessen;
Werd' noch einmal weinend von den grünen Höhn
Nach der Stadt und deinem Haus zurücke sehn.
Rufe dann ade zum letzten Mal für immer,
Wandre fort im hellen Morgenschimmer,
Aber Herz und Auge sind beklemmt und trüb,
Hab' verloren dann auf ewig dich mein Lieb;
Und so zieh' ich traurig weiter meine Straßen,
Bin von Freude, Hoffnung, Trost und dir verlassen.
Nun ade! die Scheidestunde reißt mich fort,
So vernimm das letzte bittre Abschiedswort,
Laß dein weißes Tuch herab noch einmal wehen,
Laß dein holdes Antlitz mich noch einmal sehen,
Ruf vom Fenster mir das letzte Lebewohl,
Liebste, die ich nimmer wieder sehen soll.
(S. 137-138)
Pfälzisch
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Lied 91.
Auf diesem Klee hat sie gesessen,
Hat meine Laute mir gestimmt,
O Gott, wie könnt' ich sie vergessen,
Die mir all die Gedanken nimmt.
Auf diesem Klee hat sie gesessen,
Hat einen Apfel mir geschält,
O Gott, wie könnt' ich sie vergessen,
Die mir auf allen Auen fehlt.
Auf diesem Klee hat sie gesessen,
Hat mich mit ihrem Mund geküßt,
O Gott, wie könnt' ich sie vergessen,
Die mir so gut gewesen ist.
(S. 139)
Thüringisch
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Lied 92.
Weiße Seide, rothe Rosen, die gingen mit dir,
Blauer Zwirn, schwarze Kappen, die kamen mit dir.
O sag mir, o sag mir, was hast du gethan?
Wo hast du deine Seide, deine Rosen gelahn?
Meine Seide, meine Rosen, die hab' ich gelahn
Weit drüben über der Elbe in Großenhahn.
Die Seide zur Sargdeck' der Mutter ich gab;
Die Rosen die pflanzt ich ihr weinend aufs Grab.
Ade nun rothe Rosen und weiße Seid',
Blauer Zwirn, schwarze Kappen ist mein Trauerkleid.
Ich hab' einen Garten, der wird jetzt schon grün,
Auf den Sommer, auf den Sommer viel Rosen drin blühn.
Pflanzt'st du deine Rosen deiner Mutter aufs Grab,
Bei mir liebes Mädchen brich neue dir ab.
Ich mag nicht deine Rosen im Herzeleid,
Blauer Zwirn, schwarze Kappen ist mein Trauerkleid.
So nimm doch dieß Glöckchen wie Schnee weiß und rein,
Zur schwarzen Kappe kleidet weiß Glöckchen gar fein.
Sie steckte das Glöckchen wohl an ihr Kleid
Und weinte vor bitterem Herzeleid.
Die Glöcklein verblühten, schon naht sich der Mai'n,
Lieb Mädchen willst immer noch traurig sein?
Hier bring' ich bunte Blümlein zum Schmucke für dich,
Ach sieh nur ein einzig Mal freundlich auf mich.
Ich mag nicht bunte Blümlein im Herzeleid,
Blauer Zwirn, schwarze Kappen sind mein Trauerkleid.
So nimm doch die Veilchen, die ich dir gepflückt,
Blauer Zwirn und blau Veilchen sich gut zusamm schickt.
Sie steckte die Veilchen vor ihrer Brust an
Und sah ihn mit sanftem Lächeln dazu an.
Der Sommer ist da, meine Rosen blühn schön,
Willst nicht du meine Rosen im Garten ansehn?
Die schönsten Rosen pflückte er ihr,
Einen Kuß, einen Kuß gab sie ihm dafür.
Juchheisa 's ist Sommer und du bist mein,
Und Jahr ein und Jahr aus ist der ganze Garten dein!
(S. 139-141)
Aus dem Muldenthale
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Lied 100.
Im Osterland weiß ich ein Städtchen,
Im Städtchen da weiß ich ein Mädchen,
Ein Mädchen, wie es wen'ge giebt;
Jüngst hab' ich sie wieder gesehn,
Und bin - ich will es gestehn -
Vom Herzen ins Mädchen verliebt.
Sie hat so recht was mir behaget:
Zwei Augen, drin Himmelslicht taget,
Ein Näs'chen nach griechischer Norm,
Zwei Grübchen im rosigen Backen,
Schwarzbraune Locken im Nacken,
Ein Mündchen von küßlicher Form.
Sie tanze, sie laufe, sie gehe,
Sie sitze, sie liege, sie stehe,
So ist sie an Anmuth so reich;
Ich denke sie wächst noch ein Bischen,
Dann ist sie vom Kopf bis zum Füßchen
In Allem den Grazien gleich.
Auch hat meine liebliche Kleine
Ein Stimm'chen wie Silber so reine,
Sie trillert so herrlich, so leicht;
Ihr solltet sie hören und sehen
Wie drob sich der Cantor wird blähen,
Der vor ihr die Segel doch streicht.
Die Laune, versteht sich die gute,
Sie rollet dem Mädchen im Blute
Und treibt sie oft kreiselnd umher.
Will einer voll Mißmuth je schmollen,
Sie fängt an zu lachen, zu tollen,
Und wahrlich er schmollet nicht mehr.
Zwar hat sie nicht eben ihr Wesen
Aus Büchern, denn ewiges Lesen
Ist gar ein gefährliches Ding.
Drum ward sie ein häusliches Mädchen,
So rüstig am schnurrenden Rädchen,
In Küche und Keller so flink.
Nun singet und saget ihr Musen,
Vom Herzen, das unter dem Busen
Das goldige Mädchen verhält;
Es hüpft im Gefühle der Jugend,
Es wallet für Unschuld und Tugend,
Und ist gegen Falschheit gestählt.
Ach wenn doch beseligt von Liebe
Das Herzchen bald stärker sich hübe
Und schlüge voll Liebe für mich;
Dann wär' ich der Glücklichsten Einer,
Dann flöchte, lieb Mädchen dir keiner
Das bräutliche Kränzchen als ich.
(S. 154-156)
Osterländisch
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Lied 167.
Holdes Schatzerl laß dich herzen,
Denn ich vergeh sonst vor Liebes-Schmerzen;
Denn du weißt es gar zu wohl,
Daß ich dich ewig lieben soll.
Einen Strauß hab' ich gebunden
Und mein Herz hab' ich hinein gewunden,
Denn ich weiß ja gar zu wohl,
Daß ich den Strauß dir geben soll.
Und den Strauß will ich dir schenken,
Daß du auf ewig an mich sollst denken,
Denn ich weiß ja gar zu wohl,
Daß ich mein Herz dir schenken soll.
Denn du alleine bist's die ich meine,
Die einzig Eine, und weiter keine,
Denn du weißt ja gar zu wohl,
Daß ich mein Herz dir schenken soll.
Den ich gar nicht mag,
Den seh' ich alle Tag',
Und den ich gerne hätt',
Der ist so weit hinweg;
Ein' Hübschen krieg ich nicht,
Ein' Wüsten mag ich nicht,
Und ledig bleib' ich nicht -
Was fang' ich an?
(S. 269)
In aller heirathslustigen Mädchen Munde
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Lied 168.
Du liegst mir im Herzen,
Du liegst mir im Sinn,
Du machst mir viel Schmerzen,
Weißt nicht wie gut ich dir bin.
So wie ich dich liebe,
So liebe auch mich,
Die zärtlichsten Triebe
Fühl' ich allein nur für dich.
Doch darf ich dir trauen?
Dir mit leichtem Sinn?
Auf mich kannst du bauen,
Weißt ja wie gut ich dir bin.
Wenn dann in der Ferne
Dein Bild mir erscheint,
Dann wünsch' ich so gerne
Daß uns die Liebe vereint.
(S. 270)
Sächsisch
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Lied 170.
Blühe liebes Veilchen,
Das ich selbst erzog,
Blühe noch ein Weilchen,
Werde schöner noch.
Weißt du was ich denke?
Lottchen zum Geschenke
Pflück' ich Veilchen dich,
Blümchen freue dich.
Lottchen, mußt du wissen,
Ist ein liebes Kind,
Sollt' ich Lottchen missen,
Weinte ich mich blind.
Lottchen hat vor allen
Mädchen mir gefallen,
Die ich je gesehn,
Das muß ich gestehn.
So ein hübsches Mädchen
Gibt es weiter nicht;
Zwar hat Nachbars Gretchen
Auch ein schön Gesicht,
Doch muß ich nur sagen,
Würde man mich fragen
Wirst du Gretchen frein?
Sicher sagt' ich nein.
Aber diese Kleine
Liegt mir in dem Sinn,
Anders nehm' ich keine,
Wenn ich älter bin.
Ach die süße Lotte
Hab' ich nicht zum Spotte,
Sie lieb' ich allein.
Und bleibt ewig mein.
Andre, die mich kennen
Spotten dann und wann;
Wenn sie Lottchen nennen
Sehen sie mich an.
Spottet nur ihr Leutchen,
Lottchen ist mein Bräutchen,
Balde sollt ihr sehn
Uns zur Hochzeit gehn.
Aber du mein Veilchen
Sollst für Lottchen sein;
Blühe noch ein Weilchen
Hier im Sonnenschein,
Bald will ich dich pflücken,
Ihre Brust zu schmücken,
Und dann küßt sie dich,
Und vielleicht auch mich.
(S. 272-273)
Sächsisch
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Lied 171.
Blau ist das Blümlein,
Heißet Vergiß nicht mein,
Leg' es ans Herze dein
Und denk' an mich.
Stirbt Blum und Hoffnung gleich,
Sind wir an Liebe reich,
Denn sie stirbt nie bei mir,
Das glaube mir.
Wär' ich ein Vögelein,
Würd' ich bald bei dir sein,
Fürcht' Falk und Habicht nicht,
Flög' rasch zu dir.
Schöss' mich ein Jäger todt,
Sänk' ich in deinen Schooß,
Sähst du mich freundlich an,
Gern stürb' ich dann.
(S. 274)
Thüringisch
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Lied 173.
Rothe Bäckle, blau Aeugle,
Und e Grüble im Kinn,
So sieht halt mein Schatzerl
Dem ich so gut bin.
Je höher die Glocken
Desto schöner 's Geläut
Und je weiter zur Liebsten,
Desto größer die Freud.
Und en a und en e
Und mei Herz thut mir weh,
Und die Liebe geht unter
Wie en Schiff auf dem See.
Mei Schatz ist nicht da,
Ist weit überm See,
Und so oft ich dran denke
Thut mei Herz mir so weh;
Schön blau ist der See
Und mei Herz thut mir weh,
Und es wird nit ehr gsund,
Bis mei Schatz wieder kummt.
(S. 275)
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Lied 178.
Keine Rose, keine Nelke,
Kann blühen so schön,
Als wenn ein Paar verliebte Herzen
Bei einander thun stehn.
Und kein Feuer, keine Kohle
Kann brennen so heiß,
Wie die heimliche Liebe,
Die keiner nicht weiß.
Meine Mutter kocht Suppe,
Schneid't Gundermann dran,
Mein Freier wird kommen,
Wird Sporen anha'n.
Dort oben auf dem Berge
Da steht eine Kuh,
Die gibt mir meine Mutter
Wenn ich heirathen thu.
Eine scheckige Ziege,
Eine schimmlige Kuh,
Krieg ich von mein'm Vater
Für mich noch dazu.
Dort oben auf der Eiche
Da sitzt ein Uhu,
Er hat ein roth Mützel auf
Gerade wie du.
(S. 281-282)
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Lied 188.
Wenn die Nacht in stiller Ruh'
Längst die Müden lohnet,
Eil' ich auf des Hüttchen zu,
Wo mein Liebchen wohnet;
Wünsche ihr um Mitternacht
Eine sanfte gute Nacht.
Theures Liebchen schlafe wohl
Frei von allem Kummer,
Denn mein Herz ist liebevoll
Selbst im tiefsten Schlummer,
Oft im Traume, glaube mir,
Schwör' ich treue Liebe dir.
Wenn die Stern'chen groß und klein
An dem Himmel stehen,
Ich dein Himmels Aeugelein
Kann im Dunkeln sehen,
Und ein Küßchen noch zuletzt
Herz und Mund und Seel' ergötzt;
O dann schlaf' ich selig ein,
Freue mich nicht wenig,
Bin vergnügt und kann es sein,
Mehr als je ein König,
Seine Schätze, seine Macht
Tausch' ich nicht um solche Nacht.
(S. 297-298)
Sächsisch
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Lied 190.
Wär' ich ein Brünnlein klar,
Böt' ich dir Kühlung dar,
Frischen Genuß;
Nahte dein Mund sich mir,
Quöll' ich zur Liebe dir
Weich wie ein Kuß.
Wär' ich ein Röslein klein,
Möcht' ich recht duftig sein,
Duften für dich.
Ich mich nicht wehren wollt',
Dörnlein nicht stechen sollt',
Pflücktest du mich.
Wär' ich ein Vöglein klein,
Grüßt' ich im Morgenschein
Liebchen dich schon,
Sitzend auf deiner Hand,
Säng' ich zu dir gewandt
Lieblichen Ton.
(S. 299)
Hallisch
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Lied 191.
Ich hab' ein kleines Hüttchen nur,
Es steht auf einer düstern Flur,
Und vor dem Hüttchen fließt ein Bach,
Doch diesem Bach fließt Liebe nach.
Und vor dem Hüttchen steht ein Baum,
Man sieht vor ihm das Hüttchen kaum,
Er schützet es vor Sturm und Wind,
Und schützet die darinnen sind.
Einst lag ich unter diesem Baum,
Da hatt' ich einen süßen Traum;
Da kam ein Mädchen ohne Scherz,
Und drückt mich an ihr treues Herz.
Sie hatte Augen wie ein Luchs,
Und einen schön gestalt'en Wuchs,
Die Wang' war roth, schneeweiß ihr Zahn,
Ihr Haar bewundert jedermann.
Verwundet war mein Herz sogleich,
Ich eilte in mein Hüttenreich,
Zum Weibchen in mein klein' Quartier,
Dacht' ich, wähl' ich dies Mädchen mir.
Kaum war dies Plänchen ausgedacht,
Ward alle Anstalt gleich gemacht,
Das liebe Mädchen stimmte ein,
Wollt' meine treue Gattin sein.
Mit Hochzeitkleidern schön geschmückt,
Hat beide süße Freud' entzückt;
Wir eilten hin zum Traualtar
Als ein beglücktes Ehepaar.
Nun flossen Jahr und Stunden hin,
In Eintracht und bei frohem Sinn,
Und kleine Sprossen zeigten an,
Was zarte Liebe wirken kann.
Ein Herz, ein Sinn, ein Seel', ein Leib,
Soll herrschen stets bei Mann und Weib,
Der hat den Himmel auf der Welt,
Der sich ein treues Liebchen wählt.
Und ist das Hüttchen noch so klein,
Wird man vergnügt im Herzen sein,
Wenn Eintracht nur im Hause ist,
Lebt man vergnügt zu jeder Frist.
Bei schmaler Kost lebt man beglückt,
Durch Liebe stets auf's neu entzückt,
Und so verschaffen Mann und Weib
Sich selbst den süßsten Zeitvertreib.
(S. 300-301)
Harfenmädchen
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Lied 192.
Maienblümlein so schön
Mag euch gerne blühen sehn;
Draußen im Freien
Im grünen Maien,
Blümlein in Garten und Wiese
Keine so schön als diese.
Maienblümlein so süß,
Seid aller Lieb gewiß;
Draußen im Garten,
Von allen Arten
Blümlein in Garten und Wiese,
Keine so lieb wie diese.
Maienblümlein so jung
Seid noch nicht groß genung!
Müßt euch bemühen,
Wachsen und blühen,
Blümlein in Garten und Wiese
Keine so jung als diese.
Maienblümlein so still
Ich dich bald pflücken will,
Pflücken für eine
Die ich wohl meine;
Mägdlein gehn viel auf der Wiese,
Keine gefällt mir wie diese.
(S. 301-302)
Von der Saale
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Lied 193.
Ach Mädchen nur einen Blick,
Einen Druck von deiner Hand;
Das wäre das himmlischste Glück
Welches ich jemals empfand.
Mädchen erhöre mich bald,
Sei doch nicht immer so kalt,
Ach lindre einmal meinen Schmerz
Und schenke mir endlich dein Herz.
Liebe macht glücklich macht selig,
Liebe macht arm und macht reich;
Liebe macht Bettler zum König,
Liebe macht Alles gleich!
Lieder die will ich dir singen,
Sie stimmen ja all' nur für dich,
Ruhe kannst du mir nur bringen,
Mädchen erhöre doch mich!
Sieh Mädchen hier dieses Pistol,
Das Maaß meiner Leiden ist voll,
Geladen mit Pulver und Blei,
Ein Druck und so ist es vorbei.
Ach sprich nur das Urtheil bald aus,
Verbirg nicht so lang deinen Sinn,
Ach Mädchen mit mir ist's bald aus,
Ein Druck so bin ich dahin.
Jüngling ich liebe dich nicht,
Für mich bist du nicht geboren,
Ich sage dir's in's Gesicht,
Einen andern hab' ich erkoren.
Komm Mädchen und sieh mir nun zu,
Im Grabe da finde ich Ruh',
Ich jage mit größter Lust
Die Kugel mir durch die Brust.
Gerechter Gott schon ist er hin
Das kam mir ja nicht in den Sinn,
O flösse mit deinem mein Blut!
Dies zweite Pistol, das ist gut.
Ich wollte dich ja nur versuchen,
Ach Jüngling nun ist es geschehn,
Mein Leben muß ich verfluchen,
Will mit dir zur Ruhe gehn.
Versuchen nur wollte ja dich,
Mein einzig Geliebter ich,
Ich geh' nun mit dir in die Gruft
Bevor mich mein Schöpfer noch ruft.
(S. 302-304)
Leierkastenmann
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Lied 194.
Die Lieb' ist gar ein närrisch Ding,
Macht manchen tollen Streich,
Den Elephanten macht sie flink,
Und harte Klötze weich.
Sie gibt dem Dummkopf Pfiffigkeit,
Dem Hasen Löwenmuth,
Verscheucht des Elends Herzeleid,
Und was sie sonst noch thut.
Doch gibt sie auch bei Tag und Nacht
Dem Herzen manchen Stich,
Setzt Sparren in die Köpf und macht
Die Menschen lächerlich.
Gib, der du gibst im Ueberfluß,
Das liebe Tageslicht,
Gib uns der Liebe Spiritus,
Doch ihre Thorheit nicht.
(S. 304-305)
Thüringisch
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Aus: Sammlung
deutscher Volkslieder
welche noch gegenwärtig im Munde des Volkes leben
und in keiner der bisher erschienenen Sammlungen zu finden sind.
Herausgegeben von Wilibald Walter
Leipzig Rein'sche Buchhandlung Karl Heubel 1841
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