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Polnische Liebeslieder
Der Kahn
Ein Kahn steht hart am Ufer
Und die Wellen schlagen;
Und sie tragen immer weiter
Von dem Ufer fort den Kahn.
Und ein Schilfrohr von dem Lande
Ruft dem Kahne nach:
Kehre wieder, liebes Kähnchen,
Sieh' es ruht sich weich bei mir!
Kehre wieder zu dem Schilfe,
Denn die Fluth ist hoch.
Ob sich's weich am Schilfe ruht,
Ob die Fluthen hoch,
Will ich etwas weiter hüpfen
Und zu dir dann wiederkehren.
Ach du wirst nicht wiederkehren
Nicht am Schilfe ruhn;
Fortgeschlagen, untersinken
Wirst du auf dem See!
Und der Kahn ward fortgetragen,
Kehrte nimmer heim.
Nach ihm fragt das Schilf die Welle - -
Und die Welle schweigt.
aus: Volkslieder der Polen
Gesammelt und übersetzt von W. P.
[Wincenty Pol 1807-1872]
Leipzig Weidmannsche Buchhandlung 1833 (S. 8-9)
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Die Raute
Unsers Nachbars schönes Hannchen
Hatte einen bösen Traum,
Und sie fand am frühen Morgen
In dem Gärtchen, vor dem Fenster
Die Raute zertreten.
Raute, Raute, grüne Raute
Wer hat dich zertreten?
Pflanzte dich zum Hochzeittage,
Sahe nach dir jeden Morgen
Wie nach meinen Augen.
Ach wüßt' ich doch, armes Mädchen,
Wer die Raute mir zertrat;
Fluchen würd' ich ihm drei Tage,
Denn mein Glück wird nun auch sterben
Da du nicht mehr bist.
Und ein Vöglein von dem Zaume
Sprach nun zu dem Mädchen:
Wüßtest du, ach wer die Raute
In dem Gärtchen dir zertreten,
Du zürntest ihm nicht.
Wer zertrat denn meine Raute?
War's der Hagel in der Nacht?
Oder war's der alte Bock,
Mit dem Hannchen sieben Jahre
Auf der Wiese spielte?
Und das Vöglein sprach zum Mädchen:
Es war nicht der schlimme Hagel,
Noch war es der alte Bock;
Doch dein Jüngling kam durchs Gärtchen
Und zertrat die Raute.
Und was wollte denn der Knabe
Da sein Hannchen schlief?
Ach er wollte Hannchen sehen,
Denn im Fensterlein war's helle:
Hannchen schlief noch nicht.
Und er sah durchs Fensterlein
Wie die liebe Mutter
Hannchen in der Milch gebadet
Und für heut' zum Hochzeitfeste
Ihre Haare flocht.
aus: Volkslieder der Polen
Gesammelt und übersetzt von W. P.
[Wincenty Pol 1807-1872]
Leipzig Weidmannsche Buchhandlung 1833 (S. 10-13)
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Der Baum
Dort im grünen Walde
Da stürzte ein Baum
Und erschlug im Falle
Todt ein schönes Paar.
Beide schlug er todt
Und that wohl daran:
Niemand blieb zurück
Der vergebens liebt.
aus: Volkslieder der Polen
Gesammelt und übersetzt von W. P.
[Wincenty Pol 1807-1872]
Leipzig Weidmannsche Buchhandlung 1833 (S. 29)
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Die Unschuld
Meine liebe theure Mutter
Ach ich kann nicht sticken!
Denn die Augen thun mir wehe
Und es schmerzt das Herze mir.
Mit den Augen möcht ich gerne
Sehen durch das Fensterlein,
Mit dem Herzen, das so leidet,
Meinen Jüngling lieben.
Und wirst du mir, liebe Mutter,
Auch das Küssen wehren,
Nun so werd ich aus der Hütte
Mich zur Nachtzeit schleichen.
Alle Hunde in dem Dorfe
Werden sicher ruhn,
Und der Mond wird helle leuchten
Und der Thau wird fallen.
Ach, viel heller als die Strahlen
Von dem Monde kommen,
Leichter als die Nebel sinken
Wird mein Jüngling nahn.
aus: Volkslieder der Polen
Gesammelt und übersetzt von W. P.
[Wincenty Pol 1807-1872]
Leipzig Weidmannsche Buchhandlung 1833 (S. 49-50)
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Des Mädchens Klage
Von dem Felsen stürzt' ein Stein
Und erschlug den Jüngling,
Und ein Mädchen kam und klagte
Ueber seinen Tod.
Ach wo werd' ich lieber Knabe
Deinen Namen schreiben?
Schreibe ich ihn in das Wasser,
Oder in die Luft?
O die Wasser sie verrinnen
In den klaren Flüssen
Und die Wolken treibt von hinnen
Fort der böse Wind.
Doch die Sterne, diese bleiben
Wenn ich auch nicht lebe.
Und so werd' ich deinen Namen
In die Sterne schreiben.
aus: Volkslieder der Polen
Gesammelt und übersetzt von W. P.
[Wincenty Pol 1807-1872]
Leipzig Weidmannsche Buchhandlung 1833 (S. 60-61)
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Möge den das Schicksal strafen,
Den der Himmel hassen:
Der zu lieben mich begonnen,
Und mich nun verlassen!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 347)
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Deine Lippen sind Korallen,
Deine Augen wählig.
Alle Burschen sind für solche
Wahrlich sterbeselig.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 347)
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Wer will tadeln, dass ich einen
Hübschen Burschen liebe?
Lässt sich doch so nicht gebieten
Seinem Herzentriebe.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 347)
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Alle Blätter sind gefallen,
Nur der Ast geblieben;
Du bist mir die Erste, Mädchen,
Die mir treu im Lieben!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 348)
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So viel' Blätter in dem Walde
Auf dem Baume rauschen,
So viel' Wechsellaunen in dem
Mädchenherzen lauschen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 349)
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Wie die Nachbarn uns beständig
Durch die Zähne ziehen!
Sie beneiden uns, dass einig
Unsre Herzen glühen.
Uns mag wenig kümmern, was die
Bösen Zungen üben;
Mag ein Jeder, was ihm lieb ist,
Recht von Herzen lieben!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 349)
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In der Luft fliegt hin der Vogel,
Sucht ein Ruheplätzchen;
Gegenliebe fordert Jener,
Der erkor ein Schätzchen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 349)
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Liebe mir ein hübsches Mädchen,
Liebte sie so treue!
Ja, ich liebte und ich liebte
Ganzer Wochen dreie.
Und jetzt werd' ich sie noch lieben
Eine ganze Woche,
Dass ich dann auf meine Treue
Wohlberechtigt poche.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 350)
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Sage, Mädchen, ob Du liebest
Oder nur blos scherzest?
Denn ich wüsste gern' aufrichtig,
Weshalb Du mich herzest.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 350)
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Wenn mir so, o holdes Mädchen,
Deine Blicke glühen,
Aus der Seele alle Schatten,
Auch die letzten, fliehen!
Möge Deine Liebe gegen
Mich doch nie erkalten;
Denn getreuer, als ich, mag es
Keiner mit Dir halten!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 351)
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Auf der Eiche sass die Taube,
Sass die schillerblaue;
Lass' uns treue lieben! Dass es
Nur kein Dritter schaue!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 353-353)
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Nachtigallchen singet frühe
An des Baches Pfaden;
Wenn ich Dich, o Mädchen, liebe,
Sollt' das Einem schaden?
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 353)
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Stand schon in dem lichten Himmel
Hoch bis an die Knie,
Blickte Dich und sprang hinunter,
Lief zu Dir, Marie!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 356)
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Ja, die Rosslein, ja, die grauen,
Ja, die apfelgrauen!
Mönch wär' ich schon lang' geworden,
Gäb's nicht hübsche Frauen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 357)
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Kraniche sind längst geflogen,
Schwäne sind geschwommen;
Auch mit meiner Liebe hat es
Wohl ein End' genommen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 358)
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Wie der Mond hernieder leuchtet,
In dem Finstern nieder;
Wenn ich Dich, o Mädchen, liebe,
Liebe Du mich wieder.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 359)
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Helle Mondenstrahlen nun mir
Meine Kammer füllen;
Lange hab' ich Dich geliebet,
Aber nur im Stillen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 359)
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Rothes Mützchen, d'rauf die Schiller-
Feder von dem Pfauen;
Lieb' mich, Mädchen, schnelle mach' ich
Dich zu meiner Frauen!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 360)
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Rauscht der Ast, es rauscht der Hain
In den tiefen Gründen;
Wo mag sich mein feines Lieb
Jezo wohl befinden?
Kann zu ihr nicht fahren hin,
Habe keine Pferde;
Und mit Ochsen fürcht' ich, dass
Sie erschrecken werde.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 361)
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Müdes Rosslein stampft und stampft,
In den Stall zu dringen;
Wenn es zu dem Mädchen ging',
Würde es noch springen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 361)
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Nach dem Maienregen will
Sich das Bäumlein biegen;
Nach dem hübschen Mädchen mögt'
Ich vor Liebe fliegen!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 362)
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Wenn Du an ein Mädchen sprichst,
Zuckt es gleich zusammen;
Aber eine junge Frau
Ist Dir Gluth und Flammen.
Vater, Mutter, wecken Furcht,
Sind dem Schlich' nicht günstig;
Doch die Frau drückt Dich an's Herz
Warm und liebebrünstig.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 365)
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Meine Herrin, meine Herrin,
Bin Dir treu ergeben;
Liebst Du mich nicht, will ich eine
Andre wählen eben.
Liebst Du mich, so will ich nimmer,
Liebend, von Dir lassen;
Doch im Gegentheile will ich
Auch nur mit Dir spassen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 365)
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In dem Thale weiches Gras
Am vertrauten Pfädchen;
Angenehmster Zeitvertreib:
Dort zu herzen Mädchen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 366)
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Ihren frischen Krei im Wald'
Lässt die Elster schallen;
Deine Augen haben mir,
Schönes Kind, gefallen.
Inniger Beständigkeit
Will ich mich nicht schämen,
Kann auch gleiche treue Gluth
Deinem Blick entnehmen!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 366)
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Nachtigallchen singet zärtlich,
Wenn die andern ruhen;
Liebe mich, mein Herz! ach! liebe,
Denn Du kannst es thuen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 366)
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Das Tauchentchen schwimmet sorglos
Auf der Weichsel drüben;
Nichts zu hören, nichts zu sehen
Noch von meinem Lieben!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 367)
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Hänschen fährt, er fährt heran;
Ist schon auf dem Sande;
Bringt die neuen Schühchen mir
Mit dem grünen Bande.
Komm', o Liebster, denn ich will
Harrend hier vergehen;
Meine Augen thuen mir
Weh' von allem Spähen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 369)
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Bin auf holperichtem Weg'
Jetzt von Krakau kommen,
Gieb mir einen Kuss, Du Schatz,
Bist ja von den Frommen.
Hab' dort im Liebfrauendom
Mich von Sünd' gereinigt;
Schieb' den Kopf nicht, dass sich wohl
Lipp' der Lipp' vereinigt.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 371)
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Eiche steht im Wasser, schüttelt
Ihre stolzen Aeste;
Zu Dir, Mädchen, wollen meine
Augen stets als Gäste!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 374)
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Wie in Krakau selten sind
Heuer weisse Krähen,
Ebenso sind treue Frau'n
Schwierig zu erspähen.
Wie im Korb' die Fluth sich hält,
Hält in ihnen Treue,
Gieb' zu ihrem Heile bald,
Himmel, ihnen Reue!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 374)
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Hab' ein Mädchen hübsch und fein,
Wie ein Schillertäubchen,
Ach, zum Lieben, wie gemacht!
Nur nicht gar zum Weibchen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 374)
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Eine Mütze roth, vom Bram'
Dunkel rings umschlungen;
Auf den ersten Blick erkannt'
Gleich ich meinen Jungen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 375)
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Ach! mein Gott, mein Gott! wer kann
Allen Leuten dienen?
Ob ich froh, ob traurig bin,
Alles schadet ihnen.
Bin ich froh, so heisst es, dass
Ich's leichtsinnig triebe,
Bin ich traurig, sagen sie:
Ich sei irr' vor Liebe!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 375)
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In dem grünen Haine
Hört den Kuckuck singen;
Zu dem Mädchen wieder
Will mein Herze dringen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 375)
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Rosslein, lauf'! mein Rosselein,
Wirst Du nicht erlahmen?
Sag', willst Du vergessen nie,
Mädchen, meinen Namen!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 376-377)
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Das Schmollen
Sag', warum Dein Aeuglein trübe?
Macht die Mutter Dich beklommen?
Oder ist, o traute Liebe,
Dir ein Lamm im Wald' entkommen?
"O nicht dessentwegen
Ist mein Herzlein mir in Aengsten!"
Fühlst im Köpfchen Missbehagen,
Dass ich Dir die Flöte spielte?
Darfst dann über mich nicht klagen,
Weil's auf Deine Lust nur zielte.
"O nicht dessentwegen
Ist mein Herzlein mir in Aengsten!"
Fehlen Bänder Dir und Mieder,
Zu dem Putze bunte Gaben?
Spreche nur ein Wörtlein wieder,
Schnelle sollst Du Alles haben!
"O nicht dessentwegen
Ist mein Herzlein mir in Aengsten!"
Oder, bin ich jetzt am Ziele?
Weil ich "Grün"* gespielt mit Fränzchen,
Und da ich verlor im Spiele,
Ihr nun gab ein Rosenkränzchen?
"Wahrlich dessentwegen
Ist mein Herzlein mir in Aengsten!"
Sollte ich die Schuld so tragen,
Will ich mich zur Sühn' bequemen,
Schnelle hin ihr Alles sagen,
Und die Rosen wieder nehmen!
"Wahrlich dessentwegen
Ist mein Herzlein mir in Aengsten!"
* "Grün" ein Spiel, das unserm Vielliebchen ähnlich ist,
in dem Liebende sich mit etwas Grünem beschenken,
und nun, so oft Einer den Andern erinnert,
immer etwas Grünes, z. B. ein Baumblättchen,
das sie bei sich tragen, vorzeigen müssen,
wenn sie nicht die Wette verlieren
und in ein Strafgeschenk verfallen wollen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 378-379)
_____
Bessere Lehre
Meine Mutter immer spricht:
Gieb Dein Herz umsonst nur nicht!
Nur an Geld, an Geld Dich klammer',
Wo bleibt Lieb' bei Noth und Jammer!
Doch mein Hans ist gar gelehrt,
Hat mir jüngst im Heu erklärt:
Besser sei ein warmes Herze
Wohl, als Tausende von Erze.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 382)
_____
Drei ist göttlich
Eine kam - und die war fein,
Drängte gleich in's Herz sich ein;
Zweite kam - so wie die Rose,
Schuf im Herz' mir Sturmgetose;
Doch die Dritte kam auf Beid',
Und sie blieb die Schönste weit.
Sollt' ich auf der Stelle sterben,
Muss ich sie mir doch erwerben!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 383)
_____
Nicht zu strenge
Junger Falke flog
Vor Sophiens Haus,
Setzte sich in's Gärtlein
Vor's würzreiche Kräutlein:
Liebes Mädchen Du,
Dein Geliebter ruft!
Holde, Treue, meine
Liebe, Einzigeine,
Komm' im Abendschein',
Komme ganz allein!
Sie ging nicht hinaus
Sandt' die Schwester aus:
Schwester, liebe Schwester,
Sei mit ihm nur strenge!
Er erkannt' die Schwester,
Fand sie nicht so strenge,
Er vergass die Andre,
Kos't' das liebe Täubchen,
Und nahm sich's zum Weibchen.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 397)
_____
Der grüne Krug
Eine Maid ging hin zum Born,
Schön vor Allen auserkor'n;
Jungherr kam, zerschlug
Ihr den Wasserkrug.
Mädchen, feines, weine nicht,
Ich bezahle, was zerbricht!
Thaler hier genug
Für den grünen Krug!
Wollte nicht die Thaler, nein!
Weinte nur um's Krügelein.
O mein grüner Krug,
Den er mir zerschlug!
Mädchen, feines, weine nicht,
Ich bezahle, was zerbricht!
Goldes hier genug
Für den grünen Krug!
Wollte nicht des Goldes, nein!
Weinte nur um's Krügelein.
O mein grüner Krug,
Den er mir zerschlug!
Mädchen, feines, weine nicht,
Ich bezahle, was zerbricht!
Nimm dies Ross, sei klug,
Für den grünen Krug!
Wollte nicht das Rosslein, nein!
Weinte nur um's Krügelein!
O mein grüner Krug,
Den er mir zerschlug!
Mädchen, feines, weine nicht,
Ich bezahle, was zerbricht!
Ist die Kutsch' genug
Für den grünen Krug?
Wollte nicht die Kutsche, nein!
Weinte um ihr Krügelein!
O mein grüner Krug,
Den er mir zerschlug!
Mädchen, feines, weine nicht,
Ich bezahle, was zerbricht!
Bin wohl selbst genug
Für den grünen Krug!
Lob Dir oben in den Höh'n,
Dass Du mich zu Dem erseh'n!
Hab' nun voll genug
Für den grünen Krug!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 398-400)
_____
Die Lieben
Wenn auf den Fluren sonnige Helle,
Flieh'n bei der Arbeit Stunden so schnelle.
Mit der Liebsten süss verbunden,
Flieh'n so angenehm die Stunden,
Mit Maria lind, o Mutter!
Mit dem lieben Kind'!
Kehret die Heere heim von den Matten,
Sucht bei der kühlen Quelle den Schatten,
Immer muss ich dann hinschauen
Nach den schwarzen Augenbrauen.
O der liebe Knab', o Mutter!
Ist mein Glück und Hab!
Schneeweisse Lilie am Gartenpfade,
Schilfrohr das schlanke am Seegestade:
Schilf und Lilie sich verneigen
Vor dem Mädchen, das mir eigen,
Vor Maria lind, o Mutter!
Vor dem lieben Kind'.
Hin nach der Wiese, Sense zu schwingen;
Will dort das Liedchen wiederum singen,
Das ich oft gesungen habe,
Wenn er kam, der liebe Knabe!
O der liebe Knab', o Mutter!
All mein Glück und Hab!
Waitzen zu mähen, fort auf die Auen;
Dort von den Garben Schober zu bauen;
Find' ich Blumen auf den Rainen,
Sie im Strausse zu vereinen
Für Maria lind, o Mutter!
Für das liebe Kind!
Die Eberesche, schönster der Bäume,
Himbeerenlabe, süss'ster der Seime:
Ebereschenfrüchte bleichen,
Himbeerfrüchte nie erreichen
Dich, Maria lind, o Mutter!
Dich, mein Herzenkind!
Im Abendschimmer der Frühlingtage
Nachtigall singet im grünen Hage:
Meinem Herzen süss're Labe
Deine Stimme, holder Knabe!
O der liebe Knab', o Mutter!
Ist mein Glück und Hab!
Alles verwehet, nichts mag bestehen,
Frühling und Sommer müssen vergehen!
Aber selber bis zum Grabe
Bleibet uns des Glückes Gabe.
Wie die Zeit auch sei, wir lieben,
Blieben immer treu!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 408-410)
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Das gebrochene Herz
Auf der Pappel, auf der schlanken, schönen,
Liess der Kuckuck laut sein Lied ertönen,
Unten sass das Mädchen da in Thränen.
Ach! wo mag der Liebste jetzt mir weilen?
Dient im Kriege ferne hundert Meilen;
Wer mag mir, der Armen, Kummer heilen!
Auf dem Berge die Kapelle stehet,
Dorten trauet man die Maid, sie flehet,
Sie muss folgen, wie sie widerstehet.
Ach! ich wollte, liebe Mutter, meine,
Dass ich wäre ganz aus lauterm Steine!
Hast mich immerdar so werth gehalten,
Und willst mich vermählen nun dem Alten!
Setz' Dich hintern Tisch und lass' Dein Flennen,
Kannst ihn Deinen grauen Falken nennen!
Schenk' ein Bettlein Dir von bunten Decken.
Mutter ich will mich darauf nicht strecken.
Mir ein Bettlein von drei Brettern, kühle;
Dass ich sterben muss, ich fühl', ich fühle!
In die Erde möge man mich senken,
Der Unseligen zu Zeiten denken.
Mutter an dem Grab' der Tochter stöhnet,
Aus der Gruft die liebe Stimme tönet:
Meine Mutter, Du nahmst mir das Leben,
Weil Du mir den Liebsten nicht gegeben;
Bete jetzt um meiner Seele Frieden,
Denn schon sprosset Gras auf mir hienieden!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 453-454)
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Die Verrathenen
Im dem Dickicht Vöglein singet,
Mädchen dort die Sichel schwinget,
Schnürt die Bürde vollgedrungen,
Ruft dann ihm, dem wackern Jungen:
Helfe mir die Bürde heben,
Aber sprich kein Wörtlein eben.
Denn die Mutter will nicht haben,
Dass ich rede mit den Knaben!
Kieselherz ich haben müsste,
Wenn ich nicht zu reden wüsste!
O Marie, meine Wonne,
Aller Burschen Augensonne!
O wie schön magst Du Dich zeigen,
Hast mein Herz auf ewig eigen!
Sitz' ich neben Dir, hienieden
Ist der Himmel mir beschieden!
Bürde liegt noch auf dem Grunde,
Sie schon sind in jedem Munde.
Hab' drei Wochen Dich geliebet,
Eh' die Leute es getrübet;
So wie diese es erfahren,
Galt's, den Eltern offenbaren.
Mütterlein, wie Sommer, freundlich,
Ist der Sache gar nicht feindlich;
Vater, wie der Winter, herrisch,
Zürnt mir jede Stunde störrisch.
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 463-464)
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Das Gänsemädchen
Abends auf dem Wiesenpfädchen,
Wie das Abendroth so klar,
Ging ein junges Hirtenmädchen,
Sang so zu der Gänseschaar:
Gänschen, Gänschen, von den Weiden,
Von den Weiden kommt nach Haus'!
Ich vertrau' Euch meine Leiden,
Denn Ihr plaudert sie nicht aus.
Und ich sollte mich nicht quälen,
Und ich schwiege da noch still',
Wo man Liebe mir befehlen,
Lieb' von mir erzwingen will!
Gänschen, Gänschen, von den Weiden,
Von den Weiden kommt nach Haus'!
Ich vertrau' Euch meine Leiden,
Denn Ihr plaudert sie nicht aus.
Bin in Freiheit doch geboren,
Ob ich schon als Kind verwaist!
Bleib' Dem treu, dem ich geschworen!
Reichthum mir vergeblich gleisst!
Gänschen, Gänschen, von den Weiden,
Von den Weiden kommt nach Haus'!
Ich vertrau' Euch meine Leiden,
Denn Ihr plaudert sie nicht aus.
Keine Drohung macht mich beben,
Gab ihm einmal schon das Wort;
Hab' mit dem das Herz gegeben,
Werd' ihn lieben immerfort!
Gänschen, Gänschen, von den Weiden,
Von den Weiden kommt nach Haus'!
Ich vertrau' Euch meine Leiden,
Denn Ihr plaudert sie nicht aus.
Und so ging sie von dem Anger,
Von der Wang' es perlend rann;
Ihre Stimme tönte banger,
Da zur Heerde sie begann:
Gänschen, Gänschen, von den Weiden,
Von den Weiden kommt nach Haus'!
Ich vertrau' Euch meine Leiden,
Denn Ihr plaudert sie nicht aus!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 481-482)
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Die Getreue
Blätter zwei, gleich Herzen,
Auf der Fluth hinglitten;
Nicht die Eltern wussten,
Was die Kinder litten.
Mägdelein im Bette
Hatte Träume, schwere,
Dass ihr Knab' ertrunken
In dem tiefen Meere.
Ferne schwamm ihr Tüchlein
Von der theuren Leiche:
Möge Deine Treue
Lohnen Gott, der reiche.
Aus Marisias Augen
Flossen helle Quellen;
Eine inn're Stimme
Trieb sie zu den Wellen.
Dort von Land' zu Lande
Zwei der Blättchen gleiten;
Unsre Eltern wissen
Das nicht, was wir leiden!
Sagt, um Gott! Ihr Fischer,
Die Ihr angekommen,
Habt von meinem Liebsten
Ihr denn nichts vernommen?
Ob wir ihn wohl sahen!
Auf dem Meere mitten,
Aber todt, die Seite
War vom Schwert durchschnitten!
Schnell die Maid hernieder
Zu dem feuchten Grunde,
Zog das Schwert, das scharfe,
Aus der tiefen Wunde.
Zog es aus der Wunde,
Stiess es sich in's Herze:
Schauet, Ihr Gespielen,
Dass die Lieb' nicht scherze!
Schau' den goldnen Erker
Dort, o Mädchen, glänzen,
Wo man Deine Treue
Lohn mit Todtenkränzen!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 506-507)
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Morgenwache
In der Abendstille,
In der Sternenfülle -
In der Sternenfülle,
In der Abendstille
Lug' ich nur nach drüben:
Ob ich nimmer
In dem Schimmer
Schaue meinen Lieben.
Mond ist schon gesunken,
Matt die Sterne funken;
Meine müden Augen
Nicht zum Sehen taugen;
Licht im Osten drüben.
Trotz dem Schimmer
Schau' ich nimmer
Nahen meinen Lieben!
Will mir Blümlein pflücken,
Meine Kammer schmücken.
Doch wozu mag's frommen,
Wird er mir nicht kommen!
Trotz dem Schimmer
Seh' ich nimmer
Nahen meinen Lieben!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 521-522)
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Erwartung
Zeiten schwimmen, Tage fliehen,
Und ich arme Kleine
Wart' und schau nach dem Geliebten,
Harre hier und weine!
Netz' mit Thränen mir die Kissen,
Schlafe nicht vor Bangen;
Komm', o komme, mein Geliebter!
Komme, mein Verlangen!
Tröste, tröste mich, die Arme,
Kann selbst nicht mehr weinen;
Eile, eile! mög' ein guter
Stern Dir niederscheinen!
aus: Balalaika. Eine Sammlung slawischer Lieder
von Wilhelm von Waldbrühl
[Ps. von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio 1803-1869]
Leipzig Verlag von C. L. Hirschfeld 1848
(S. 524)
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