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Tschechische Liebeslieder
Begleitung
Eine Stunde war's
Nach der Mitternacht,
Als mein Liebchen mich
An den Wald gebracht:
"Jetzo weiter im Hain
Gehe, Liebster, allein,
Geh' mit Gott dem Herrn!"
Nicht am Himmel sind
So viel' Sternelein,
Wie die Liebste mir
Schenkte Küsselein.
Sind nicht, werden nicht sein,
Während Welt noch die Welt,
So viel' Sternelein.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 3)
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Ständchen
Vor dem Fenster stand ich da,
Rief nach meinem Liebchen:
"Langsam auf, mein Liebchen, stehe,
Komm' dem Fenster etwas näher, -
Auf, mein Mädchen!"
Und das Mädchen, es stand auf,
Es stand auf,
Zog sich an das Röckchen;
An das Fensterchen kam's munter,
Auf den Liebsten sah's herunter,
's gold'ne Mädchen!
Leis' zu reden hob es an,
Sprach die süßen Worte:
"Sprich, wo warst, mein gold'nes Mäuschen,
Daß du nicht zu uns in's Häuschen
Kamst ein Weilchen?
Jetzt verschlossen ist die Thür,
Ist die Thür,
Vater hat den Schlüssel;
Darf danach nicht zu ihm gehen,
Kann dir nicht mehr öffnen gehen,
Gold'nes Kindchen!"
Wenn ich wär' das Vögelein
Nachtigall,
Würd' ich auf mich schwingen,
Würde an das Fenster fliegen
Und zu meinem Herzchen fliegen
In die Kammer.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 4-5)
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Freigebigkeit über
Freigebigkeit
Fließet Wasser gegen Wasser,
Weht der Wind d'rauf nieder -
Guckt mein Mädchen blauen Auges
Aus dem Fenster nieder.
"Guck' nicht aus dem Fenster, komme
Lieber vor die Thüre,
Gieb mir nur ein einz'ges Küßchen,
Geb' dir ihrer viere."
""Eh' ich einen Kuß dir gebe,
Geb' ich hundert lieber,
Daß die Leute ja nicht sprechen,
Wärest nicht mein Lieber."
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 6)
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Der Besuch
Hier in unserm Garten
Schön ein Blümchen blühet,
Durch dies, unser Fenster,
Schön die Sonne glühet.
Abends ist am Himmel
Schön ein Stern entglommen,
Und zu mir mein Liebchen
In den Stall gekommen.
In den Marstall kam sie,
Ließ bei mir sich nieder,
Doch nicht lange blieb sie,
Lief von dannen wieder.
Ack're nicht und sä' nicht,
Dennoch hab' ich Segen:
Meine Freude folget
Mir auf allen Wegen.
Folget nicht - nur einmal
Kam mein liebes Mädchen,
So wie dieses Schäfchen
Kommt zum grünen Gräschen.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 7)
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Vorsichtige Liebe
Ach, weiß nicht, weiß nicht,
Was du an mir hast,
Ach, weiß nicht, weiß nicht,
Was du mich liebst.
Bin keine Reiche,
Schön bin ich auch nicht,
Ach, weiß nicht, weiß nicht,
Was du mich liebst.
"Dein blaues Auge
Ist mir am liebsten,
Dein blaues Auge,
Das hab' ich lieb;
Dein blaues Aeuglein,
Dein weißes Händlein,
Das so geschickt ist,
Das hab' ich lieb."
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 8)
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Vergessen
Stehet eine Fichte dunkelgrün,
Rund zum Rad gewachsen ist ihr Grün;
D'runter hält ein Rapp,
Hänschen steiget ab
Auf dem Weg nach Brünn.
"Steh', mein Pferdchen, friß die Gräschen brau'n,
Ich will gehen und nach Aennchen schau'n:
Hat mir ganz den Schein,
Daß die Liebste mein
Nicht will treu mir sein. -
Hinterlasse dir die Treue mein,
O du allerliebstes Bildchen mein!
Komm' nicht wieder mehr,
Will nicht länger mehr
Machen dir Beschwer."
""Wenn den Bruder ich vergaß zuvor,
Dann vergess' ich auch das weite Thor,
Wo wir bis zum Morgen
Standen und verborgen
Sprachen, Mund an Ohr.
Wenn die Schwester ich vergesse, dann
Auch die Straße ich vergessen kann,
Wo ich ging mit dir
Und den Strauß von dir
Trug im Tüchlein hier.
Wenn vergessen ich mein Väterlein,
Dann vergess' ich auch das Herzchen mein,
Und auch dich, mein Liebstes,
Hänschen, allerliebstes,
Endlich obenein.
Wenn vergessen ich mein Mütterlein,
Dann vergess' ich auch die Liebe mein,
Und auch dich, mein Schatz,
Hänschen, Herzensschatz,
Theures Bildchen mein.""
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 9-10)
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Das Täubchen mit dem Briefe
Auf dem kleinen Hügel stand ein Tännchen,
Unter ihm, im Schatten, saß mein Aennchen.
Flog vorbei ein Täubchen, trug ein Blättchen,
Ließ damit sich nieder, gab's dem Mädchen.
"Nimm, mein liebes Mädchen, nicht erschrick' dich,
Was im Blättchen stehet, macht dich glücklich.
Ehe noch das Sönnchen aufgegangen,
Wirst bei dir den Liebsten du empfangen.
Deiner wird er harren, voller Hoffen,
An dein Fenster klopfen, ob es offen.
Aber bis er klopfet, öffne nimmer,
Wollen könnt' ein And'rer in dein Zimmer.
Und du würdest, öffnend, dich betrügen,
Und die Liebe euer würd' entfliegen.
Und entflogen ein Mal, wär's auf immer,
Ließe dich der Liebste, käme nimmer."
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 11)
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Klage um den Ungetreuen
Kullerte sich, kullerte
Sich ein rothes Aepflein -
"Sei nur nicht so bös' auf mich,
Du, mein goldnes Mägdlein."
""Bin ja gar nicht bös' auf dich.
Thut mir nur so wehe,
Daß zu einer Andern ich
Geh'n durch's Korn dich sehe.
Körnchen, Körnchen, gold'nes Korn!
Wer wird nun dich mähen?
Fern von mir mein Liebster bleibt,
Lässet nicht sich sehen.
Körnchen, Körnchen, gold'nes Korn!
Wer wird nun dich binden?
Fern von mir mein Liebster bleibt,
Lässet nicht sich finden.
Gräschen, Gräschen, grünes Gras!
Wer wird nun dich schneiden?
Fern von mir mein Liebster bleibt,
Und ich muß es leiden.""
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 12)
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Getäuschte Vermuthung
Immer, immer, immer
Hat es mir den Schein,
Mein Liebchen habe
Blaue Aeugelein.
Immer, immer, immer
Hat es mir den Schein,
Daß blau ihre Aeugelein,
Schön blau die Aeuglein,
Schön roth die Wänglein,
Schön weiß die Händlein,
Schön bunt die Schühlein -
Immer, immer, immer
Hat es mir den Schein:
Aennchen müsse meine sein.
Schade um dich, Mädchen,
Daß du mich nicht willst,
Daß einen Andern
Du erfreuen willst.
Schade um dich, Mädchen,
Daß du mich nicht liebst
Und dich einem Andern giebst.
Was ich gemeinest,
Wird mir verneinet,
Was ich geglaubet,
Wird mir geraubet -
Schade um dich, Mädchen,
Daß du mich nicht liebst
Und mir so das Herz betrübst.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 13-14)
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Die Trauung im schwarzen Walde
Früh sie aufstand, aß ihr Frühstück,
Führte dann hinaus die Gänse.
Führte sie hinaus auf's Gräschen,
Auf das frische, grüne Kleechen.
Setzte sie sich auf ein Höh'chen,
Wand ein Kränzchen sich aus Nelkchen.
Bis das Kränzchen sie gewunden,
Fiel sie drei Mal hin in Ohnmacht.
"Zugeschlossen ist mein Herzchen,
Gott allein weiß, wo der Schlüssel.
Weiß wohl, wer da hat den Schlüssel,
Er, dem ich mich selbst gegeben!"
""Hin im Graben fließt das Wasser -
Geh'n, mein Liebchen, wir zusammen!""
"Wäre mir ein schönes Gehen,
Da wir nicht getraut zusammen!"
""Steht im schwarzen Wald ein Kirchlein -
Wollen dort uns trauen lassen.""
"Wäre mir ein schönes Trauen,
Das die Eltern uns verwehren!"
""In der Kirch' ein Pater bindet
Mit der Stola und die Hände.
Bindet, bindet, löset nimmer,
Bis es Gott thut aus dem Himmel.""
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 15-16)
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Nicht trauen
Dunkelrothes Röschen,
Was willst nicht erblüh'n du?
Was kommst du, o Hänschen,
Was kommst du nicht zu uns?
"Wenn zu euch ich hinkam,
Hast geweint du immer,
Hieltst das rothe Tüchlein
An die Augen immer."
Würde wohl ich weinen,
Thäte nichts mich schmerzen?
Haben uns geliebet,
Wie zwei Taubenherzen.
Wie zwei Taubenherzen,
Wie zwei Turteltäubchen,
Habe dir gegeben
Herzlichtreue Küßchen.
Herzlichtreue Küßchen,
Aber du betrogst mich;
Werde dir erst trauen
Nach dem Aufgebote.
Nach dem Aufgebote
Bei dem Herren Pfarrer -
Dann erst werd' ich nennen
Deinen Bruder Schwager.
Deinen Bruder Schwager
Mutter die Frau Mutter,
Werde immer küssen
Morgens ihr das Händchen.
Morgens ihr das Händchen,
Abends ihr die Füßchen,
Und das Alles dafür,
Daß du mein geworden.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 17-18)
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Unnütze Hülfe
Auf unserem Feldchen
Viel' Kornblumen stehen,
Dahin ging mein Liebchen,
Das Gräschen zu mähen.
Sie hat es gemähet,
Sie setzt sich an's Pfädchen:
"Komm, goldenes Hänschen,
Dich streichelt dein Mädchen."
So viel auf dem Kopfe
Sie streichelt ihm Härchen,
So viel aus den Augen
Entfielen ihr Zährchen.
Vor zog er das Tüchlein
Und wischt' ihr das Stirnchen:
""Was weinst du, was klagst du,
Mein goldenes Dirnchen?""
"Was sollt' ich nicht weinen,
Was sollt' ich nicht jammern?
Nicht will mir das Vortuch
Den Wuchs mehr umspannen.
Nicht will es mein Vortuch,
Nicht will es mein Röckchen,
Das hab' ich bekommen
Von dir, o mein Hänschen."
Er führt sie zum Lädchen,
Sie haltend am Händchen:
""Verläng're dein Röckchen,
Ich kaufe dir Bändchen.""
"Ich wollt's wohl verlängern,
Doch wird es nicht gehen -
Ach, hätt' ich dich nimmer
Und nimmer gesehen!"
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 19-20)
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Der schlimme Rath
Hier, wo unser Brunnen fließt,
Eine Schlüsselblume sprießt,
Weiß, wie deren Blüte,
Meine Liebste blühte.
"Du mein Herzchen allerliebst,
Sag', warum du dich betrübst?
Will dich Mutter strafen?
Hast nicht gut geschlafen?"
""Ach, die Mutter straft mich nicht,
Und an Schlaf mir's nicht gebricht,
Aber Trauer trag' ich,
Um mein Kränzchen klag' ich.
Alle Jungfern mähen geh'n,
Schön und lustig anzuseh'n,
Und ich armes Mädchen
Wiege hier mein Knäbchen.
Liebes Hänschen, wieg' es hier
Nur ein kleines Weilchen mir,
Wiege mir das Kindel,
Bis ich wusch die Windel.""
"Nein, ich kann's nicht wiegen dir,
Kalt ist an der Wiege mir,
Wiege du's mit denen,
Die dir Rath gegeben."
""Ach, zwei Burschen waren das,
Unterm Aepfelbaum im Gras -
Haben mir gerathen,
Da sie zärtlich thaten.""
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 21-22)
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Armuth und Liebe
Unter unser'm Fenster
Fließt ein Wässerlein,
Tränke, meine Liebste,
Mir mein Rösselein.
"Nein, ich mag's nicht tränken,
Scheu' mich, ihm zu schenken,
Denn ich bin zu klein."
Unter unser'm Fenster
Wuchert Oelgesträuch,
Sage mir, mein Liebchen,
Wer da kommt zu euch?
"Ach, zu uns kommt Keiner,
Bei mir steht nicht Einer,
Denn ich bin nicht reich."
Unter unser'm Fenster
Rosenblüte sprießt,
Sag', warum, mein Liebchen,
Dich die Welt verdrießt?
"Ach, die Welt gefällt mir
Nur das Herzchen schwellt mir
Und das Thränchen fließt."
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 23)
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Verlust
Kuckuck ruft der Kuckuck
Auf der Buch' im Hain,
Sage, meine Liebste,
Sag', wo kannst du sein?
Du bist doch die Einzigeine,
Die ich mit dem Herzen meine,
Sag', wo kannst du sein?
Singt das Nachtigallchen
In dem grünen Hain,
Daß wir nicht, mein Liebchen,
Unser können sein;
Daß wir, Eines mit dem Andern,
Nicht zusammen können wandern,
Ach, nicht unser sein!
Hatt' ein Turteltäubchen,
Doch es flog mir fort;
Wenn ich daran denke,
Wein' ich immerfort.
Ist auf's Farrenkraut geflogen,
Kommt wohl nicht mehr heimgezogen,
Ach, kommt nicht mehr heim!
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 24)
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Aufrichtigkeit über Reichthum
Wenn du hättest, Mädchen, hundert Schafe gut,
Und ich hätte nur Wacholder auf dem Hut,
Würdest nicht mein,
Es kann nicht sein,
Selbst der Herrgott kann's nicht geben, Mädchen mein.
Wenn du hättest, Mädchen, eine Hufe Land,
Und ich hätte nur ein Gärtchen wie die Hand,
Würdest nicht mein,
Es kann nicht sein,
Selbst der Herrgott kann's nicht geben, Mädchen mein.
Wenn du hättest, Mädchen, hundert Höfe groß,
Und ich hätte eine alte Scheuer bloß,
Würdest nicht mein,
Es kann nicht sein,
Weil du falsch bist, weil du falsch bist, Mädchen mein.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 25)
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Aufbruch des Liebsten
Auf freiem Feld ein Birnbaum steh't,
Der Wipfel wird ihm grün,
Ein Rappe d'runter weiden geh't,
Mein Liebchen führet ihn.
Was führet ihr so lange ihn,
Seit Sonnenuntergeh'n?
"Wohin, mein Liebster, gehet ihr?
Ich werde mit euch geh'n."
Ich werde geh'n so weit hinaus,
Wo blau das Bergland ruh't,
Bis länger ich gewahre nicht,
Wie weh' das Herz mir thut.
Ich werde geh'n so weit hinaus,
Wo tief das Wasser rauscht,
Bis länger ich gewahre nicht
Das Mädchen schwarzen Aug's.
Ich werde geh'n so weit hinaus
Wohl in die weite Welt,
Bis länger ich gewahre nicht
Das falsche, falsche Herz.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 26)
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Der betrogene Liebende
Hafer sä't' ich auf dem Felde,
Nicht ihn schneiden werde;
Lieb mir war ein schönes Mädchen,
Nicht es haben werde.
Säen, schneiden nicht,
Innig lieben, haben nicht,
Säe, schneide nicht,
Liebe innig, habe nicht.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 35)
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Die zerstörte Liebe
Weiß ein Häuschen klein,
D'rin ein Fensterlein,
Unter dem rief leise
Ich nach Liebesweise:
"Schläfst du, Mädchen mein?"
""Hab' noch nicht geruh't,
Höre dich gar gut;
Doch nicht öffnen kann ich,
Ach, nicht öffnen kann ich
Dir, mein süßes Gut.""
"Oeffnest du mir nicht,
Liege du mit Gott;
Komme nicht mehr wieder,
Klopfe nie mehr wieder
Von heut' bis zum Tod."
Kaum vorbei ein Jahr,
Wieder da ich war,
Aber ach, die Liebe
Meiner süßen Liebe
Ganz vergangen war.
"Mein geliebtes Mädchen,
Ach, was dachtest du,
Daß die süße Liebe,
Uns're süße Liebe
So zerstöret du?"
""Habe sie zerstört
Nicht durch meine Schuld;
Die uns nicht in Frieden
Ließen, uns geschieden,
Die allein sind Schuld.
Die allein sind Schuld,
Die geschwätzt von dir,
Mir nicht gönnen wollten,
Daß da lächeln sollten
Deine Augen mir.""
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 38-39)
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Das Briefchen
Steh'n zwei junge Röschen
Dort auf unser'm Raine,
Schon aus dieser Ferne
Duftet mir das eine.
Duftet mir das eine,
Blüh't mir auf das zweite,
Weil ich, o mein Liebster,
Ziehen muß in's Weite.
Ziehen muß in's Weite,
Durch die dürre Haide -
Was um dich, mein Liebster,
Ich im Herzen leide!
Wenn ich wär' ein Schwälbchen,
Bläulich von Gefieder,
Ließ auf euer Stübchen
Ich zu euch mich nieder.
Nicht sowohl auf's Stübchen,
Als vielmehr auf's Ställchen,
Damit ich nur sähe,
Was mein Liebster thäte.
Erstens schöpft' er Wasser,
Dann sein Pferdchen rieb er,
Und am Tisch zum dritten
Ein klein Briefchen schrieb er.
Wem hast dieses Briefchen,
Lieber, du geschrieben?
"Dir, mein Mädchen, daß ich
Nicht mehr kann dich lieben."
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 40-41)
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Wie die Mädchen aus der Kirche zieh'n
Kleines Kirchlein unterm Walde,
Stehst auf einer schönen Halde.
Wie die Engel aus den Himmeln,
So aus dir die Jungfrau'n wimmeln.
Eine schöne Taubenweiße,
Die soll meine Liebste heißen.
Eine schön're kommt vorüber -
Ei, die wär' mir noch viel lieber.
Eine Rose ist die Dritte -
Ach, wer lebt, der die erstritte!
Doch ich muß trotzdem sie haben,
Sollen sie mich nicht begraben.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 43)
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Aufforderung
Als ich Abschied nahm,
Klang die Musika,
Und mein liebes Mädchen
Weinend nach mir sah.
Weine nicht um mich,
Lieber komm' mit mir,
Und ein grünes Kleidchen
Will ich kaufen dir.
Ja, ein grünes Kleid,
Aber nicht zu lang,
Daß zum Mitmirwandern
Nicht gehemmt dein Gang.
Wollen wandernd zieh'n
Ueber Thal und Berg',
In den Wäldern finden
Wir die Nachtherberg'.
Und der grüne Rain
Wird das Flaumbett sein;
Darauf laß uns ruh'n,
Ruh'n und zärtlich thun,
Liebstes Mädchen mein!
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 44)
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Gleichgültigkeit beim Verlust
Ach, bleibe nicht mehr hier,
Wende mich fort von hier,
Ach, bleibe nicht mehr hier,
Wende mich fort.
In die Welt werd' ich zieh'n,
Wo auf die Rosen blüh'n,
Werde, was mir gefällt,
Wählen mir dort.
Hatte ein Mägdelein,
Lieb wie ein Täubelein,
Hatte ein Mägdelein,
Weiß wie der Schnee.
Engeln im Himmelreich,
Rosen auf Erden gleich -
Und wenn du nicht mich magst,
Zum Teufel geh'!
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 47)
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Küßchen
Mein' liebe Mutter
Kann ich ihm geben
Ein Küßchen oder zwei
Zum Wiedergeben?
"Mein gold'nes Kindchen,
Spar' dir die Reue -
Die Küßchen gäb' er dir,
Doch nicht die Treue."
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 63)
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Abschied
Schlug die Aeuglein nieder,
Wie zur nächt'gen Ruh',
Ihre Mutter rief ihr
Aus dem Fenster zu:
"Meine Tochter, steh' nicht dorten,
Gieb nicht Grund zu bösen Worten,
Denn es schickt sich nicht."
""Meine gold'ne Mutter!
Ach, das schickt sich wohl:
Meinem Liebsten sagt' ich
Ewig Lebewohl
Uns're Bande sind zerrissen,
Uns're Herzen scheiden müssen -
Denn er wird Soldat.""
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 64)
_____
Mädchenklage
Ach, steh' ich am Wasser,
Am kühlen Wässerlein,
Möcht' ich gießen lassen,
Gießen ein Trompetchen
Von Silber, hell und rein.
Möchte darauf blasen,
Und weinen laut um ihn,
Um den Allerliebsten,
Um den Ungetreuen,
Und möchte rufen ihn.
"Ach, du liebe Tochter,
Was hast du nur gedacht,
Daß du dir um einen
Solchen falschen Burschen
So vielen Gram gemacht?"
Ach, dieses mein Lieben
Zu löschen hat Gewalt
Nicht der Regen selber,
Nicht der Regen selber,
Der ziehet über'n Wald.
Ueber'n Wald hinziehet,
Und über's grüne Feld,
Wo geackert eh'mals,
Wo gefolgt mir eh'mals
Mein Glück in dieser Welt.
Ich war off'nen Herzens,
Doch du warst falsch zu mir;
Gebe Gott nicht Segen,
Gebe Gott nicht Segen
In and'rer Ehe dir.
Gebe Gott nicht Segen
Auf deinem Gute dir,
Weil du hast falsch geschworen,
Weil du hast falsch geschworen
Mir, armen Mädchen mir.
Du getrübtes Sternchen
Kenntest die Thränen du,
Und hättest ein Herzchen,
Du, mein gold'nes Sternchen,
Ach, Funken weintest du.
Würdest mit mir weinen,
Weinen die ganze Nacht,
Daß ich durch die Mitgift
Eines reichen Mädchen
Um den Liebsten gebracht.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 69-70)
_____
Die unredliche Freundin
Meine rechte Hand du,
Treues Kamerädchen:
Einen Liebsten hatt' ich,
Und du stiehlst ihn, Mädchen.
Hast ihn mir gestohlen
Und bist jetzt sein Bräutchen,
Hätt' dich nicht gehalten
Für ein solches Kräutchen.
Für ein solches Kräutchen
In den Weizenähren -
Alle Leute meinten,
Daß wir Schwestern wären.
Schwesterchen vielliebe,
Anstatt Kamerädchen:
Schöne Kleider näh'ten
Wir den Burschen, Mädchen.
Blumen eines Gartens,
Herz an Herz erzogen -
Doch nur ich war redlich -
Du hast mich betrogen.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 71)
_____
Enttäuschung
Stand am Fensterlein,
Schaut' in's Land hinein,
Ein Rosenblütchen schien:
Unverhofft ersah
Sie den Liebsten da,
Und sah zu Pferde ihn.
"Mutter, Mütterlein,
Theures Seelchen mein,
Mein Liebster kommt herauf.
Flur und Zimmerlein
Kehrt geschwinde rein -
Wie nehmen wir ihn auf?
Mutter, Mütterlein,
Theures Seelchen mein,
Geh't doch zu ihm hinaus.
Bis ich kehrte rein
Flur und Zimmerlein,
Laßt mir ihn nicht in's Haus.
Mutter, Mütterlein,
Theures Seelchen mein,
Mein Liebster kommt nicht her -
Geh't die Straße weit,
Geh't zur andern Maid -
Zu uns kommt er nicht mehr."
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 73)
_____
Schade hundert Mal
Als im Flachs ich war,
Wußt' ich noch nicht klar,
Was mich so im Herzen brennte;
Daß mein Glück mich lassen könnte,
Wußt' ich noch nicht klar.
Als im Mohn ich war -
Schade hundertmal,
Schade, Schade um das Lieben,
Schade hundertmal!
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 75)
_____
Der unbeständige Liebste
Als dieses Haferchen
Aufge- aufge- aufgesproßt,
Hieß mich mein Liebster noch
Augen- Augen- Augentrost.
Liebte mich noch,
Schwor es mir noch,
Daß er mich nehmen wollt'
Ueber - über über ein Jahr.
Nun dieses Haferchen
Abge- abge- abgeblaßt,
Seh' ich den Liebsten mein,
Der mich - der mich - der mich haßt.
Der mich verläßt,
Der mich nicht mag,
Und darum schmerzet,
Schmerzet - schmerzet - schmerz't mir mein Herz.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 76)
_____
Lust und Unlust
Auf dem Hügelchen der Baum,
Unter ihm die Matte -
Ach, wenn ich gedenk' an ihn,
Den so lieb ich hatte!
Sei's bei Tage, sei's bei Nacht,
Will an ihn ich denken,
Scheint um mich die ganze Welt
Sich im Kreis zu schwenken.
Was ist nicht das Sterben schwer,
Da wo keine Schmerzen!
Doch das Lieben ist's noch mehr,
Wo nicht Lust im Herzen.
Was mir hätte Lust gemacht,
Das ging mir verloren;
Aber was mir Unlust macht,
Liegt mir in den Ohren.
Übersetzt von Ida von Düringsfeld (1815-1876)
Aus: Böhmische Rosen
übersetzt von Ida von Düringsfeld
Breslau Verlag von Joh. Urban Kern 1851 (S. 79)
_____
Was
erzählt das Vögelein
Dorten auf der Eiche?
Liebe sei's, die das Gesicht
Einer Jungfrau bleiche.
Schweig' doch Vöglein, denn du lügst,
Bist so schlimm und lose:
Einen Liebsten hab' auch ich,
Bin wie eine Rose!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 5)
_____
Als ich fuhr auf Meereswogen,
Aufflog da ein Vögelein,
Ließ ein weißes Blättchen fallen -
Auf mein Hütchen fiel es fein.
Und ich nahm vom Haupt das Hütlein,
Auf das Blatt den Blick ich wandt',
Ach, ein Gruß von meiner Liebsten
Dort so schön geschrieben stand.
Aber jetzt bin ich verlassen,
Wie es auch der Gärtner ist,
Wenn er treu ein Röschen pfleget,
Und dennoch die Blüt' vermißt.
Auch ich hatte eine Rose,
Trug im Herzen sorglich sie;
Trotzdem ging sie mir verloren,
Und ich finde sie schon nie!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 6-7)
_____
Ein Uhr nach Mitternacht
Klang in die Weite,
Als mir die Liebste mein
Gab das Geleite
Hin durch den grünen Hain:
"Theurer, nun geh" allein,
Gehe mit Gott."
Am Himmel so viele der
Sterne nicht schweben,
Als mir der Liebste mein
Küße gegeben;
Ja seit der Welt Besteh'n
Keiner hat wohl geseh'n
Der Sterne so viel'.
Am Erdkreis so viele der
Klöster nicht prangen,
Wie oft ich ihr gestand
All mein Verlangen.
Ja seit der Welt Besteh'n
Keiner hat wohl gesehn
Der Klöster so viel'.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 7-8)
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Als ich um das Häuschen bin geschritten,
Worin meine Liebste wohnt,
Ach Gott!
Worin meine Liebste wohnt,
Ach, bei ihrem kleinen Tische saß sie,
Stickt' ein feines Tuch mit Gold,
Ach Gott!
Stickt ein feines Tuch mit Gold.
O Dir ist's bequem, mein gold'nes Mädchen
Sticken dieses Tuch mit Gold,
Ach Gott!
Sticken dieses Tuch mit Gold.
Doch ich muß von hinnen geh'n so traurig,
Muß hinaus nun zieh'n in's Feld,
Ach Gott!
Muß hinaus nun zieh'n in's Feld!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 8-9)
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Wenn auch, Mädchen, hundert Schafe wären Dein,
Und ich hätt' am Hute nur ein Sträußchen fein,
Hör', o hör',
Nimmermehr,
Gebe ich mein Herz zu Deiner Lieber her!
Wenn auch, Mädchen, hundert Höfe wären Dein,
Und ich nannt' nur eine morsche Hütte mein,
Hör', o hör',
Nimmermehr,
Gebe ich mein Herz zu Deiner Lieber her!
Wenn auch, Mädchen, viel Dukaten wären Dein,
Und ich hielt nur ein zerriss'nes Kleid für mein,
Hör', o hör',
Nimmermehr,
Gebe ich mein Herz zu Deiner Liebe her!
Wenn auch, Mädchen, wär' ein prächt'ger Weinberg Dein,
Und ich hätt' nur einen Weizenacker klein,
Hör', o hör',
Nimmermehr,
Gebe ich mein Herz zu Deiner Liebe her!
Wenn auch, Mädchen, wär der halbe Erdkreis Dein,
Und ich möchte nur ein armer Pferdewärter sein,
Hör', o hör',
Nimmermehr,
Gebe ich mein Herz zu Deiner Liebe her!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 10-11)
_____
Seh' ich Dich, Du holdes Mädchen
In der Kirche knieen,
Kann nicht mehr dem Herrn ich dienen,
Muß für Dich nur glühen.
Möchte ich auch Gott so lieben,
Wie ich Dich verehre,
Sicher ich schon wie ein Heil'ger,
Wie ein Himmelsengel wäre.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 14)
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Hinter jenen Wäldern
Wohnst Du meine Liebe,
Ach so weit, so weit!
Stürzet nieder, Felsen,
Ebnet euch, ihr Schluchten,
Beuget euch, ihr Wälder,
Daß ich fernhin blicke,
Daß ich sie erschaue,
Wo sie weilt, die Holde!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 15-16)
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Regen floß, dunkel war's,
Täubchen flog durch den Hain,
Konnte zur Liebsten nicht
Fliegen an's Fensterlein.
Konnte nicht fliegen mehr,
Konnte nicht melden mehr:
"Mädchen, Dein lieber Schatz
Schickt den Gruß Dir hieher!"
""Und ich laß sagen ihm,
Daß ich nicht mehr ihm groll',
Daß ich ihn gerne hab',
Daß er nur kommen soll!""
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 16-17)
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Grün ist schon die Wiese, grün ist schon der Wald,
Liebste, Du verrathe mich ja nicht so bald,
Grün ist schon die Wiese, grün ist schon der Wald,
Du verrath' mich nicht sobald!
Wenn Du dieses thust, so schaffst Dir selbst ein Leid,
Weil ich ohne Küße niemals von Dir scheid':
Grün ist schon die Wiese, grün ist schon der Wald,
Du verrath mich nicht sobald.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 17)
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Zwölf schönen Jungfrau'n kam der Schlaf,
Weil noch der Freier nicht eintraf;
Blos Eine schlief nicht ein,
Und harrte zärtlich sein.
Sie harrte sein mit Saitenspiel,
Sie harrt' mit sehnendem Gefühl;
Und als sie ihn erschaut',
Da jubelte sie laut.
Kaum rief ein Wörtchen er ihr zu:
"Wo bist mein gold'nes Täubchen Du?"
Erkannte sie ihn schnell,
Die Antwort gab sie hell.
"Ich geh' zu Dir, Du Wonne mein,
Zu Deiner Freude will ich sein,
Da ich die Dienerin
Des holden Liebsten bin.
Wir wollen uns vereinet freu'n,
Wir wollen lieben uns in Treu'n,
Und dieses wechsellos
Bis hin zum Grabesschooß."
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 22)
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Eingestürzte alte Schlößer
Kann man wieder hoch aufbau'n,
Doch was mir in Trümmer stürzte,
Kann ich neu nie wiederschau'n!
Umgestürzte dichte Wälder
Grünen wieder mit der Zeit:
Doch wer kann Dich Theurer rufen
Aus des Grabes Dunkelheit?
Dürft' ich wieder Dich bekommen
O Du Allerliebster mein,
Wollt' ich Dich ausgraben mit der
Nadel aus dem Felsgestein!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 27)
_____
Wasser strömet gegen Wasser,
Windeszug d'rauf fächelt -
Meine Liebste blauen Auges
Aus dem Fenster lächelt.
Stehe dort nicht, wolle lieber
Dich vor's Haus begeben:
Schenkst Du mir ein Küßchen, will ich
Sieben and're geben.
"Hundert will ich lieber geben,
Eh's bei einem bliebe,
Damit nicht die Leute sprächen,
Daß ich Dich nicht liebe."
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 34)
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Dort in uns'rem Gärtchen
Blumen blüh'n voll Wonne,
Und in uns're Fenster
Scheint so schön die Sonne.
Abends ist ein heller
Stern im Blau erglommen -
Weil mein Liebchen mir in's
Gärtchen nachgekommen.
Kam mir nach in's Gärtchen,
Kam an meine Seite,
Doch nicht lange blieb sie,
Lief bald in die Weite.
Pflüg' nicht, sä' nicht, seh' doch
Wachsthum, mir zum Heile:
Hab' ein Lieb', das sehnend
Nahet, wo ich weile.
Naht nicht, naht nicht, einmal
Ist es nur erschienen,
Wie das weiße Schäfchen
Bei dem Gras, dem grünen.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 41-42)
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Gänschen, das wilde flog nieder aus blauer Höh',
Trank uns das Wasser aus, dorten in uns'rem See.
Trank aus das klare, das trübe verblieb zurück:
Ach, was ertrug ich schon für Dich, mein Hort und Glück!
Ach, was ertrug ich schon, und was ertrag' ich noch,
Für Dich, mein Gold'ner duld' gerne ich jedes Joch! -
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 42-43)
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Ich werde hier nicht sein,
Ich gehe fort von hier,
Ich werde hier nicht sein,
Ich gehe fort:
Geh' in die weite Welt,
Woselbst die Rosen blüh'n,
Dort wähle mir ich aus,
Was mir gefällt.
Ein Schätzchen hatt' ich lieb,
Schön wie ein Täubchen wohl,
Ein Schätzchen hatt' ich lieb,
Schön wie ein Bild
Am Himmel 's Engelein,
Auf Erden 's Röschen fein:
Da Du mich hast verschmäht,
Ziehe dahin!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 43)
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Hätte Dich so gerne,
Könnte ich nur wissen,
Könnte ich nur wissen,
Ob Du wirst mein;
Aber meine Freude
Ist so sehr gefährdet,
Denn ich weiß nicht sicher,
Ob Du wirst mein.
"Liebe mich nur, liebe,
Zürne auf mich nimmer,
Liebe mich nur, liebe,
Ich werde Dein;
Denn all' meine Freude
Ist so leicht und lieblich,
Weil ich Niemand's sein will,
Als einzig Dein!"
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 47)
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Was doch dorten leuchtet?
Dorthin eile ich;
Sind es Blumen, pflücke
Ich sie gleich für mich. -
Keine Blumen waren's,
Nein, mein Schatz, es war:
Weil er so treuherzig,
Leuchtet er so klar.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 61-62)
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Schwalbe leise flattert,
Und erzählt, es geh' auf
Morgenröthe dämmernd:
Aennchen mein, nun steh' auf!
"Hätte ich die Schlüssel
Zu der Morgenröthe,
Bis zum nächsten Tag ihr
Kommen ich verböte.
Hätte ich den Schlüssel
Zu des Tag's Altare,
Ließ' ich ihn nicht leuchten
Unter einem Jahre."
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 63)
_____
Wie wunderbar, mein Schatz
Ist doch Dein Angesicht,
Ich hab' es kaum geküßt,
So ward es rosenlicht.
Wie wunderbar, mein Schatz
Erglänzt das Auge Dir:
Kaum hab' ich d'rein geschaut,
Dreht sich die Welt mit mir!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 70)
_____
Wie weit wirst Du geben
Mädchen meines Herzens,
Wie weit wirst Du geben
Das Geleite mir?
"Nur vor's Thor ein Stückchen,
Denn ich kann nicht weiter,
Und bekannt ist, Liebster,
Schon das Pfädchen Dir!"
Und er stieg auf's Rößlein,
Wandte noch die Blicke,
"Gib zurück, o Liebste
Was ich schenkte Dir!"
""Möcht' Dir rückerstatten,
Wenn es möglich wäre,
Jenes letzte Küßchen,
Das Du gabest mir!""
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 71)
_____
Wälze Dich, wälze Dich
Rothes Aepfelein;
Wem wirst Du doch angehören
Gold'nes Mägdelein?
"Und wem sollt' ich angehören
Als nur Dir allein?
Hast Du mir's doch stets versprochen,
Daß ich werde Dein!"
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 80)
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Ach mir, ach mir, ach mir
Scheint es immerdar,
Meine Liebste hat ein
Blaues Augenpaar.
Ach mir, ach mir, ach mir
Scheint es immerdar,
Schön blau sei ihr Augenpaar,
Blaue Aeugelein,
Wangen roth und fein,
Hände weiß und klein,
Schuhe schön und rein,
Ach mir, ach mir, ach mir,
Scheint es so zu sein,
Aennchen werde einstens mein.
Schade um Dich, Mädchen,
Daß Du's willst nicht sein,
Daß Du einen Andern
Liebend willst erfreu'n;
Schade um Dich, Mädchen,
Daß Du mich verschmähst,
Und zu einem Andern gehst.
Was ich mir vornahm
Wandelt sich in Gram,
Was ich mir gedacht,
Das wird nie vollbracht:
Schade um Dich, Mädchen,
Daß Du wirst nicht mein,
Füllst mein Herz mit herber Pein!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 80-81)
_____
Aennchen, mein Kind von Gold,
Ich bin Euch wahrlich hold,
Aennchen, mein Kind von Gold,
Ich hab' Euch gern.
Und nicht gönnen es die Leute mir,
Daß ich geh' hinter Dir,
Und nicht gönnen es die Leute mir,
Daß ich geh' zu Euch!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 83)
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Als ich einmal ging
Zu der Liebsten mein,
Schien das Mondlicht und
Schöne Sternelein.
Und ich fand sie noch
Nicht in süßem Traum,
Denn sie harrte mein
Unter grünem Baum.
"Geh mein Liebster nicht
In die Kammer mehr:
Deine Sporen, sie
Klirren gar zu sehr.
Bleiben wir nur bei
Diesem Baum, so grün,
Uns're Liebesblum'
Lassen wir da blüh'n."
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 115)
_____
Man sprach, daß vom Berge
Schwarze Wolken ziehen -
Meiner Liebsten Augen
Also schwarz erglühen.
Man sprach, aufwärts steigt der
Morgenröthe Prangen -
Aber dieses kam von
Meiner Liebsten Wangen.
Man sprach, daß das Taglicht
Durch die Lüfte quelle -
Meiner Liebsten Stirne
Schuf all' diese Helle.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 117)
_____
Weinet Augen, weinet,
Sparet nicht die Thränen,
Denn des Schönsten müsset
Ihr nun euch entwöhnen.
Bei dem Liebsten hat es
Euch so sehr gefallen,
Ach wie schwer wird euch nun
Das Entwöhnen fallen!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 141)
_____
Dorten stehet der Wachholder,
Grünet schön;
Unter ihm verweilt das Schwälbchen,
Zwitschert schön.
Hingeh'n will ich, will dort lauschen,
Ob's mir etwas wird erzählen.
Schwälbchen hob neu an zu zwitschern,
Und erzählte vom Geliebten:
"Scheide nicht von meiner Seite,
Ehe naht das weiße Taglicht!"
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 143)
_____
Es fliegt so hoch die Lerche gern,
Und singt, mein Liebster sei so fern,
So weit entfernt, so weit, so weit,
Mein Liebster hätte dort gefreit!
Die Nessel brennt, die Distel sticht -
Daß hier ich seufz', vehehl' ihm nicht,
O sag' ihm gold'ne Lerche mein,
Daß meine Thränen blüh'n am Rain!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 156)
_____
Bis auf die Haut naß,
Steh' ich da, unter'n
Fensterlein;
Lasse o Mädchen,
Wonniges Herzchen,
Laß' mich ein!
"Gerne, mein Liebster,
Möcht' ich das Pförtlein
Öffnen Dir;
Aber ein Kerzlein
Habe ich leide
Nicht bei mir!"
Liebste, Du brauchest
Wahrlich doch eine
Kerze nicht;
Herzchen, Dein Auge
Dies ist gewiß das
Beste Licht!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 161-162)
_____
Der Jüngling wandert zum Thor hinaus,
Sein Liebchen tritt aus dem off'nen Haus.
"Sag', Liebster, wohin den Gang Du lenkst,
Daß Du nicht einmal an's Lebewohl denkst?"
""Zu Ende, o Liebchen, ist meine Frist,
Der Aufbruch zum Feldzug nahe ist.
Was gibst Du mir auf den Weg, o sag'?""
"Das Ringlein, das ich am Finger trag'.
Leicht gehet vom Finger das Ringelein -
Doch schwer, ach schwer ist das Herzchen mein!"
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 164-165)
_____
Ach wenn's doch so wäre,
Wie in alten Zeiten,
Als ich aus drei Fenstern
Klares Licht sah gleiten:
Sonnenlicht aus einem,
Mondschein aus dem zweiten;
Und den dritten Lichtglanz
That mein Schatz verbreiten!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 166)
_____
Meine Allerliebste badet'
In der Flut, so rein;
O mein gold'nes Herzchen badet'
Dorten ganz allein.
Sag' mein Schatz, was Du da machest
In dem lichten Quell?
"Winde Kränze aus Maiblümchen
Und aus Rosen hell."
Und wem willst Du dann die grünen
Kränzchen, Schatz, verleih'n?
"Dir eins, mir eins; des Brautführers
Soll das dritte sein!"
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 1 Prag 1858 (S. 203)
_____
Hinterm Wald die Rose
Traurig will verblüh'n:
Krank ist meine Liebste,
Welkt vor Gram dahin!
Als die Ros' begann zu prangen
Ist mein Lieb mit mir gegangen
Weit hinaus, nach Wien!
Mit mir ist's gewandert
Durch den Tannenhain,
Und ein schönes Sträußchen
Pflückt' es dort vom Rain,
Steckte mir es hinter's Hütchen,
Und wir setzten uns zum Flüßchen
Zum bemoosten Stein.
Und noch weiter ging die Liebste,
Bis nach Mähren hin,
Dort ward mir ihr Lockenkränzlein,
Liebevoll verlieh'n,
O da sangen wir und hüpften
Bis wir beide ganz zerpflückten
Ach, den Kranz, so grün!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 4)
_____
Du gehst von mir, mein schwanengleiches Kind,
So schön wie die Jerichorosen sind!
Nichts Schön'res für mich auf der Welt besteht -
Bist mir Karfunkel, Perle und Magnet!
Stets wollt' ich treu und herzig dienen Dir,
O Allerliebste, Allerschönste hier,
Korallen brächt ich, Perlen, Spangen schön,
Um Deiner Anmuth Schein noch zu erhöh'n!
So möcht' ich thun, doch ach es darf nicht sein!
Was nützt mir Gold, Saphir, Karfunkelstein!
Wenn ich Dich missen soll, mein süßes Herz -?
Des Herrgott's Schutz begleit' Dich allerwärts!
Leb' wohl - und wie der Magnetfelsenstein
So bleibe fest die Lieb' und Treue Dein! -
Gott gibt's mein goldnes Mündchen einst, daß ich
Frisch wie ein Fischlein wiederfinde Dich!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 4-5)
_____
Könnt' ich dorten sein, wo
Die Gedanken sind,
Und wo Du lustwandelst
Süßes Herzenskind!
Möchten mir die Berge
Nicht im Wege steh'n,
Säh' ich durch den Garten
Meine Liebste geh'n!
Berge, Berge, Berge,
Tretet seitwärts doch,
Daß ich von der Liebsten
Hör' ein Wörtlein noch!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 38)
_____
Mein Mädchen schläfst Du, schläfst Du nicht?
Wie, hörst Du etwa nicht?
"Jetzt schlief ich ein, - die Thür verschloß
Ich mit dem Strohhalm blos.
Ei, steig' herauf, mein Hänschen lieb,
Bei Seit' den Riegel schieb'!
Wenn Du ein Battisthemdchen hast,
Bei mir halt' nächt'ge Rast!"
Sag' mir, mein Herzlieb, sage ach,
Wer ruft uns Morgens wach?
"Das Schwälbchen sitzet auf der Latt',
Das früh zu zwitschern hat:
Scheid', Hänschen, scheid' vom Liebchen fein,
Schon naht der Morgenschein!"
Kaum schlief ich ein, muß leider schon
Ich abermals davon!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 55-56)
_____
Als ich ging nach Prag die Straße hin,
Kam ich auch zu einem Weinberg grün,
Dorten ruhte ich,
Weinte bitterlich.
Weinte wohl ein ganzes Jahr dort, ach,
Bis aus meinen Thränen ward ein Bach,
Ach, er war geweiht
Meiner Herzensmaid.
Fließ' mein Bächlein, fließ' in's Land hinaus,
Fließe schnell bis vor der Liebsten Haus!
Ach, wie heiß, ach wie
Herzlich liebt' ich sie!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 56)
_____
Wärest Du gekommen,
Als das Möndchen aufging,
Hätte ich in's Hütchen
Kirschen Dir gegeben.
In das Hütchen Kirschen,
Pfirsiche in's Täschen,
In das rechte Händchen
Ein gesticktes Tüchlein.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 78-79)
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Das Scheiden, das ist eine schwere Sach',
Ist schlimmer noch, als eine Krankheit, ach!
Ein duftig Heilkraut tilgt der Krankheit Spur,
Vom Herzweh hilft ein schmucker Bursche nur!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 86)
_____
Scheine Möndchen auf das Dörfchen,
Auf die Hüte, still und klein;
Blicke leise in das Fenster,
Wo er schläft, der Liebste mein!
Und hast Du ihn angesehen,
Wie er schläft, so sanft, so süß,
Spar' nicht Deine bleichen Strahlen,
Seine schönen Wangen küß'.
Schein' ein Weilchen auf sein Bettchen,
Was ihm träumt, belausche noch;
Ob von mir er selig träumet? -
Gäbe dies der Herr Gott doch!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 94-95)
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Als wir einst die Gerste droschen,
Und das Heu zu Wagen brachten,
O da ging so flink die Arbeit,
Wo wir beide herzlich lachten.
Und nun wollest Du wehklagen,
Weil mein Schwur der Treue wanke?
Dem Gehirn der alten Weiber
Ist entsproßen der Gedanken!
Nein, mein Lieb' Du sollst nicht zürnen,
Nicht mein gutes Herz verkennen;
Glaube fest, mein theures Liebchen,
Meine Lieb' soll ewig brennen!
Hol' der Böse all' die Leute,
Welche mich bei Euch anschwärzen;
Dennoch sollen sie, mein Goldbild,
Nicht entzweien uns're Herzen!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 116)
_____
Ach, nicht ist, nicht ist da die Liebste mein,
Man legt' sie gestern in das Grab hinein.
Jünglinge trugen sie, - wo dies geschah,
Sandbeeren wuchsen aus der Erde da.
Jungfrauen trugen sie, wo dies geschah,
Es wuchsen Rosen aus der Erde da.
Sie aber ruht in lauter Rosmarin,
Doch wehe - ihre Wärme ist dahin!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 120)
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Es gibt nichts Bess'res, als ein junges Weib,
Das gibt fürwahr den schönsten Zeitvertreib:
Früh gibt's ein Küßchen süß, zu Mittag vier,
Und Abends setzt es sich von selbst zu Dir!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 130)
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Klein Vöglein ist die Nachtigall,
Hüpft fröhlich auf der Eibe; -
So oft ich sehnend Dein gedenk',
Weint mir das Herz im Leibe!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 132)
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Ihre Äuglein funkeln wie die Sterne droben,
Wer verlieh ihr solche, nur der Herr dort oben!
Und auf wem sie nur ein Weilchen lächelnd ruhten,
Den durchdringen gleich der Liebe Zaubergluten.
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 179)
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Ei Du grünes Berglein
Stehest mir im Wege,
Meinen Liebsten seh' ich
Nicht im Garten gehen!
Seh' ihn nicht im Garten,
Auch nicht auf dem Anger:
Hilf mir doch o Herrgott
Diesen Berg abtragen!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 191)
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Ach Du Möndchen, lieber Mond,
Gold'ner Bot' der Liebe,
Sei nur einen Augenblick
Dunkel oder trübe.
Dunkel sei Du, oder geh'
Im Gebirge unter,
Daß ich könnte insgeheim
Geh'n zum Liebchen munter!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 231)
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Hinter unser'm Hause ist ein schönes Thälchen,
Und in diesem Thälchen ist ein kleines Gärtchen,
Und in diesem Gärtchen steht ein Apfelbäumchen;
Und auf diesem Bäumchen hängen rothe Äpfel;
Ach, die rothe Äpfel kullern auf der Erde,
Mein Geliebter streifet durch die Welt, die weite!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 248)
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Ich besaß ein Blümchen,
Das gar herrlich blühte,
Pflücken werd' ich's nimmermehr;
Dich auch meine Perle,
Schönes Turteltäubchen,
Liebe ich schon nimmermehr!
Ach, was nützt das Blümchen,
Blüht's auch noch so prächtig,
Wenn ich es nicht pflücken darf?
Du auch, meine Perle,
Schönes Turteltäubchen,
Wenn ich Dich nicht lieben darf?
Schönes Turteltäubchen,
Wehe thut das Herzchen,
So oft ich gedenke Dein;
Schlaf und Ruhe flieht mich,
Du mein Goldvergnügen -
Ach, wie wird's doch künftig sein?
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 249)
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Gehst Du am Häuschen
Vorbei, bleib steh'n,
Ich geb' Dir ein Sträußchen
Von Tausendschön.
Das ist ein Blümchen
Mit weißer Blüt':
Daß mich nur liebe
Dein jung Gemüth!
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 257)
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Scheiden, ach das Scheiden
Schafft ein Herzeleid,
Wenn sich Lebwohl sagen sollen
Junggesell' und Maid!
Als wir Abschied nahmen
Weinten wir so leis,
Trockneten die weißen Wangen
Mit dem Tüchlein weiß.
Stirbst Du, o dann will ich
Sterben auch wie Du,
In Ein Grab soll man dann senken
Uns zur ew'gen Ruh'.
Schreiben laß' ich auf ein
Täfelein von Erz:
"Zweie schlummern hier, und Beide
Hatten nur ein Herz."
Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)
(Ps. von Josef Jarosch)
Aus: Böhmische Granaten Czechische Volkslieder
übertragen von Alfred Waldau
Band 2 Prag 1860 (S. 277)
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