Franz Marc (1880-1916)
Rotes und gelbes Reh |
Christian Hoffmann
von Hoffmannswaldau
(1616-1679)
Abbildung der Liebe
Der liebe rosen-blat hat dörner zu gefehrten /
Aus welchen nach der lust der unlust früchte blühn;
Sie hebt ihr haupt empor / als wie auf zauber-gerten /
Und kan durch einen blick uns ins gehäge ziehn.
Dann stöst der freyheit schiff an ungeheure klippen /
Es bleibt / eh wirs vermeint / auff einer sandbanck stehn /
Und lacht kein trost uns an von rosen-lichten lippen /
So heists: O himmel hilff! wir müssen hier vergehn.
Da stimmt das herze an: verlasse mich o liebe!
Dann heists: Entfernet euch / die ihr ans lieben denckt /
Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel trübe /
Nichts ist / was unsre brust mehr als die liebe kränckt.
Doch / sind die dornen weg / so greifft man nach den rosen /
Es gibt die bessre zeit uns andre sinnen ein /
Dann können wir vergnügt in den gedancken loosen /
Auff welcher seite wir am liebsten wollen seyn.
Und so verliehren wir die kurzen lebens-zeiten /
Das schiff des lebens laufft dem hafen näher zu /
Biß uns der winter pflegt in so ein land zu leiten /
Wo man der liebe baum mit erde decket zu.
Aus: Benjamin
Neukirchs Anthologie
Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen
auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte Theile 1-7
Tübingen Niemeyer 1961-1991
(Neudrucke deutscher Literaturwerke) (Theil 5 S. 7)
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