Philosophie der Liebe

Liebesgedichte an die Liebe, über die Liebe
und das menschliche Herz
von deutschen Dichtern und Dichterinnen

 


Franz Marc (1880-1916)
Rotes und gelbes Reh



Angelika von Marquardt
(1849-1893)


Das Glück der Liebe

Wer nie geliebt ward, sollte nimmer klagen -
Unglücklich nur, wer niemals selbst geliebt!
Ich mag des Schicksals schwersten Schlag ertragen,
Mag jede Qual erdulden ohne Zagen,
Solang noch Schatz auf Schatz das Herz vergibt!

O nicht um jedes Glück des frohen Lebens
Gäb' ich mein Liebesleid um Dich dahin!
Mein Hoffen bleibt in Ewigkeit vergebens,
Verboten ist das Ziel des reinsten Strebens,
Nur im Entsagen liegt für mich Gewinn!

Und doch, wie bin ich selig! Dich zu lieben,
Du Einz'ger, gilt als höchste Wonne mir.
Wie welkes Laub, vom Sturmwind umgetrieben,
Wie Staub zuletzt mag jedes Glück zerstieben -
Was kümmert's mich: Es bleibt die Lieb' zu Dir!

Aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
III. Band Berlin 1885 (S. 306)



 


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