Franz Marc (1880-1916)
Rotes und gelbes Reh |
Ernst Anton Zündt
(1819-1897)
Der Liebe Geschick
Wie mag man dich in enge Strophen schnüren,
Gewalt'ge Liebe, die kein Joch erträgt,
Nie eine Last, die sie bedroht, erwägt:
Wie Zeilen abwärts mit der Feder führen?
Der Drucker setzt dich zierlich in Broschüren,
Dich, ew'gen Blitzstrahl, der das Herz erschlägt,
Das dickste Brett vor Herzen schnell durchsägt,
Und lächelnd spielt mit allen heil'gen Schwüren:
Weswegen magst du solche Schmach ertragen?
Ist's nur Geduld zu leiden, was nicht schadet,
Um für ein Alles weniges zu wagen?
Ich weiß, o Göttin, stets, wenn du gebadet,
Da kommen alle Dichter schnell gesprungen:
Nur, was du abgewaschen, wird besungen.
Aus: Einsame Stunden
von Ernst Zündt Freiherrn von Kenzingen
München Bei Joseph Finsterlin 1847 (S. 100)
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