Wörtchen und Wörtlein
in der deutschen Liebeslyrik
Ausgewählte Gedichte
deutscher Dichter und Dichterinnen
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Stine Andresen
(1849-1927)
Bitte
O zieh nicht fort, o zieh nicht fort,
Und laß mich nicht allein!
Die Heimat ist ein sichrer Port,
Die Heimat ist der schönste Ort,
Und meine Lieb' ist dein.
Des Glückes Blümlein
suchen lern;
Es blüht auch in der Näh'.
Es zog schon mancher in die Fern
Und hatte weder Glück noch Stern
Und starb am Heimatsweh.
Und würdest du ein großer Held,
Dein Reichtum ungezählt,
Was thust du mit dem Ruhm der Welt?
Was thust du mit dem schnöden Geld,
Wenn dir die Liebe fehlt?
Glaub' mir, sie blüht dir nimmer dort
So wahr, so treu, so rein!
Drum höre auf mein bittend Wort:
O zieh nicht fort! o zieh nicht fort,
Und laß mich nicht allein!
_____
Wilhelm Busch
(1832-1908)
Sie war ein Blümlein
hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.
Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein
auf und ab.
Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.
Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.
Ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heiß geliebte Pflanze.
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Helmina von Chézy
(1783-1856)
Meine Blume
An unsichtbarem Stengel
Ein weißes Blümlein
schwebt,
Darin ein milder Engel
In Gruß und Liebe lebt.
Das Blümlein
kann nicht wanken,
Ihm wohnt der Treue Sinn,
All sehnende Gedanken,
Und Trost in Thränen inn.
Entblüht aus innerm Herzen
Bey reinem Himmelsschein,
Tilgt aller Trennung Schmerzen
Dies Eine ganz allein.
Und soll ich's Blümlein
sagen?
Nein, wer die Sehnsucht kennt,
Wird nicht mein Lied erst fragen,
Sein Herz das Blümlein
nennt!
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
In der Ferne
Die Blümlein
auf der Heide
Sie blühen mir zum Leide,
Der dich verlassen mußt.
Nur wenn vereint wir beide
Uns ruhen Brust an Brust,
Dann blühen mir zur Lust
Die Blümlein auf der Heide.
Die Vögelein im Hage,
Sie singen lauter Klage,
Weil du, mein Lieb, nicht hie;
Doch eine Wundersage,
Wenn Gott dich mir verlieh,
Voll Jubel singen sie,
Die Vöglein in dem Hage.
Die Stern' auf Himmelswegen
Führ'n Lieb' der Lieb' entgegen,
Dann, Heideblümelein,
Dann blüht ihr mir zum Segen,
Dann, Vöglein stimmet ein,
Daß strahlend schauen drein
Die Stern' auf Himmelswegen.
_____
Max Dauthendey
(1867-1918)
Heut abend
Droben am Berglein im Kirschenland
Heut abend ich mit meinem Vielliebchen stand,
Wo sie manch
Schlüsselblümlein fand.
Sie winkte an des Bergleins Rand
Den Wolken zu mit glücklicher Hand.
Frau Venus trat aus der Himmelswand
Aufleuchtend, weil sie zwei Selige fand.
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August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben
(1798-1874)
Mein Herzensblümlein
Ich fand im Winter ein Veilchen,
Das war so frisch und grün.
Ich pflanzt es in meinen Garten,
Drin sollt es im Frühlinge blühn.
Mein Herz, das war der Garten,
Und als die Welt ward grün,
Da wollte mein
Herzensblümlein
Für mich, für mich nicht blühn.
Und als die Rosen blühten,
Da weint ich, da sang ich und rief:
Blüh auf, mein
Herzensblümlein!
Mein Blümlein
aber entschlief.
Nun liegt's im Herzen begraben
Schon lange, lange Zeit,
Und mir ist nichts geblieben,
Nichts als mein sehnend Leid.
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Ernst Goll
(1887-1912)
Ich sah
Ich sah ein Blümlein
sich neigen
Zur lieben Gefährtin im Klee,
Ich sah zwei Vöglein kosen
In sonnendurchfluteter Höh.
Ich sah zwei Menschen sich küssen
Im Kahn auf schwankender See; - -
Nun will mir die törichte Seele
Zerbrechen vor Sehnsucht und Weh . . .
_____
Theodor Robert Grosewsky
(1823-1866)
Was ich liebe
Den Himmel und die Sterne,
Das weite, blaue Meer,
Die Wolken in der Ferne -
Die lieb' ich ach, so sehr!
Die dunkeln Tannenwälder,
Der Maienblümlein
Heer,
Die grünen Aehrenfelder -
Die lieb' ich ach, so sehr!
Am liebsten doch vor allen
Bleibst Du mir Mägdelein,
Wie Schnee, der frisch gefallen,
So schön, so zart, so rein!
_____
Karoline von Günderrode
(1780-1806)
Der Knabe und das Vergismeinnicht
Der Knabe
O
Blümelein
Vergismeinnicht!
Entzieh Dich meinem Auge nicht.
Ihr, Veilchen! Nelken! Rosen!
Auf euch verweilt der Sonne Licht,
Als wollt es mit euch kosen;
Doch wenn die Sonne tiefer sinkt,
Wenn Nacht die Farben all verschlingt,
Da reden süße Düfte
Von eurem stillen Leben mir
Und die vertrauten Lüfte
Die bringen eure Grüße mir.
Doch ach! Vergismeinnicht, von Dir
Bringt nichts, bringt nichts mir Kunde.
Sag, Blümlein,
lebst dem Aug Du nur?
Flieht mit den Farben jede Spur
Mir hin von Deinem Leben?
Hast keine Stimm, die zu mir spricht
Wenn Schatten Dich umgeben?
Vergismeinnicht
Die Stimme, ach Süßer! die
hab ich nicht.
Doch trag ich den Namen Vergismeinnicht,
Der, wenn ich auch schweige, dem Herzen spricht.
_____
Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
Liebeswünsche
Wenn ich ein Vöglein wär', flög' ich zu dir,
Sänge dir Lieder, blieb' einsam nicht hier.
Wenn ich ein Blümlein
wär', wollt' ich dir blühen,
Wollt' deine Blicke stets hin auf mich ziehen.
Wenn ich ein Lüftchen wär', würd' ich dich kühlen,
Fröhlich um Locken und Stirne dir spielen.
Wenn ich ein Bächlein wär', wollt' ich dir rauschen,
Wie auf ein Märchen sollt'st du auf mich lauschen.
Wenn ich ein Stern wär', dir ewig zu scheinen,
Sicher dann solltest du nimmermehr weinen.
Wenn ich der Schlaf wär', käm' leis' ich hernieder,
Fächelte Ruh' dir mit weichem Gefieder.
Wenn ich der Traum wär', so brächt' ich dir Grüße
Fern von der Lieben und Blumen und Küsse.
Wenn ich die Sehnsucht wär', zög' in dein' Sinn,
Wenn ich die Liebe wär', blieb' ich darin.
_____
Adolf Hain
(1825-1854)
An ***
Willst mir ein Blümlein
schenken,
Du holde, süße Maid,
Daß dein ich möge denken
In aller Ewigkeit?
Ach nein! mir nicht die Rose!
Du spielst ein arges Spiel,
Du süße Maid, du lose,
Du gabst mir schon zu viel!
Du gabest, stets zu leben
Im Herzen mir, dein Bild, -
O könnt' ich's wiedergeben! -
So engelschön und mild.
Denn bald werd' ich nicht grüßen
Dich, Wunderschöne! mehr,
Und nie werd' ich dich küssen,
Umfangen nimmermehr!
Nie werd' ich froh mehr leben,
Die Thräne ewig quillt:
O könnt' ich's wiedergeben
Dein süßes, süßes Bild!
_____
Friedrich von Heyden
(1789-1851)
Knabenkeckheit
Alle sagen mir, das Lieben
Sey des Lebens Silberblick.
Mich hat's drüber weg getrieben,
Ob zum Klaren, ob zum Trüben,
Schau' nicht eben drum zurück.
Holde Mädchen steh'n ein Garten
Voll von Blumen um mich her.
Gerne will ich all' die zarten
Wundersüßen Blümlein
warten,
Doch ich will nicht eben mehr.
Mein Bestreben ist so lose,
Mag mit allen freundlich seyn,
Schmeichelnd lustig mit Gekose
Um die Nelken, um die Rose, -
Aber keine bleibe mein.
Sollt' ich einst mich ehrbar fügen,
Blümlein
suchen nur für mich;
Will vom bunten Beet dann fliegen,
Wo die Farben stolz besiegen,
Wechselnd überstrahlen sich.
Zieh' hinaus nach grünen Matten,
Zieh' hinaus zum frischen Hain.
Wo sich Licht und Dämmrung gatten,
Wird wohl unbemerkt im Schatten
Irgendwo ein Veilchen seyn.
Und da will ich denn umschweben
Das verborg'ne kleine Ding;
Will mein Hoffen, will mein Streben,
In sein stilles Seyn verweben,
Ein getreuer Schmetterling.
Will sein duftig Hauchen schmecken,
Denn dieß ist allein für mich.
Wills mit Liebestand umnecken,
Und im Sturm mein Blümlein
decken
Mit den Flügeln wonniglich.
Muß es endlich denn geschehen,
Daß mein Veilchen welket; - ey! -
Dann will ich mit ihm vergehen,
Falb soll man's am Boden sehen, -
Tod den Schmetterling dabey.
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Anna Karbe
(1852-1875)
Bitte um ein fröhliches Herz
Herr, gieb mir auch im tiefsten Schmerz,
Ein frohes Kindergottesherz,
Ein fröhlich Herz, das nicht verzagt
Und nimmer über Schmerzen klagt;
Ein fröhlich Herz, das singen kann,
Wenn Deine Hand ihm weh gethan,
Dem jeden Tag ein frohes Lied
Auch selbst im tiefen Leid erglüht,
Ein fröhlich Herz, das immer grün
In allen Leiden möge blühn;
Ja, laß in Deinem Sonnenschein
Mein Herz ein fröhlich
Blümlein sein.
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Hermann Löns
(1866-1914)
Liebeszauber
Und willst und willst du mich nicht lieben,
O Maienzeit, o Süßigkeit,
Das soll und soll mich nicht betrüben,
O Maienzeit, o Bitterkeit;
Ich weiß das edle Kräutlein blühn,
Habmichlieb, das Kräutlein grün,
Kräutlein grün, Blümlein
rot
Hilft bei Liebesnot.
Zur Liebe will ich dich bekehren,
O Maienzeit, o Süßigkeit,
Du kannst und kannst es mir nicht wehren,
O Maienzeit, o Bitterkeit;
Ich weiß das edle Kräutlein grün,
Habmichlieb, das Kräutlein grün,
Kräutlein grün, Blümlein
rot
Hilft bei Liebesnot.
Und hab’ und hab’ ich es gefunden,
O Maienzeit, o Süßigkeit,
So bleibst und bleibst du mir verbunden,
O Maienzeit, o Bitterkeit;
Ich weiß das edle Kräutlein blühn,
Habmichlieb, das Kräutlein grün,
Kräutlein grün, Blümlein
rot
Hilft bei Liebesnot.
_____
Emerenz Meier
(1874-1928)
Lied vom Blümlein
Ein Blümlein
war im Welken
Und wollt' nicht sterben noch;
Da rief's zum Himmelvater:
"Ach hilf, ach hilf mir doch!"
Das Blümlein
durft' nicht sterben,
Denn Gott gedachte sein.
Er gab ihm frischen Regen
Und milden Sonnenschein.
Da hob es freudig wieder
Sein Köpfchen aus dem Grün
Und sprach: "Wie wär' es traurig,
So jung schon zu verblüh'n."
Zur Nachtzeit kam von Norden
Ein ungestümer Wind,
Der brach mit kaltem Hohne
Das zarte Frühlingskind.
"Was ließ mich Gott nicht welken?"
Klagt's nun dem Morgenrot.
"Sanft wär' ich eingeschlummert; -
Nun leid' ich härt'ren Tod."
_____
Angelika von Michalowska
(1830-?)
Für dich allein
Ein Lied
Wär' ich ein Blümlein
im stillen Hain,
Blüht' ich für dich, nur für dich allein;
Grüßt' mich des Morgens der Sonne Schein,
Dächt' ich nur dein;
Säng' mich am Abend ein Lüftchen ein,
Träumt ich von dir, nur von dir allein.
Gehst wohl vorüber und merkst es kaum,
Das kleine Blümlein
im weiten Raum,
Wie es erbanget, wie es erglüht,
Für dich nur blüht;
Kommt dann ein Schnitter und mäht es ab,
Nimmt es die Liebe noch mit in sein Grab.
_____
Angelika von Michalowska
(1830-?)
Vergißmeinnicht
Draußen am Bache
Von Lüftchen geweckt,
Blühet im Grase
Ein Blümlein
versteckt.
Willst du es suchen,
Es blüht auf der Au,
Und hat nur fünft Blättchen,
Und alle sind blau.
Doch ist das nicht Alles,
Es spricht gar vertraut
Und ruft schon von weitem
"Vergißmeinnicht" laut.
O hör' auf sein Flehen,
- Wenn deutlich es spricht -
Als bät' dich dein Liebchen:
"Vergiß mein nicht!"
_____
Wilhelm Müller
(1794-1827)
Blümlein
Vergißmein
Was treibt mich jeden Morgen
So tief in's Holz hinein?
Was frommt mir, mich zu bergen
Im unbelauschten Hain?
Es blüht auf allen Fluren
Blümlein
Vergiß mein nicht,
Es schaut vom heitern Himmel
Herab in blauem Licht.
Und soll ich's niedertreten,
Bebt mir der Fuß zurück,
Es fleht aus jedem Kelche
Ein wohlbekannter Blick.
Weißt du, in welchem Garten
Blümlein
Vergiß mein steht?
Das Blümlein muß ich suchen,
Wie auch die Straße geht.
'S ist nicht für Mädchenbusen,
So schön sieht es nicht aus:
Schwarz, schwarz ist seine Farbe,
Es paßt in keinen Strauß.
Hat keine grüne Blätter,
Hat keinen Blüthenduft,
Es windet sich am Boden
In nächtig dumpfer Luft.
Wächst auch an einem Ufer,
Doch unten fließt kein Bach,
Und willst das Blümlein
pflücken,
Dich zieht der Abgrund nach.
Das ist der rechte Garten,
Ein schwarzer, schwarzer Flor:
Darauf magst du dich betten -
Schleuß zu das Gartenthor!
_____
Wilhelm Müller
(1794-1827)
Trockne Blumen
Ihr Blümlein
alle,
die sie mir gab,
euch soll man legen
mit mir ins Grab.
Was seht ihr alle
mich an so weh,
als ob ihr wüßtet,
wie mir gescheh?
Ihr Blümlein
alle,
wie welk, wie blaß?
Ihr Blümlein
alle,
wovon so naß?
Ach, Thränen machen
nicht maiengrün,
machen todte Liebe
nicht wieder blühn,
und Lenz wird kommen,
und Winter wird gehn,
und Blümlein
werden
im Grase stehn,
und Blümlein
liegen
in meinem Grab,
die Blümlein
alle,
die sie mir gab.
Und wenn sie wandelt
am Hügel vorbei
und denkt im Herzen:
der meint' es treu!
Dann Blumlein
alle
heraus, heraus!
Der Mai ist kommen,
der Winter ist aus.
_____
Wilhelmine Mylius
(um 1846)
Mein Gärtlein
In meinem Gärtlein ist's gar schön,
Am sonnigen Ufergrün,
Da schauen herüber die Bergeshöh',
Die waldigen Häupter so kühn.
Und viele Vöglein wohnen darin,
Und holde Blümlein
gar viel,
Die Sänger wecken mir frohen Sinn,
Die Blumen ein frommes Gefühl.
Und gold'ne Käfer mit lautem Gesumm'
Umschwärmen die Blum' im Tanz,
Und Schmetterlinge gaukeln herum,
Und Libellen am Uferkranz.
Da hab' ich mir eine Bank gebaut
Am Hollunderbusch und Jasmin,
Daneben rauschen so lieb und traut
Die Wellen des Stromes hin.
Und rauschen fröhlich das Thal entlang,
Und grüßen mit herzigem Gruß,
Und locken die Blumen mit leisem Sang
Vom Ufer hernieder zum Kuß.
Und weile ich da so still allein,
Und flüstert es heimlich vom Baum,
So wiegt das Rauschen, das Flüstern mich ein
Zu sanftem, holdseligem Traum.
Da weile ich früh, wenn der Morgen strahlt,
Beim lauschigen Fliederstrauch,
Und wenn der Abend den Westen malt,
Und die Sternlein grüßen mich auch.
Das ist das Gärtlein am Stromesstrand
Der einsamen Sängerin,
Das macht sie zu ihrem Fabelland,
Und alle Zauber sind d'rin.
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Oskar von Redwitz
(1823-1891)
Nun da so warm der Sonnenschein,
Und da so mild die Lüfte wehn,
Nun mußt du aus dem Kämmerlein,
Auch fein zum grünen Walde gehn!
Und hörst in wunderhellem Schlag
Frohlocken du ein Vögelein,
So lausch' ihm recht, daß es dir sag',
Warum es mag so fröhlich sein.
Und siehst du wo im Dornenreis
Ein einsam Blümlein
aufgethaut,
Um dessen Glanz der Herr nur weiß,
Da mach' dich recht mit ihm vertraut!
Und was dir sagt das Vögelein,
Und wie das Blümlein
mit dir spricht:
Trag's heim, und leg's in deinen Schrein!
Und, liebes Kind, verlier' es nicht!
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Hermann Rollett
(1819-1904)
Dank
Es ist so dunkel, es ist so kalt,
Kein einziger Stern am Himmel strahlt,
Ein einziges Blümlein
im Felde blieb -
Das rothe Röslein meiner Lieb'!
Das rothe Röslein meiner Lieb',
Mit heißer Flamme, mit grünem Trieb,
An dem ich glühend als Perle hing,
An dem der Sturm vorüberging.
An dem der Sturm vorüberging,
Weil es so treu mir am Herzen hing,
Weil es so fest mich in Lieb' umrankt,
O treues Röslein, dir sei's gedankt!
O treues Röslein, dir sei's gedankt,
Daß du mich in ewiger Lieb' umrankt;
Es ist ja so dunkel, es ist ja so kalt,
Kein einziger Stern am Himmel strahlt!
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Aloys Schreiber
(1761-1841)
Der Blumenbrief
Euch Blümlein
will ich senden
Zur schönen Jungfrau dort,
Fleht sie, mein Leid zu enden
Mit einem guten Wort.
Du, Rose, kannst ihr sagen:
Wie ich in Lieb' erglüh',
Wie ich um sie muß klagen
Und weinen spät und früh.
Du, Veilchen, sprich: sein Leiden
Wird jeden Morgen neu,
Von allem kann er scheiden,
Nur nicht von seiner Treu'.
Du, Myrte, flistre leise
Ihr meine Hoffnung zu,
Sag': auf des Lebens Reise
Glänzt ihm kein Stern als du.
Du, Ringelblume, deute
Ihr der Verzweiflung Schmerz,
Sag' ihr: des Grabes Beute
Wird ohne dich sein Herz.
_____
Karl Julius Schröer
(1825-1900)
Liebchen ist da!
Blümlein
im Garten,
Schaut euch doch um,
Steht nicht so traurig,
Steht nicht so stumm!
Denn wißt was ich weiß
Und sah:
Liebchen ist da,
Ist da!
Sie schüttelten sich,
Sie sahen sich um,
Und bald erklang es
Im Kreise herum,
Und balde fern
Und nah:
Liebchen ist da,
Ist da!
_____
Adolf Schults
(1820-1858)
Ich sah zwei holde
Blümelein
An einem Plätzchen stehn allein:
Eins winkte traut dem andern zu
Und schien zu fragen: Liebchen Du,
Darf ich Dich einmal küssen?
Drauf sah das andre
Blümlein ich
Sein Köpfchen schütteln weigerlich,
Als wollt' es sagen: nein, o nein,
Laß mich hier stehn und blühn allein,
Du sollst mich nimmer küssen!
Da hab' ich traurend still gedacht:
Wenn's nun mein Liebchen also macht!
Wenn sie nun auch zu dieser Frist
So spröde wie das Blümlein
ist,
Die ich so gern möcht' küssen!
Doch als ich wieder hingeschaut -
Kaum, daß ich meinem Blick getraut!
Da hab' ich in des Zephyrs Wehn
Die Blümlein
hold sich neigen sehn
Und sich gar traulich küssen.
Da dacht' ich froh in meinem Sinn:
Nun schnell zum spröden Liebchen hin,
Ihr wird's wohl wie dem
Blümlein gehn!
Und ob's geschehn, ob's nicht geschehn -
Ihr werdet's rathen müssen!
_____
Karl Stauffer-Bern
(1857-1891)
Blümlein
wollt ich brechen ab
Ging in einen Garten:
Blümlein roth Blümlein
blau
Sagt wer ist die schönste Frau
In dem schönsten Garten?
Knabe, Knabe sieh Dich vor
In dem schönsten Garten,
Hinterm Blümlein
roth und blau
Steht der Bauer, steht er schlau,
Will Dich schlau erwarten.
O wunderschlaues Bäuerlein
In Deinem schönsten Garten
Wer mag die Allerliebste sein?
Der wilde Knabe will sie frein
Im allerschönsten Garten.
_____
Richard von Volkmann
(1830-1889)
Mein Augentrost
Ist ein Blümlein
Augentrost,
Steht im tiefen Wald;
Wem das Leben wild getost,
Den macht still es bald.
Ob die Wange thränbetaut,
Ob auch bleich der Mund,
Wer es einmal angeschaut,
Wird von Schmerz gesund.
Da mir Gott zu eigen gab
Solch ein Blümlein
wert,
Keiner andren Lust und Lab'
Mehr mein Herz begehrt.
Höchstes Glück hab' ich erlost,
Aller Sehnsucht Trieb:
Die du bist mein Augentrost,
Grüß' dich Gott! mein Lieb.
_____
Richard von Volkmann
(1830-1889)
Ich hatt' ein Blümlein
wunderhold
Gepflanzt in meinem Garten;
Und da ich in die Fremde ging,
Wer sollt' nun seiner warten?
Lieber Regen und goldner Sonnenschein,
Beregnet's und bescheint es;
Als ich ihm hab' ade gesagt,
Da klagt' es, und da weint' es.
Lieber Regen und goldner Sonnenschein,
Was macht es, sagt, was macht es?
Es spricht, es dächte deiner nicht,
Und wenn's so spricht, dann lacht es.
_____
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