Wörtchen und Wörtlein
in der deutschen Liebeslyrik
Ausgewählte Gedichte
deutscher Dichter und Dichterinnen
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Paul Fleming
(1609-1640)
Noch an einen
So reise denn auch du, du freundlicher Smaragd,
zu meiner Freundin hin und lasse dir behagen,
daß eine solche Hand dich förderhin soll tragen,
die auch, wie keusch du bist, dich doch noch keuscher macht.
Sei um sie, wenn sie schläft, sei um sie, wenn sie wacht.
Oft wird sie dich von mir und meiner Liebe fragen.
Halt' andrer Steine Brauch, die nichts nicht wieder sagen;
schweig, was du siehst und hörst und nim dich selbst in Acht.
Geschicht es etwan denn, daß sie dir in Gedanken
so ein feuchtes
Küßlein
reicht, so heb' es auf für mich
bis morgen gegen Nacht. Und wolten etwan sich
die Lüfte, die es sehn, hierüber mit dir zanken
und mir es bringen eh', als ich mich stellet' ein,
so send' es mir durch sie und laß es heimlich sein.
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Leo Heller
(1876-1949)
Kußwarnung
Wer einmal einen Mann geküßt,
Ich wette, der küßt wieder,
Wer einmal sich zur Lieb' gerüst',
Ich wette, der rüst' wieder.
Drum halt' Dich, Mädel, wohl verschanzt
Vor'm ersten Kuß in Ehren
Und tracht', so lang Du trachten kannst,
Das Küßlein
zu verwehren.
Denn hast genippt Du erst einmal,
Hat Dich die Lieb' geworben.
Schon manches Mädel ist in Qual
Am ersten Kuß gestorben.
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