Wörtchen und Wörtlein
in der deutschen Liebeslyrik
Ausgewählte Gedichte
deutscher Dichter und Dichterinnen
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Else Lasker-Schüler
(1869-1945)
Frühling
Wir wollen wie der Mondenschein
Die stille Frühlingsnacht durchwachen,
Wir wollen wie zwei Kinder sein,
Du hüllst mich in Dein Leben ein
Und lehrst mich so, wie Du, zu lachen.
Ich sehnte mich nach Mutterlieb'
Und Vaterwort und Frühlingsspielen,
Den Fluch, der mich durch's Leben trieb,
Begann ich, da er bei mir blieb,
Wie einen treuen Feind zu lieben.
Nun blühn die Bäume seidenfein
Und Liebe duftet von den Zweigen.
Du musst mir Mutter und Vater sein
Und Frühlingsspiel und
Schätzelein!
- - Und ganz mein Eigen . . .
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Eduard Mörike
(1804-1875)
Die Soldatenbraut
Ach, wenns nur der König auch wüßt,
Wie wacker mein Schätzelein
ist!
Für den König, da ließ' er sein Blut,
Für mich aber eben so gut.
Mein Schatz hat kein Band und kein' Stern,
Kein Kreuz wie die vornehmen Herrn,
Mein Schatz wird auch kein General;
Hätt er nur seinen Abschied einmal!
Es scheinen drei Sterne so hell
Dort über Marien-Kapell;
Da knüpft uns ein rosenrot Band,
Und ein Hauskreuz ist auch bei der Hand.
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Georg Rudolf Weckherlin
(1584-1653)
Kuß
Einig süßes mündelein
Röhter dan ein röselein
So Phaebus durch sein ansehen
Macht aufgehen:
Lefzen übertreffend weit
Den taw so die erden nötzet,
Und mit fruchtbarkeit ergötzet
In der süßen Frülings zeit.
Holdseeliges schätzelein,
Gib mir so vil schmätzelein,
Sovil du gibst meinem hertzen
Pein und schmertzen;
Sovil pfeil der fliegend Got
Wider mein hertz abgeschossen;
Sovil ich leid unverdrossen
Jamer, trübsal, angst und noht.
Sovil man wol körnlein sands
Am ufer des Mohren-lands,
Sovil graß in dem feld stehen
Man kan sehen;
Sovil tropfen in dem Möhr,
Sovil fisch alle flüß bringen,
Vögel durch den luft sich schwingen,
Und sovil der hörbst weinböhr.
Sovil schöne lieblichkeit,
Schmollende holdseeligkeit,
Sovil höflichkeit und lachen
Lieblich machen
Deinen thewren purpur-mund;
Wievil rosen deine wangen,
Wievil lilgen machen prangen
Deinen busen steif und rund.
So oft küß mich Nymfelein,
So oft schmätz mich Schimpfelein;
Laß uns mit einander schertzen,
Und uns hertzen,
Biß ich sag, mein frid, mein fraid,
Ich kan nicht mehr, laß mich gehen,
So solt du ein weil abstehen,
Das ich seufzend halb verschaid.
Darnach küß mich widerumb,
Das noch größer werd die sum,
Stüpf mich auch mit deiner zungen
Ungezwungen,
Die süßer dan honig ist:
Also laß uns kurtzweil führen,
Damit wir ja nicht verlieren
Der Jugent einige frist.
Laß uns nach Amors willkhur
Wandlen auf der Jugent spuhr,
Biß das alter krum gebogen
Kom gezogen,
Mit zittern, kält, forcht und grauß,
Welches mit sich auf dem rucken
Vil laids bringet uns zu drucken,
Biß es uns macht den gar-auß.
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