Elsa Asenijeff (1867-1941) - Liebesgedichte

Elsa Asenijeff



Elsa Asenijeff
(1867-1941)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 


 

 




DIE BLUME AN DEN FRÜHLING

Seine Stimme ist eine tiefe Macht!
Sein Blick ist weich wie die Frühlingsnacht . . .
Sein Mund, der blutrot blüht,
Hat in meinen Tod geglüht:
Da bin ich auferstanden
Ans frohe Licht! . .
(S. 13)
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EINEM GROSSEN

Wenn du herantrittst –
Dann ist der grosse, feierliche Hauch um mich,
Der mir die Lieder in die Lippen weht.
Nicht mein bin ich!
Dein Odem wird Gebet in meiner Kehle –
Den engen Himmeln weit entrückt,
Bin ich die wilde Weltenseele,
Klarseherisch zugleich und traumbeglückt.
Den hoben Purpurhorizonten grossen Lebens
Ehernen Mannesstrebens
Seh ich gläubig zu.
Nichts bleibt mir fremd,
Du stolzer Geist!
Ein Blumenleben, der dunklen Erde eingeknüpft
Mit seinen heimlich blassen Liebesträumen,
Ist mir so klar,
Wie hoch am Himmel jene fernen Sonnen,
Lichtsehend und allein zu gleichem Los verknüpft.
Jedweder Lebensbronnen quillt dem offenen Sucherblick –
Kleinstes noch tönt leise an –
Das Unbegreifliche enthüllt verschleiert Sein –:
Ich aber bin nicht mein –
Dein Atem haucht mir Allverstehen ein!
– – – Grosser Mann! –
(S. 14)
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MYSTISCHE VERMÄHLUNG

Feuergarben sprühen durch die Luft,
Blut quoll zu jäh die Adern hinab – hinauf,
Alles Denken hemmte erschüttert seinen Lauf.
Ein Wille schrie in uns
Aus heisser Tierkehle:
Du sahst Astarte,
Entkleidet Scham,
Die lüsternen Brüste dir entgegenragen;
Dein Blick zerriss erbarmungslos das duftige Gewand,
Ich sah den Tierblick fremd und wild aus deinem Aug sich bieten –
Nein! Nimmermehr vergisst du mich!
Nein! Nimmermehr vergäss ich dein,
Und dieser dunkle Wünschewüten,
Das sich im Urmeer aller Lust verrasen wollte . . .
In aller Ferne steigt mein Bild dir auf,
Aus allen Fernen glüht dein fremder Blick,
Die Welt hat keine Weiten,
In allen Sternen spiegelt es,
In allen Zeiten,
Auf allen Meeren,
Im Tode noch – –
Dir – – mir – –
(S. 16)
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WEIB VON GESCHLECHT – KATZE VON GEBLÜT

Weib von Geschlecht –
Katze von Geblüt,
Trag ich erbliches Recht
Zu schnurren und zu spielen.
Heimlich an weisser Brust
Hängt ein verborgner Opal.
Rühr ich mich unbewusst –
Schlägt er mir die Brust –
Niemand weiss davon,
Es ist nur mir zum Spiel.
Oft wein ich schon –
Er bringt mich just zum Lachen!
Weib von Geschlecht –
Katze von Geblüt,
Trag ich erbliches Recht
Zu schnurren und zu spielen . . .
Schönster, hüte dich . . .!
(S. 17)
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AN EINE ORCHIDEE

Du wirst in seinen Händen sein,
Du Geliebte!
Und darfst sein blasses Antlitz schauen,
Und wirst wie traurige Frauen
Dran sterben, dass du ihn sahst.

Und dein Veratmen ist wunderschön –
Ungesehen, doch ihn schauend hin überzugehen –
An seinem Anblick ins Nichts . . . .
(S. 18)
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HEIMLICHER JUBEL

Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!

Herrlicher, Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
(S. 18)
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SEUFZER AN DEN HEIMLICH-GELIEBTEN

Süsser!
Ich muss leben und weiss nicht
Wo du bist.
Im Finstern geh ich durch das Licht,
Nacht heisst mein Tag.
Wo magst du sein?
Ich muss lächeln und Freunde grüssen
Und halt mich kaum auf schwanken Füssen,
Wie kann ich so das Leben ertragen!
Hab ich noch Hoffnung, dich einmal zu sehn
Und will deshalb noch nicht sterben gehn –
Mein ganzes armes Sein ist nur mehr ein Flehen:
Sei glücklich!
Sei ganz glücklich, Herrlicher
Auf deinem fernen Höhenweg!
(S. 19)
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SCHWÜLE LUFT

Geh freien!
Unter festem Dach
Bau dir ein Nest –
Und frag nicht danach.
Ich will deine wilde Blume sein,
In Sommerluft heisser Sonnentage,
Mit schwülem Duft dich umfreien
Bis du die Süsse aus meinem Kelche trinkst,
Und selig-wonnig ins heisse Leben versinkst.
(S. 20)
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SEUFZER EINER FRAU

O Mond, wie darfst du glücklich sein
Du scheinst ihm allnächtlich ins Fenster hinein!
Sein Mund und ich, wir müssen uns fern sein
Ein Leben lang
Aber du auf deinem nächtlichen Gang
Streichle mit deinem Licht
Sein blasses, süsses Gesicht
Und küss ihn dann viel tausendmal
Auf seinen roten Mund.
Und sag ihm in den Traum hinein
Dass Eine ihn heimlich liebt
Nur ihn allein auf der ganzen Welt
Und an ihn glaubt!
Und dass sie traurig sterben muss –
Fern seinem Gruss!
(S. 21)
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FLEHEN

Vergiss mich nicht,
O verstoss mich nicht
Aus deinem leisen Gedenken,
Die Welt ist so weit –
Ich bin allein
Und leb in Feindes Haus
Und das freundliche Heimchen
Zirpt nun vor anderer Tür –
– Vergiss mich nicht –
O verstoss mich nicht
Auf immer
Aus deinem Augenlicht!
O trätest du doch durch die leere Tür
Und legtest die blasse Hand geschwind
Auf meine Fieberstirn
Und sprächst mir lind:
Du bist nicht schuldig,
Ich weiss es ja –
Du bist nur ein armes krankes Kind.
(S. 22)
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WÜSTE ZEIT

Sie, sonst von der gleichmässigen Heiterkeit
Der Strahlend-Gesunden,
Sie hat seit langer Zeit
Nicht Ruhe gefunden.
Eine Stimme hat in ihr Leben geklungen,
Augen sah sie, schön wie das Licht,
Nun hört sie Reden der anderen nicht
Und bleibt von einem Blick bezwungen.
Wenn auf der Strasse die Hupe tönt,
So steht sie bang an das Fenster gelehnt,
Wenn die Klinke der Tür sich leise senkt,
So ist ihr Blut von süsser Angst bedrängt,
Wenn das Mädchen am Silbertablett
Ans Bett die Post ihr bringt,
Zerrt sie hastend die Briefe herunter,
Der eine – der eine ist nie darunter.
(S. 23)
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FLEHEN

Mein Herz ist einfach
Wie ein Kinderherz
Verzeih ihm nur und zürne nicht:
Es kann nicht zweie lieben,
Nur einen immerzu
Und – ja – der eine –
Der bist du!
(S. 26)
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LEISE LIEBE

Einstmal, wenn Sehnsucht nimmer schweigen kann,
Schleich ich mich nächtlich an dein Lager heran,
Wenn die Lider
Wie weisse Falter auf blauen Blüten wiegen,
Und die Träume auf deinem Denken liegen,
Wie Steine auf tiefen, tiefen Brunnen
Dann schleich ich mich an dein Lager ein
Und halt dein geliebtes Haupt
In meinen bebenden Händen,
Und wein meine Tränen
In deine Augen hinein.
Dann fühlst du mein Weh als wühlende Pein –
Der Tag trifft dich morgens mit nassen Wangen,
An denen noch meine Tränen hangen
Und du fragst dich versonnen
Mit meinem Bangen
Wofür du geweint . . .! Und weisst es nicht,
Und sehnst dich nun nach jenem Weh . . .
Und kennst es nicht . . .!
Und denkst ein Gesicht . . .!
Und kannst es nicht formen . . .!
Es sieht aus dem Dunkel in Tagesnormen
Herauf . . .
Und sinkt zurück . . .
Und winkt ein Glück . . .
Das nie du gekannt –,
– – – nie geahnt!
Und du horchst so angespannt . . .
Und findest es nicht –
– – – Leise verebbt der Schmerz in deinem Gesicht!
(S. 28)
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SEINE TRUNKENE

Wie muss sein Blick in die Augen sinken:
Wenn er seine Trunkene in den Armen hält!
Wie muss –, schwer von Glück – ihr Kopf in den Nacken sinken
Und taumelnd ihr Sein in seinem ertrinken,
Wenn er den schönen Mund zu ihr herniederbeugt –!
Sein weicher Bart um Hals und Kinn ihr streicht
– Blitze der Lust durch alle Nerven schiebt
Und jedem Gliede Takt und Spannung gibt.

Wenn zwischen Daumen und Fingern er
Ihr zitterndes Köpfchen stille hält!
Bis ihr Pulsschlag lockt – bis ihr Herz nur tockt;
Welt – o Welt! –:
Die Stunde des Glücks ist nah – – –!
(S. 31)
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DEM ALLVEREINTEN

Einmal komm ich zu dir
Und geh die Treppen stolz hinauf,
Als hätten alle Türen,
Die zu den Räumen führen
Mich längst ersehnt
Und stünden meinem Kommen angelweit . . .
Als wäre der Lakaien goldbetresste Schar
Nur immer hier mir harrend zum Geleit gegeben
Und trete
Für eine stille Stunde in dein Leben ein.

Die leeren Worte sag ich nicht,
Mit denen Fremde sich den ersten Gruss verbrämen –
Den grossen Stunden fern ist alles Schämen,
Du weisst mich ja – ich kenne deine grosse Seele.
So leg ich Hand in deine Hände
Für eine karge Stunde.
Und du wirst stehen
In deiner schlanken Kraft,
In der noch Geist
An jedem Muskel mitgeschafft,
Und mich erwarten,
Als müsst es längst so sein . . .

Und aus dem Fenster in die Nacht gelehnt
Ist es,
Als wären wir des Hauses Sinn und Schicksal,
Eng aneinander
Wang an Wange: Einsamkeit an Einsamkeit . . .!
Wortlos wissend
Blicken wirr pupillenweit
Ins Dunkel – uns allein erhellt –
Und uns entrollt sich,
Wie die Blütenblätter dunkler Riesenblume
Inhalt, Anbeginn und Sinn
Der rätselhaften Welt.
Weit zittert scheuer Blick hinaus
Im stolzen Götter-Schöpfer-Drange –,
Ein leises Lächeln – das wir ungesehen uns
An wehen Lippen wissen –
Verklärt zwei Munde.
Geweihte Stunde
Ist um uns –:
Begrüsst vom Glanz der Ewigkeit
Schaun wir hinüber über Raum und Zeit . . .
(S. 32-33)
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ZAUBERHAFTE MONDNACHT

Ich steh an den Balkon gelehnt,
Es ist so tiefe, tiefe Nacht – – –
Ich kann nicht ruhn – – –
So hab ich dich noch nie gesehnt –!
War ich das Mondlicht doch,
Das über deinem Körper spielt,
Und sich an deinem Mund verfängt,
– In deinem Barte zitternd wühlt,
Und zart an deinen Händen hängt.
Es leuchtet Liebe die lichte Welt!
Alle Blätter haben sich aufgestellt
Und sehen träumend die blaue Nacht –
Die Amsel ist nach bangem Sinnen stumm –
– Alle Blumen lächeln und fürchten sich
Und wissen doch nicht warum, – – –
O fühlst du nichts?
Die Sehnsucht steht an deiner Tür
Und reckt die Brüste
Und spannt die Arme weit
Und glüht nach deiner Seligkeit – – –
O wärst du hier!
(S. 34)
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WEIBES GEBET AN DEN EINEN

Meine Lippen formen deinen Namen,
Als den Samen aller Glut,
In dem alles brennende Leben ruht.
Mein Sehnen formt deine Eigenart –
(Wie bist du kraftvoll und doch so zart!)
Mein Blut – will deinen köstlichen Leib
Nachformen –:
Denn ich bin ein Weib!!
(S. 35)
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SCHMERZENDER REIGEN

Sie hat in dem Haar einen Rosenkranz,
Die Füsse gleiten im wiegenden Tanz,
Sie hat sieben Dolche im Herzen
Und ist nicht Mutter Marie,
Sie hat den Liebsten gefragt:
Hast du kein Glück für mich?
Da hat er lachend gesagt:
Sieben Dolche hab ich für dich!
Und ist auf Reisen gegangen.

Sie hat sieben Dolche im Herzen,
Die hat ihr der Liebste hineingeworfen,
Und muss tanzen damit und lächeln dazu
Mit dem Herzen
Voll Weh und ohne Ruh,
In dem die sieben Dolche des Liebsten
So schmerzen . . .
(S. 36)
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KÖNIGIN DER LIEBE

Mein wildes Blut hat nun geboten:
Die Nacht ist gross –
Hoch vor Gesetz und Sitte steht mein Thron
Zur Freude mir, den Menschen Hohn.
Komm her! Du Erdberauschter Sohn,
Dein Frühling ist mein Schoss!
Sei namenlos –
Komm her! Die Nacht ist gross – – – – –
(S. 37)
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SCHMERZ

Vorbei, vorbei
Des Frühlings frühste Amsel-Schelmerei
Nun singt die Nachtigall ihr schwüles Lied
Und alle Blumen sind erblüht
Und die sich lieben, liegen Arm in Arm.
Der Frühling ist so kurz!
Ich stoss die Hände weg, die nach mir langen –
Die Augen sind von Tränen warm –
Mein ganzes Blut ist traumumfangen
Und sehnet Einen, der nicht meiner denkt.
Bald fällt der letzte Blütenschnee,
Und nimmt samt meiner Seele Weh
Mich weg von dieser lichten Welt.
(S. 39)
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HINGEBUNG

Du,
Der allen Glanz meiner Seele gibt,
Lass mich nur manchmal wie ein kleines Kind –
Meine Hand in deiner gehen, –
– – – Gläubig dir lauschend!
Demütig in deine Augen sehen
Und tun, wie du mich heisst . . .!

Doch, wenn sie dir weh tun wollen,
Tückischer Feind sich naht,
Werd ich wie zehntausend Engel
Mit flammenden Schwerten
Schützend um dich stehen
Und gegen deine Feinde gehen . . .!
(S. 41)
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HAUCH DER LIEBE

Einziger Mann!
Ich erbettle so wenig:
Lass mich in deinem Leben Geringstes –
Das Kleinste sein –!
Lass mich dir
Wie der Hauch einer Blume sein –:
Aber nur dein . . . –!
Dein . . .
(S. 41)
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HIER, WO DIE GELBEN IRIS STEHN

Hier, wo die gelben Iris stehn,
Da muss er alltäglich vorübergehn.
Hier unter seinem Arbeitsraum
Da blüht noch der alte Hollunderbaum.
Wenn die Sonne kommt, muss er da oben stehn
Und alles wird
Nach seinem Wollen gehen.
Müde erlischt der matte Laternenschein,
Erbleichend weicht die schlaftrunkne Nacht,
Der blaue Tag glänzt froh heran.
Eine Nachtigall ist aus dem Schlaf erwacht
Und singt – – und singt ganz leise
Für sich allein,
Der andern in den Traum hinein.
Jetzt sind die Träume noch blau und wahr,
Bevor die Sonne mit grellem Gefunkel
Über die Erde strahlt.
Warum?
Warum sind meine Augen von Tränen dunkel?
(S. 42)
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ES IST NICHT ZUM GEWITTER GEKOMMEN

Es ist nicht zum Gewitter gekommen
Das köstlich erschüttert und befreit.
Nun sind die Seelen bang beklommen . . .
Der Flieder hat sich matt geduftet,
Die Blätter hängen schlaff und dunkel –
Es ist nicht zum Gewitter gekommen.
Die Vögel haben sich müd gesungen,
Die Tulpen spreizen matt die Kelche auf,
Wie Munde, die ein banger Schrei erstickt.
Zwei Seelen haben sich matt gerungen
Und sind nun siech und fieberbeklommen – – –
Es ist nicht zum Gewitter gekommen.
(S. 43)
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IHREM GUTEN GEIST

Ein Wort von ihm –
Und ihr Leben fühlt sich geführt –
Ein Blick von ihm –
– Ihr ganzer Leib vibriert.
Sie wird wie eine Harfe
Von seinem Hauch berührt . . .
Ihre Seele tönt dann als Lied,
Das fremde Seelen rührt . . .
(S. 48)
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MONDESNACHT

Die lange Nacht,
Die bange Nacht,
Wachend und allein!
Und draussen blüht der Mondenschein
In lächelndem Frieden über die Welt.

Du bist noch wach,
Aus der Ferne
Strömt leises Glück
Zu mir . . . . .

O wärst du hier!
So hab ich mich noch nie gesehnt,
Flammend-Geliebter
Nach dir!
(S. 54)
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WUNSCH

Nur einmal wie ein kleines Kind verwöhnt
Zu deinen Füssen sitzen;
Die Ellenbogen an deine Knie gelehnt,
Mit frohen Augen dich anblitzen,
Und glücklich deiner Weisheit lauschen!
Nur einmal wie ein kleines Kind verwöhnt
Zu deinen Füssen sitzen!

Nur einmal
Unter purpurnen Rosenhecken
Dich mit dem stolzen Gang
Hier durchschreiten sehn –
Mich sachte vor dir verstecken
Und dich schalkhaft necken!

Nur einmal
Unter diesen roten Rosenbränden
Mit leisen Händen Dich haschen,
Und dann Grosser,
Lachend in die Hände paschen,
Wenn du – der Menschen bändigst –
Erschrickst – und um dich blickst –,
Und unter der purpurnen Rosenpracht
Die Lippen nicht findest,
Die schelmisch dir gelacht . . .
(S. 55)
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VERTRAUEN UND ANGST

Du lieber Grosser!
Nimm meine Hände ganz in deine hinein
Und hülle sie in deine schützende Wärme ein.
Sieh mir gut in die Augen hinein,
Dann werd ich gehorsames Kind
Und alles Leid wird vergessen sein.
Nein! Nein!
Komm mit deinen Fingern nicht
An den meinen vorüber
Funken springen hinüber – herüber
Nein!
Sieh mir nie – nimmer
In meine Augen hinein –
Denn dann würd ich dir blind
Verfallen sein . . .!
(S. 58)
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BEFEHLUNG
(Im Volkston)

Und kann es nicht ehrbar sein,
So komm verstohlen zu mir herein –
Meine Lieb zu dir
Ist tiefer als alles Meer!
Meine Glut für dich
Ist grösser als alle Ehr –!
– Steig leise herein!
Zwei werden selig sein!
(S. 58)
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EINE ENTBIETET EINEM
(Im Volkston)

Was wartest du noch,
Bitte, bitte,
So küss mich doch!
Ich bin dir verfallen, –
Du weisst es doch!
Ich hab dich im Blut . . .
Nicht einmal sterben könnt ich! –,
Eh nicht dein Mund
Einmal, einmal
Auf meinem geruht!
Was wartest du noch?
Bitte, bitte,
So küss mich doch!
(S. 59)
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DEMÜTIGE LIEBE

Ich bin dein!
Du bist nicht mein –
Du kannst leben, wo es auch ist,
Ich kann ohne dich nicht sein!

Die Sonne kann ohne Erde sein,
Doch die Erde kann ohne
Sonne nicht sein.

Wenn die Sonne fern,
Ist die Erde grau und müd
Und glaubt, sie ist längst gestorben . . .
Der Glanz ist weg . . . alles Blühen verdorben . . .

Doch strahlt Sonne herab
Auf die sehnende Erde,
So glänzt noch jedes Grab
Voll lachender Blüten.
Vogelkehlen singen Lenzeslieder,
Die Erde wird jung . . .
Du erkennst sie nicht wieder . . .
Ich bin dein! Ich bin dein!
Komm wieder! . . .
(S. 60)
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DER SCHWARZE SCHWAN

Meine Seele ist der schwarze Schwan
Der trunknen Liebe,
Der ganz hinuntertaucht
In tiefe Rätselwogen –

Komm her gezogen
Und bring mich wieder ans Land
Und sichrem Boden!
Oder ich locke dich –
(Oder lock ich dich?)
Unwillig – willig
Hinunter
In den blauen Traum
Der Wogen . . .
(S. 67)
_____



DEM ANGEBETETEN

Versprühe Küsse auf meinen Leib!

Ich bin ein klarer Teich,
Auf den die Sonne scheint
Eine Blume, die blätterdehnend
In lauen Lüften träumt.
Ein Stern, der selbstvergessend
Auf dunkler Erde hellend scheint.

Versprühe Küsse auf meinen Leib –:
Nur wenn ich dich denke,
Werd ich Weib . . .!
(S. 71)
_____



FRAGE

Hat mein Deingedenken
Nicht einen Rausch in dein reiches Blut getragen?
Über dessen heisse Früchte
Andere der Erfüllung selige Ernten hielten,
Während ich, erkrankt an dem Ungestillten
Verdammt zum Sehnen, meinen weissen Tag versenge – –
(S. 73)
_____



ZARTE LIEBE

Du gingst nach deiner Liebsten aus –
Die Nacht
War es so dunkel –
Da stand ich als Flamme
Vor deinem Haus
Damit du heil zurückkommst . . .
Und
– ich bin ganz verbrannt . . .
(S. 73)
_____



AEROPLANFLUG

Komm hinaus der Abend lockt
Lass das Unkengeschwätz
Vöglein und Blumen seien unter uns
Die Ärmlich-Lieblichen
Die Himmelstiefe lockt
Dort oben steht der Mond
Kennst du ihn?
Sollte es gelingen?
Dort leuchten fremde Welten
Eine Wiese voll Licht ist oben
Und Urweltgrauen inzwischen
Dort lass uns dann wie irre Nachtinsekten schweben
Und wenn wir müde sind, am Rand der goldnen Blume landen.
Hoch – hoch – oben . . .
(S. 74)
_____



ÜBERSCHWANG

Mich zerreisst die Sehnsucht nach dir! Berstet Wände!
Sturm trag mich zu ihm!
O Süss – Einziger, sei da, nimm mich hin!
Nur einen lichten Morgen, nur eine helle Stunde –
Denn
Wo du nicht bist, ist Nacht und Hölle!
Schau!
Wie ein Kind, wie ein Kind nur
Angehuschelt zu deinen Füssen sitzen
Und zu dir hinaufsehen, wenn deine Worte mich anwehen
Demütig – gläubig
O – wie gläubig deinem Werk!

Wie eine Schwester nur
Hand in Hand über schimmernde Wiesen gehen –
In deine Augen lauschend sehen,
Und stolz auf dich sein.

Wie eine Mutter liebend – sorgend dich betreuen,
Und fürchten, dass du sorgsam – selbst dir bist!
Der grösser, als andere ist!

Nein! auch
Wie die Liebende
Dem süssen, süssen Geliebten
Jauchzend in die Arme fliegen –!
Und – in Jubels Überschwang –
Ihn küssen – küssen
Den ganzen lieben Körper entlang!
(S. 75)
_____



FIEBER

Einziger Mann!
So geh nicht von dannen –
Meine Füsse zittern,
Meine Brüste spannen!
O wüsst ich ein Wort
Dich zu halten!
Mein Leib steht in Flammen,
Wüsst ich die bange Bitte
Dir zu gestalten!
Es schnürt mir die Kehle zusammen!
Fiebergewalten
Drängen und wehren –
Wär ich von dir im Arm gehalten,
Süssester Mann!
(S. 76)
_____



MENSCHWERDUNG

In die Bucht des Schweigens
Lass Leib und Seele überfluten,
Ich bin das Tal der Sehnsucht
– – – – – – – – – – – – – – –
Aus der Schönheit deines Herniederneigens
Soll mein Verlangen in ein neues Sein verbluten.
(S. 76)
_____



TRENNUNG

Ein Blitz wollt ich sein!
Feuriger Weg über die Ätherferne
Damit er mein gedenkt
In Sternenferne.
Blendender Weg in dein Blut hinein!
Natur, Holdwilde!
O leih mir deiner Kräfte Geheimnis
Gib mir den schattenlosen Weg des Lichtes frei,
Trag mir mein Flehen auf deiner Tonwellen
Dunkler Raserei!
Sei da, trag meiner Seufzer buntes Farbenbett
Zum lebensreichen Ultraviolett,
Gib her die Welt,
Sprüh Funken, sende Licht!
Rolle Melodien!
Zieh seinen süssen Blick heran!
Auf Knien
Bitt ich dich,
Du kräftereiche Spenderin!
Mach, dass sein hold Gedenken
Sich mir herüberdreht
Und seinen scheuen Weg
Leise, leise
Zu seinem Herzen geht.
(S. 77)
_____



EINEM SCHÖNEN

Auf Rosenblätter will ich seinen Namen und sein Leben hauchen,
Damit die Nachtigallen, wenn sie mild in schwüle Düfte tauchen,
Sein Lob aus allen Zweigen klingend singen –
Und ihm die Liebe einer Welt erringen!
(S. 80)
_____



SEINE STIMME

Seine Stimme ist ein weicher Cellogesang,
Der samtne Wände entlang
Durch offne Scheiben über
Dämmernde Garten gehaucht
In duftende, dunkle Nachtviolen
Untertaucht . . .

Seine Stimme ist das Schmeicheln
Schöner Frauenwangen,
Über deren heissem Glück
Noch zitternde Tränen hangen.
Seine Stimme ist die weiche Güte,
Die man für Götter erträumt,
An denen alles,
Was schön und gross und selig,
Aus purpurnen Seelen
Ins warme Leben überschäumt . . .
(S. 80)
_____



DEMUT DER LIEBE

Und weil du gar so hoch und herrlich bist,
So heb mich empor zu deinem Kuss.
Ich möchte soviel
Und ich kann es nicht,
Weil ich Weib
Und schwach bleiben muss.

Doch wenn du es willst,
So werde ich gross,
Dann blüht dein Glanz
Aus meinem Schoss.

Mein Leib soll nichts als die Wiege sein,
In der das Werden ruht.
Von dir sei all seine Herrlichkeit
Und dein stolzes, wildes Blut . .!
(S. 84)
_____



DEM EINEN

Du bist so schön,
Ob du sinnst oder lachst,
Dass du zittern machst!
Verzeih der Schwachen,
Die sich ganz in dir vergisst,
Weil du so wunderbar und köstlich bist!
Jedwedes Leid wollt ich künftig ertragen
Wär es über ein Glück an deiner Brust gegangen!

Alles Arge wird nur kleinlich sein –
Hat mich endlich dein Arm umfangen!
Kosend möcht ich meine weichen Wangen
An die deinen legen,
Bis leise suchend Lippe an Lippe haucht
Und dein brennender Mund
In meinen taucht!
(S. 87)
_____



MELANCHOLIE

Versunkenes Sehnen –
Zerbrochene Kelche,
Vergossener, ungekannter Wein
Und
Ungetrunkene Lust – –!
– – – – – –
Die Blätter fallen, –
Zerflatterndes Gefühl –
Die Pein
Verseufzt:
Dir schien das Weib zu wenig
Und der Freund zuviel!
– – – – – –
Die Säfte sinken in sich selbst zurück –
Bald wird es Winter sein!
(S. 88)
_____



FASZINATION

Du bist berauschend
Wie die blassen Hyazinthen
In schlanker Vasen
Bleichem Perlenglanz.
Das Blut verliert die Einfalt,
Wenn es dich erbebend fühlt
– Jeder Halt
Ist weg;
In Terzen, Quinten
Girrt es durch Adern,
Die wie Saiten sind
Zur Liebe heissem Qualgesang
– – – – – – – – –
Du duftest
Wie die blassen Hyazinthen
Verwirrend in mein Sein hinein!
O tauch die Blutgier deiner roten Lippen
In meine weissen Brüste ein . .!
(S. 91)
_____



ICH LIEBE DICH

Ach! das alte sakrale Wort! –
Das ich mich scheue zu sagen
Selbst wenn ich die Brauen hochgezogen,
Der Augen Lider versonnen herabgesenkt,
Mit mir allein bin –
– – – – – – – – - - - - - -
Nur, weil die Stimme weicher wird –
Wenn ich dich denke –
Nur, weil das Blut den Wangen entsinkt,
Wenn ich dich sehe –
Denk ich – es sei wohl so –
Nur – weil ich so tief
– – – so wunderglücklich bin
Wenn deine Stimme klingt
Und all mein Wesen jubelnd
Dir entgegensingt – – – –
(S. 93)
_____



SEUFZER AN DEN EINZIG-GELIEBTEN

Und ist der Tod mir da
Fern – oder nah –
Ich will ihn lächelnd grüssen
Denn ich sterbe leicht –
Mit deinem süssen, süssen
Namen aus der Lippen
Letzten Hauch
Löscht mein schwaches Leben aus. – –
(S. 94)
_____



HILFLOSER SCHMERZ

Sein fernes Gedenken
Hat sie verlassen –
Sie irrt so planlos durch die dunklen Gassen,
Von ratlosem Leide tief bedrängt –
Zwei finstre Gesellen
Lauern ihr auf
Und wollen ihr Fuss stellen:
Der Wahnsinn und der Tod!
(S. 95)
_____



VERIRRTE SEELE

Ich hab solche Sehnsucht nach dir!
Komm, sei lieb!
Komm heimlich zu mir!
Der Tag will nicht dunkeln,
Die Nacht bleibt zu grell,
Meine Augen funkeln
Den Weg dir hell.

Ich hab so wilde Sehnsucht nach dir!
Es soll nicht sein,
Ich weiss es wohl –
Aber es ist! – und ich vergehe vor Pein!

Leg ich das Feuer in mein Blut hinein?
Nein, nein!
Alle Flammen der Welt sollen sein!
Ich hab so süsse Sehnsucht nach dir,
Für einen Kuss von dir.
Geh ich hinaus in die Welt . . .
Und bleibe allein . . .
Soviel gute Gedanken hab ich für dich
Als der Himmel Sterne zählt!

Ich hab so brennende Sehnsucht nach dir!
Komm, wie du magst,
Mit deinem bleichen Erlösergesicht
Oder dem Faunslächeln, von dem ich träume –
Nur säume –
O, säume nicht! –
(S. 96)
_____



DEM EINEN INS OHR

Ich schaue nicht zurück
Und juble nur
O welches reiche Glück: –!
Ich bin ein Weib
O du! o du!
Mann, Herrlichster, Blutgerufener –!
Küss mir ein Englein in den Leib!
(S. 97)
_____



DER LEITSTERN

Wenn alle Türen geschlossen sind
Alle Fenster ohne Licht und blind,
Die schweren Geheimnisse der Menschen
Nachtversunken sind.
Dann komm ich ganz als zages Kind
Nur von dem heiligen Stern
Der auf dein Haus hiniederblinkt
Geleitet
Wessen Gebet und wirre Glut im Sinn
Königin und Bettlerin
Und will
Die Augen glanzgeweitet,
Meine Angst, all mein Erhoffen sammeln
Und leise, leise dir ins Ohr
Die glühend-bange Bitte stammeln: –!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
(S. 97)
_____



MOMENTAUFNAHME

Akkorde haben sich aufgetan –
Der Glanz der Welt steigt in die Sterne auf . . .!
Vom Berg hat sich ein Lied gelöst –
Tief unten steht lauschend im Kahn
Die Liebe –, und fangt es auf . . . – –
(S. 98)
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LIEBESGESTAMMEL

Deine Seele ist scheu und zart
Wie dein weisses Orchideengesicht,
In deinem Geiste ruht
Des Jahrhunderts hellstes Licht!
Dein Leib ist Stahl und Energie
Wie dein starkes Leben!

Dein Blut – o gib, was es verspricht:
Lass mich selig
Unter deinen Küssen beben . . .
(S. 98)
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IM TÊTE-A-TÊTE, LEISE LEISE ZU SINGEN . . .

Warum sprechen?
Wo Singen soviel leichter und schöner ist?
Warum gehen?
Das müde macht,
Während Tanzen durch selige Augen
In die Herzen lacht?
Warum flehen oder trotzig sein? –
Wo Küssen so süss ist und so trunken macht?
(S. 100)
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HINSCHMIEGEN

Angebeteter Mann!
Meine Augen möchten an dir hangen,
Wie der Sommer an der Sonne hängt!
Meine Lippen sehnen deine Wangen, –
(– rote Rosen weissem Marmor angedrängt –)
So gut ist mir, wenn ich dich denke,
Ich möchte dir ganz nahe sein,
Zu deinen Füssen sitzen,
Deine Hände halten
– – – dem starken Walten
Deiner grossen Seele hingegeben:
Dich fühlen – heisst ja leben!
(S. 104)
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DEM EINZIG-GELIEBTEN INS OHR

Wie bist du mir angenehm!
Deine Züge sind so schön
Und brennend deine Augen
. . . ich kann nicht widerstehn!

Ich berge ratlos mein erglühendes Gesicht
In Beben
An deinem Hals –
Verurteile die Liebend-Schwache nicht!
So süss ist Liebe – –
– – – – – – – – – – – - - - -
Und kurz das Leben
Und ach!
So lange, lange ist man tot . . .
(S. 105)
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EINSAME NÄCHTE

O diese leeren Nächte,
Jenem weggenommen –
– dir bereitet,
Wo alles Sehnen machtlos
Meinem Sein entgleitet –
Und nach dir Fernen überströmt –!

Die Augen funkeln glühend durch die späte Stunde,
Der Brüste straffe Hügel schmerzen,
Des Leibes weisse Blume bebt im Fieber.
Ein Weh steigt tosend aus dem Herzen
Ins wilde Blut . . .
Deines süssen Namens Laute
Auf meiner Lippen hochgeschwellter Runde –
So treib ich willenlos
In meines Sehnens aufgeschäumter Flut . . .
(S. 106)
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ERSEHNTE SELIGKEIT

O wär das Lager uns bereitet,
Von gleitender Seide linnenhaft umspannt . . .
Läg deine blasse, kühle Hand
Mir kosend
Um den Hals gebreitet –
Und wären unsre Lippen
Purpurrosenhaft geeint . . .

Ersehnte Seligkeit, die ich nicht kenne!
O wühlte deiner Sehnsucht Flamme
Meinen Körper aus,
Bis ich verbrenne!
– – – – – – – – –  - - - -
Süsser, Süsser!
Fach mich an und – lösch mich aus!
(S. 107)
_____



EIN AUFSTRAHLEN –!

Du bist meines Lebens
Halt und süsser Sinn,
Mann der Sonne!
Wonne
Reisst mich hin . . .
(S. 107)
_____



DEM ANGEBETETEN

Wie eine indische Gattin lieb ich ihn
Und ist doch alles schleierweiss und leicht
Nur zwischen uns . . .
Des Tages denkt er meiner oft –
Und alle Stunden meiner Träume ziehen hin
Zu dem geliebten Mann.
Meine Seele huschelt immer seinem Herzen an –
Er weiss es!
Und wenn sein edles Herz einst nicht mehr schlägt,
Dann sterb ich,
Wie eine indische Gattin mit ihm hin – –
(S. 116)
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ABSCHIED VOM LEBEN

O mein Geliebter
Die Sterne sind mir so nah –
Du bist so weit – so weit –!
Braune Erde, was stierst du mich an?
Wasser, was lockst du heran . . .?
O sinkt zusammen, ihr Berg und Tal
Rette mich an dein Herz,
Sonst sterb ich vor Qual!
Ferner ade!
Ich grüss dich vieltausendmal . . .
(S. 127)
_____



AUFSEUFZEN

Allüberall ist Fremde
Und nirgends ist es gut . . .
Nur wenn dein Blick
In meinem ruht,
Dann bin ich ganz zu Haus.
Wenn deine kühle Hand
Die meine hält,
Bin ich die Reichste der ganzen Welt . . .!
Und bis in tiefe Himmel hinein
Ist alles mein Vaterland . . .!
(S. 131)
_____


Aus: Elsa Asenijeff Die neue Scheherazade
Ein Roman in Gefühlen
Georg Müller, München 1913
 


Biographie:

Elsa Asenijeff, eigentlich Elsa Maria von Packeny (* 3. Januar 1867 in Wien; † 5. April 1941 in Bräunsdorf bei Freiberg, Sachsen) war eine österreichische Schriftstellerin und Lebensgefährtin von Max Klinger.
Elsa Maria von Packeny entstammte dem österreichischem Großbürgertum und wurde in Wien geboren. Nach der Heirat mit dem bulgarischen Diplomaten Ivan Johann Nestoroff, 1890, lebte sie einige Jahre in dessen Heimat. Als ihr Sohn Asen starb, nahm sie dessen Namen als Pseudonym für ihre schriftstellerischen Arbeiten an. Sie ließ sich 1896 von Nestoroff scheiden und studierte einige Semester Philosophie und Nationalökonomie in Leipzig. 1898 begegnete sie dem Maler Max Klinger (1857-1920), wurde sein Modell und seine langjährige, allerdings inoffizielle Lebensgefährtin. Am 7. September 1900 wurde in Paris die gemeinsame Tochter, Desirée, geboren, die zu einer Pflegemutter gegeben wurde.
1903 erwarb Klinger in Großjena einen Weinberg samt Winzerhäuschen, um sich mit Asenijeff aus dem hektischen Leipziger Großstadtleben zurückzuziehen. Eine in der Folge zwischen den beiden entstandene Entfremdung vertiefte sich weiter, als Klinger 1911 sein junges Modell Gertrud Bock (1893-1932) zur ständigen Begleiterin erkor. 1916 kam es zum endgültigen Bruch zwischen Asenijeff und Klinger.
Über Asenijeffs letzten Lebensjahre ist wenig bekannt. Sie soll viele Jahre in psychiatrischen Anstalten verbracht haben, und es wird vermutet, dass sie dem NS-Euthanasie-Programm zum Opfer fiel.
Asenijeff behandelt in ihren Büchern Themen, wie die Gewalt in den Geschlechterbeziehungen, die sexuelle Unterdrückung der Frauen oder die Unfähigkeit der Männer, Frauen auf geistiger Ebene als gleichberechtigte Partner zu begegnen, und kann als frühe Vorläuferin des Differenz-Feminismus betrachtet werden.
Klinger hat Asenijeff in mehreren Porträts und in einer Skulptur aus farbigem Marmor verewigt.
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Elsa_Asenijeff


 

 


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