Mahmud Baki (1526-1600)

Ghaselen aus dem Divan

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Der Buchstabe Fe
(Ghasel 90-91)


90.
Will reine Perle Dir die Muschel sich vergleichen,
So muß sie am Gestad' als Kies zurücke weichen.

Wenn in dem Ocean des Aug's das Herz nicht schwämme,
So schlüge nicht der Ost das Meer mit seinen Streichen.

Es kam der Morgenwind von Deines Pfades Staube,
Und Ambra hauchte die Natur aus allen Reichen.

Er ist ein Mond, umkränzt von einem Sternenheer;
Halbtrommel gibt uns Lust beym Fest den Wein zu reichen.

Der Sofi, Baki! hüllt den Kopf sich in den Schleyer,
Wie kann Verhüllten denn Enthüllung je erreichen!
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91.
Es stellt der Wimpern Heer der Schelm in Reih'n und Reih'n,
Als stünden sie zum Kampf bereit in Reih'n und Reih'n.

Um Deinen Gang zu schau'n am Weg im Rosenhain,
Steh'n auf zwey Seiten dort Cypressen Reih'n in Reih'n.

Zum Kampfe mit dem Heer von Deinen Thränen sendet
Der Ocean die Wogen all' in Reih'n und Reih'n.

Zu seh'n mit wem Du pflegst vertraulichen Verein*,
Steh'n Augen als die Wasserträger Reih'n in Reih'n.

 Um Dich zu schätzen was Du werth seyn mögest rein,
Steh'n gegen über Dir die Freunde Reih'n in Reih'n.

* Wörtlich: Um zu sehen, mit wem Du in der Moschee
Knie an Knie sitzest.
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