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Maria Čacka
(1811-1882)
tschechische Dichterin
Dort hinter unsrer Scheune
Dort hinter unsrer Scheune
Der Feldmohn blüht;
Dem geh'n die Augen über,
Wer ihn nur sieht.
Ich weiss noch etwas Schön'res
Voll Farbenlicht,
Allein wo man es finde,
Das sag' ich nicht.
Wenn ich euch schauen liesse
Die Herrlichkeit,
Ihr könntet leicht erblinden,
Das thät' mir leid.
Ich selber guck' nur blinzelnd
Nach ihr so lind,
Weil ich sonst fürchten müsste,
Ich werde blind.
(S. 636)
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Sie sah von fern
Sie sah von fern am Waldsaum ihn,
Er lenkt' das Pfluggespann;
Sie wusste nicht, das arme Kind,
Ob sie ihn rufen kann.
"Ruf' wie du willst, ich hör' dich nicht,
Ja, schrei' auch noch so laut,
Hast mich ja auch beim Sonntagstanz
Schier gar nicht angeschaut!"
(S. 638)
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Mein liebes Täubchen, fliege!
"Mein liebes Täubchen, fliege
Nicht vom Gehöfte weg,
Es hat im dunklen Walde
Der Raubfalk' sein Versteck."
Allein das Täubchen hörte
Nicht auf der Mutter Wort -
Hoch über dem Gehöfte
Flog's in die Weite fort.
Und seitdem ist das Vöglein
Nicht wieder heimgekehrt:
Noch hat die arme Mutter
Zu weinen nicht aufgehört.
(S. 641)
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Übersetzt von Alfred Waldau
(1837-1882)
Aus: Slavische
Blätter. Illustrirte Zeitschrift für die
Gesammtinteressen des Slaventhums.
Herausgegeben und redigirt von Abel Lukšic
Erster Jahrgang Wien 1865
Sechzehntes Heft: Böhmische Dichterinnen
Biographie:
M. Čacká jest spisovatelské jméno Františky Pichlové, choti Jos. Bojislava
Pichla. Nar. v Praze 1811, zemřela 18. břez. 1882. Vydala Písně.
[Marie Čacká ist das Pseudonym von Frantiska Pichlove, Frau von Jos.
Bojislav Pichl. Geboren in Prag 1811, gestorben am 18. März 1882.
Veröffentlichte Lieder]
aus:
http://cs.wikisource.org/wiki
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