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Fitnet
(gest. 1780)
türkische
(osmanische) Dichterin
Fitnet, d. i. die
Unruhe
Der Moschusflaum umglänzet
Des Freundes schöne Wange;
Sieh! so erfrischt die Rose
Der erste Frühlingsregen,
Spann' auf im Schiff des Zutraun's
Die Segel der Ergebug;
Ein günst'ger Wind erhebt sich
Dann auf dem Hoffnungsmeere.
Umflaumte Lippen küssen,
Wie soll dieß Gnade heißen?
Des jungen Lenzes wegen
Nur leert man volle Becher.*
Fitnet ist jeder Unbild,
Die sie erleidet, würdig,
Wer hat ihr denn geheißen,
Ihr Herzleid zu entdecken?
* Wenn des Geliebten Flaum am Kinne
hervor zu brechen beginnt, ist sein Lenz zu Ende.
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Es zeiget stolz der Freund die Wang' in Schönheitspracht,
So bricht hervor die Sonn' aus dunkler Nacht;
Es mehrt ein jeder Blick betrunkener Verliebten Zahl,
Stellt er sich gleich als fühlt' er selber Gram und Qual.
Das schöne schwarze Haar, das seine Schläf' umthront,
Ist mir die Schlange, die beym Schönheitsschatze wohnt;
Hat er den Bart gescheert, der ihm die Wange deckt,
Zeigt sich die Rose mir von keinem Dorn umsteckt.
Fitnet, o trau' betrügerischem Wort nicht mehr,
Denn wenn er halten soll das Wort, so läugnet er.
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In der
Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig-Schwannau (1791-1865)
Die aus
dem Diwane dieser Dichterinn von Herrn von Rosenzweig übersetzten
Ghaselen sind zuerst in dem ersten Bande der Fundgruben des Orients
erschienen (Band I. Seite 234)
[Anmerkung von
Vinzenz von Rosenzweig aus den Fundgruben des Orients:
Da es der türkischen Dichterinnen so wenige giebt, unter welchen
Fitnet die Tochter des Mufti Esaad Efendi, und Zeineb in Latif's von
Hr. Thomas Chabert übersetzter Biographie türkischer Dichter Erwähnung
geschieht, die bekanntesten sind, so dürfte eine Übersetzung einiger
Oden aus dem Divan oder der Gedichtsammlung der ersten der erwähnten
Dichterinnen, hier um so mehr einen Platz finden als sich ihre Gedichte
durch Zartheit des Gefühls vor anderen auszeichnen.]
Aus: Geschichte der
Osmanischen Dichtkunst bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 -
1838)
Pesth, 1837 Conrad Adolph Hartleben's Verlag
(Seite 505-506)
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