Rabiat el-Adewije, Ommol-Chair, d. i. die Mutter des Guten, eine große
Mystikerin. Koscheri sagt in seiner berühmten Abhandlung, dass, als sie
eines Tages gebetet: O mein Gott! verzehre mich mit dem Feuer deiner
Liebe, sie eine Stimme gehört: diess werden Wir nicht thun, und hege nicht
böse Meinung von Uns. Sofjan es-Sewri sagte eines Tages in ihrer
Gegenwart: Wie traurig bin ich! worauf sie sagte: Lüge nicht, und sage
vielmehr: wie wenig bin ich traurig; wenn du wirklich sehr traurig wärest,
so könntest du nicht seufzen. Einem Ssofi, der sie im Gebete angerufen
hatte, erschien sie im Traum und sagte ihm: deine Gaben sind uns auf
Tassen von Licht, verschleiert mit Tüchern von Licht dargebracht worden.
Sie sagte: wenn meine Handlungen vor der Welt erscheinen, so zähle ich sie
für Nichts. Ferner sagte sie: Verbirgt euere guten Handlungen, wie ihr
euere Sünde verbergen würdet. Der Scheich Schihabeddin Suhrwerdi führt von
ihr in seinem Werke die Kunden der Erkenntnisse die folgenden Verse
an:
Ich habe in mein Herz gesetzt dich ein,
Mein Leib ist der Gesellschaft überlassen;
Mit dieser kann sich wohl mein Leib befassen,
Doch in dem Herzen ist mein Freund allein.
Ihr Grab ist auf der Ostseite von Jerusalem am Berge Thur. Ibn Challikan
gibt aus Ibnol-Dschewsi's ssawet oss ssafwet noch einige Anecdoten,
wie, dass sie in einem von ihren Haaren gewebten Kleide geschlafen, in
welchem sie begraben sein wollte; dass sie die Nacht betend zubrachte, nur
gegen Morgen ein wenig schlief, und dann jeden Morgen mit dem Ausrufe
aufsprang: O meine Seele! wie lang wirst du schlafen, bald wirst du den
langen Schlaf schlafen, von dem du nicht wieder aufstehen wirst, als am
Tage des Gerichtes. Sie hiess die Einsiedlerin von Kufa, wie Daud
eth-Thaji der Einsiedler dieser Stadt, und steht an der Spitze eines
Dutzends frommer Frauen, die sich schon im zweiten Jahrhundert der
Hidschret mystischem Leben weihten. Sie lebte im beständigem Weinen und
Wehklagen durch achtzig Jahre. Sie ward gefragt: wann die Ergebung des
Menschen in den Willen Gottes vollkommen? sie sagte: Wann ihn das Unglück
eben so freut, wie das Glück. Gehe hinaus, sagte zu Rabiat ihre Sclavin an
einem schönen Frühlingstage, um die Werke des Schöpfers zu schauen; sie
antwortete: Gehe in's Haus, in dich selbst, dass du die Allmacht des
Schöpfers erkennen mögest und deine Ohnmacht, das Schauen des Schöpfers
herabziehest vom Schauen der Geschöpfe.
Ihr Vater hiess Ismail, durch Freilassung oder Clientel mit Ebubekr's
Familie verwandt. Ihr zu Ehren ward zu Kairo das Kloster Sawietol-Adewijet
gestiftet.
Scharani hat von ihr das folgende Wort erhalten: Wenn euch Einer sagt,
dass die Heiligen Gottes sich mit etwas anderem als mit Gott beschäftigen,
so straft ihn Lügen. Ausser ihr verherrlichten den Stamm Ada durch ihre
Frömmigkeit noch: Monset el-Adewijet, Habibet el-Adewijet, Abbet
el-Adewijet und noch eine andere Rabiarol-Adewijet.
Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Erste Abtheilung
Die Zeit vor Mohammed und die ersten
drei Jahrhunderte der Hidschret
Dritter Band
Unter der Herrschaft der Beni Abbas, vom ersten Chalifen Ebul Abbas
bis zum Tode des neunten Chalifen Wasik d. i. vom Jahre 132 (749)
bis 232 (846)
Wien 1852
(S. 213-214)
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Biographisches:
siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rabia_al-Adawiyya_al-Qaisiyya
Literaturhinweise:
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Margaret
Smith: Rabi’a von Basra "Oh, mein Herr, Du genügst mir" Rabi’a von Basra
und andere Frauen im Islam
Übersetzung von Inge von Wedemeyer. Vorwort von Annemarie Schimmel
Geistfeuer Verlag Überlingen 1997 (engl. Ausgabe von 1928)
(darin auch Gedichte von Rabia)
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Ein Buch
namens Freude. Gedichte von Frauen aus der islamischen Welt
Ausgewählt, übersetzt und mit einer Einleitung von Annemarie Schimmel.
Herausgegeben von Gudrun Schubert
C. H. Beck Verlag 2004 [Annemarie Schimmel 1922-2003]
(darin 2 Liebesgedichte von Rabia)
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Die Flügel
meines schweren Herzens. Lyrik arabischer Dichterinnen vom 5. Jahrhundert
bis heute
Hrsg. von Khalid Al-Maaly Aus dem Arabischen übersetzt von Khalid Al-Maaly
und Heribert Becker Manesse Verlag 2008
(darin 2 Gedichte von Rabia)