Liebeslyrik ausländischer Dichterinnen

von der Antike bis zum 20. Jahrhundert
(in deutscher Übersetzung)

 


 

Rabia al-Adawiyya al-Qaisiyya
(714-801)

arabische Dichterin und Mystikerin



Rabiat el-Adewije, Ommol-Chair, d. i. die Mutter des Guten, eine große Mystikerin. Koscheri sagt in seiner berühmten Abhandlung, dass, als sie eines Tages gebetet: O mein Gott! verzehre mich mit dem Feuer deiner Liebe, sie eine Stimme gehört: diess werden Wir nicht thun, und hege nicht böse Meinung von Uns. Sofjan es-Sewri sagte eines Tages in ihrer Gegenwart: Wie traurig bin ich! worauf sie sagte: Lüge nicht, und sage vielmehr: wie wenig bin ich traurig; wenn du wirklich sehr traurig wärest, so könntest du nicht seufzen. Einem Ssofi, der sie im Gebete angerufen hatte, erschien sie im Traum und sagte ihm: deine Gaben sind uns auf Tassen von Licht, verschleiert mit Tüchern von Licht dargebracht worden. Sie sagte: wenn meine Handlungen vor der Welt erscheinen, so zähle ich sie für Nichts. Ferner sagte sie: Verbirgt euere guten Handlungen, wie ihr euere Sünde verbergen würdet. Der Scheich Schihabeddin Suhrwerdi führt von ihr in seinem Werke die Kunden der Erkenntnisse die folgenden Verse an:
Ich habe in mein Herz gesetzt dich ein,
Mein Leib ist der Gesellschaft überlassen;
Mit dieser kann sich wohl mein Leib befassen,
Doch in dem Herzen ist mein Freund allein.

Ihr Grab ist auf der Ostseite von Jerusalem am Berge Thur. Ibn Challikan gibt aus Ibnol-Dschewsi's ssawet oss ssafwet noch einige Anecdoten, wie, dass sie in einem von ihren Haaren gewebten Kleide geschlafen, in welchem sie begraben sein wollte; dass sie die Nacht betend zubrachte, nur gegen Morgen ein wenig schlief, und dann jeden Morgen mit dem Ausrufe aufsprang: O meine Seele! wie lang wirst du schlafen, bald wirst du den langen Schlaf schlafen, von dem du nicht wieder aufstehen wirst, als am Tage des Gerichtes. Sie hiess die Einsiedlerin von Kufa, wie Daud eth-Thaji der Einsiedler dieser Stadt, und steht an der Spitze eines Dutzends frommer Frauen, die sich schon im zweiten Jahrhundert der Hidschret mystischem Leben weihten. Sie lebte im beständigem Weinen und Wehklagen durch achtzig Jahre. Sie ward gefragt: wann die Ergebung des Menschen in den Willen Gottes vollkommen? sie sagte: Wann ihn das Unglück eben so freut, wie das Glück. Gehe hinaus, sagte zu Rabiat ihre Sclavin an einem schönen Frühlingstage, um die Werke des Schöpfers zu schauen; sie antwortete: Gehe in's Haus, in dich selbst, dass du die Allmacht des Schöpfers erkennen mögest und deine Ohnmacht, das Schauen des Schöpfers herabziehest vom Schauen der Geschöpfe.
Ihr Vater hiess Ismail, durch Freilassung oder Clientel mit Ebubekr's Familie verwandt. Ihr zu Ehren ward zu Kairo das Kloster Sawietol-Adewijet gestiftet.
Scharani hat von ihr das folgende Wort erhalten: Wenn euch Einer sagt, dass die Heiligen Gottes sich mit etwas anderem als mit Gott beschäftigen, so straft ihn Lügen. Ausser ihr verherrlichten den Stamm Ada durch ihre Frömmigkeit noch: Monset el-Adewijet, Habibet el-Adewijet, Abbet el-Adewijet und noch eine andere Rabiarol-Adewijet.
 

Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Erste Abtheilung
Die Zeit vor Mohammed und die ersten
drei Jahrhunderte der Hidschret
Dritter Band
Unter der Herrschaft der Beni Abbas, vom ersten Chalifen Ebul Abbas
bis zum Tode des neunten Chalifen Wasik d. i. vom Jahre 132 (749)
bis 232 (846)
Wien 1852
(S. 213-214)

_____


Biographisches:

siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rabia_al-Adawiyya_al-Qaisiyya

Literaturhinweise:

  • Margaret Smith: Rabi’a von Basra "Oh, mein Herr, Du genügst mir" Rabi’a von Basra und andere Frauen im Islam
    Übersetzung von Inge von Wedemeyer. Vorwort von Annemarie Schimmel Geistfeuer Verlag Überlingen 1997 (engl. Ausgabe von 1928)
    (darin auch Gedichte von Rabia)
     

  • Ein Buch namens Freude. Gedichte von Frauen aus der islamischen Welt
    Ausgewählt, übersetzt und mit einer Einleitung von Annemarie Schimmel. Herausgegeben von Gudrun Schubert
    C. H. Beck Verlag 2004 [Annemarie Schimmel 1922-2003]
    (darin 2 Liebesgedichte von Rabia)
     

  • Die Flügel meines schweren Herzens. Lyrik arabischer Dichterinnen vom 5. Jahrhundert bis heute
    Hrsg. von Khalid Al-Maaly Aus dem Arabischen übersetzt von Khalid Al-Maaly und Heribert Becker Manesse Verlag 2008
    (darin 2 Gedichte von Rabia)
     


 

 

 

 


zurück zum Verzeichnis

zurück zur Startseite