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Tschanda (Mahliqa Čanda)
(gest. 1824)
hindustanische Dichterin
Der Wunsch
An deines schönen Auges Becher
Hab' ich mir Herz gelabt und Sinn,
Doch gleich dem rauschbefang'nen Zecher
Irr' ich umher, weiß nicht, wohin.
O deine Blicke, flammenstrahlend,
Die, was sie treffen, auch verheert;
Dein Antlitz, sich im Glanze malend,
Sie haben mir das Herz verzehrt.
Ich kam, um dir mein Haupt zu weihen,
So hatt' ich deinen Wunsch vollstreckt;
Doch muß ich dich des Mißtrau'ns zeihen,
Da dein Herz stets ein Schleier deckt.
Wenn meine Blick' an deinem hangen,
Auf deinen Zügen ruh'n voll Lust,
So ist die Seele mir befangen.
So klopft das Herz mir in der Brust.
Was Tschanda wünschet, das ihr werde
Zu Theil, im Jenseits so wie hier, -
Sie, deren Herz so weich wie Erde
Ist: daß sie weile stets bei dir!
Übersetzt von Anton Eduard
Wollheim da Fonseca (1810-1884)
Aus: Die Lieder aller Völker und Zeiten
aus 75 fremden Sprachen in metrischen deutschen Übersetzungen
und sorgfältiger Auswahl
Zusammengestellt und herausgegeben von Hans Grabow
Hamburg 1887 (S. 265)
Biographisches:
"Auch Frauen Dichterinnen kennt die hindustanische Literatur, darunter
eine Königin und eine Bajadere. Tschanda, die berühmte Königin von
Haiderabad, gab dem englischen Kapitän Malcolm am 1. October 1799 bei
Gelegenheit eines Tanzes, in welchem sie die erste Tänzerin, ein Exemplar
ihres Diwans, den er der Bibliothek des East India House zum Geschenke
machte."
Aus: Jahrbücher der Literatur (Band 120) von 1847 (Artikel über die
indische Literaturgeschichte Histoire de la litterature Hindoui et
Hindostani par M. Garcia de Tassy Paris 1839 von Hammer-Purgstall; Seite
126-147)
weitere Literaturhinweise:
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