Liebeslyrik ausländischer Dichterinnen

von der Antike bis zum 20. Jahrhundert
(in deutscher Übersetzung)

 


Maria Valentinowna Watson 
 
(1852-?)

russische Dichterin

 

Denkst du noch der fernen Tage,
wo im stummen Blumengarten
in der Linden duftger Kühle,
sehnend wir einander harrten?

Einsam überschattet, saßen
wir in unentweihtem Glücke -
und wir schwärmten und wir träumten
einzig schöne Augenblicke!

Fern vor uns war alles – Farbe.
Rings um uns war alles – Blüte.
Blauer Himmel – uns zu Häupten,
Blauer Himmel – im Gemüte! …

Reicher sind erblüht die Blumen,
duftiger die Lindenbäume …
Ach, verblüht sind und verblichen
nur die Blüten unsrer Träume! (S. 28-29)

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Über mir erstrahlt die Sonne,
Blumen blühen auf vor mir,
und es jauchzt mein Herz: "Ich weiß es -
teuer, Liebster, bin ich dir!"

Von den Menschen hört ich's sagen,
daß es gibt ein Paradies,
wo die lichten Engel wohnen
in dem himmlischen Verlies.

Doch was braucht's des Paradieses
in dem himmlischen Gebiet -
wenn das Paradies auf Erden
herrlich uns im Herzen blüht! (S. 29)

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Biographie:

geb. de Roberti-Lacerda (spanische Abstammung), wurde am 13. / 2. Dezember 1852 in Balta (Gouv. Podoljsk) geboren und heiratete 1874 den politischen Schriftsteller Ernst Karlowitsch Watson, der 1891 starb. – Sie begann ihre literarische Tätigkeit 1876, verfaßte literar-historische Schriften (Giusti, Manzoni, Carducci, Ada Negri) und übersetzte aus verschiedenen europäischen Sprachen.

 

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   In der Übersetzung von Friedrich Fiedler (1859-1917)
 

Gedichte und Biographie aus: Russische Dichterinnen. Ausgewählte Dichtungen übertragen und mit biographischen Notizen versehen von Friedrich Fiedler.
Leipzig Verlag von Philipp Reclam jun. 1907
 


 

 


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