Zebunnisa Makhfi
(1639-1702)
persische Dichterin
Kommt die Liebe, so beraubt
sie den Tapfersten der Sinne;
Als geschickte Diebin löscht sie das Licht des Hauses aus.
Was ich mir selber angethan, das hat kein Blinder je vermocht:
Inmitten des Hauses ist der Hausherr mir verloren gegangen.
Die Nachtigall verlässt den Rosenhain, wird sie meiner ansichtig.
Der Brahmin wird zum Götzenanbeter, sobald er mich gewahrt.
O Herz! Huldige der Liebe du, denn die Kaaba ist verborgen;
Diese hat Abraham erbaut, jene hat Gott selbst gemacht.
Gebrochenen Herzens, wie kann die Lippen zum Lachen ich öffnen?
Ich gleiche einer lautlosen Glocke und kann nicht ertönen.
Verborgen bin ich im Worte, wie der Duft im Rosenblatte.
Wer nach mir sich sehnt, sehe im Worte mich;
Und dermaassen will von der Bekanntschaft der Welt ich fliehen,
Dass ich mein Aug' nur vor dem Antlitz des Spiegels öffne.
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Die Liebe kam und hat mein Glück der Leidenschaft verkauft,
Meine Lust und Wonne hat sie für einen halben Schmerz verkauft.
Diese Seele, die für hundert Welten nicht wäre feil gewesen,
Hat mein wüstes Herz für einen einzigen Blick verkauft.
Übersetzt von Armin
Vambery (1832-1913)
Aus: Zeitschrift der Deutschen morgenländischen
Gesellschaft Band 45 (1891)
Aufsatz: Aus dem Geistesleben persischer Frauen
Biographisches:
Zebunisa Makhfi war die älteste Tochter des Mogul-Kaisers Aurangzeb.
Sie soll eine große Mäzenin und Buchliebhaberin gewesen sein und eine
große Bibliothek besessen haben.
siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zeb_un-nisa und
http://en.wikipedia.org/wiki/Zeb-un-Nissa
weitere Literaturhinweise:
Ein Buch namens Freude.
Gedichte von Frauen aus der islamischen Welt
Ausgewählt, übersetzt und mit einer Einleitung von Annemarie Schimmel.
Herausgegeben von Gudrun Schubert
C. H. Beck Verlag 2004 [Annemarie Schimmel 1922-2003]
(darin 3 Liebesgedichte von Zebunnisa)
die gleichen 3 Gedichte
zugleich in:
Annemarie Schimmel Nimm eine Rose und nenne sie Lieder.
Poesie der islamischen Welt. Insel Verlag 1995
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