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Sonett 55
Kein Marmorstein, kein Fürstenmonument
wird überdauern mein gewalt'ges Wort,
aus deiner Hoheit höhern Ruhm bekennt
als Ehre, die im Erdenschmutz verdorrt.
Wenn Raserei zu Staub zersprengt den Stein,
wenn Krieg die Mauern der Paläste bricht,
nicht Schwert, nicht Feuer soll imstande sein,
zu löschen dieses lodernde Gedicht!
Du gehst durch Tod, verzehrendes Vergessen,
vor allem leuchtend, was da sinkt ins Nichts,
und deiner Herrlichkeit sind zugemessen
die Tage bis zum Tage des Gerichts.
Bis es zu andrem Leben dich beschied,
liebst du im Aug der Liebe durch mein Lied!
Übersetzt von Karl Kraus (1933)
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Sonett 55
Nicht Marmor, noch der Kön'ge Ehrensäule,
Wird diese mächt'ge Dichtung überdauern,
Denn heller strahlest Du in jeder Zeile,
Als die, vom Wust der Zeit beschmutzen Mauern.
Wenn Statuen stürzen durch des Krieges Wuth,
Empörungen Palläst' in Staub versenken,
Zerstört nicht Mars, noch wilden Feuers Gluth,
Den ew'gen Glanz von Deinem Angedenken.
Dem Tod zum Trotz, dem feindlichen Vergehn,
Schreit'st Du voran, Dein Ruhm die Zeit durchbringt.
Der Nachwelt Augen werden stets Dich sehn,
Selbst bis des letzten Tag's Posaun' erklingt.
Bis Du Dich selbst wirst aus dem Grab' erheben,
Sollst Du im Reim, im Blick der Liebe, leben.
Übersetzt von Dorothea Tieck (1826)
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Sonett 55
Nicht marmor lebt und nicht vergoldet mal
Solang als diese mächtigen melodien ·
Nicht scheint so hell als dieser reihen zahl
Der schmutzige stein von ekler zeit bespien.
Wenn grimmiger krieg die säulen überrennt
Und streit das werk stürzt das der maurer schuf:
Nicht schwert des Mars · nicht kriegesfeuer brennt
Deines gedächtnisses lebendigen ruf.
Durch tod und allvergessenen verdruss
Gehst du hindurch . . dein preis bleibt noch bestellt
Im auge aller künftigen die die welt
Aufbrauchen bis zu dem verhängten schluss.
So lebst du · bis du aufstehst beim gericht ·
Hierin und in der Liebenden gesicht.
Übersetzt von Stefan George (1909)
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Sonett 55
Kein goldnes Ehrenmal, kein Marmorstein
Der Fürsten überlebt dies mächt'ge Lied.
Du strahlst in seinem Vers mit hellerm Schein,
Als jener Stein, den alter Staub umzieht.
Die Säule stürzt des Krieges wilde Wuth,
Des Maurers Werk zerstört des Aufruhrs Drang;
Doch nicht das Schwert und nicht der Flamme Gluth
Vernichtet deines Namens ew'gen Klang.
Durch Tod und Zwietracht und Vergessenheit
Gehst du hindurch, und deine Palme steht
Noch in den Augen einer spätern Zeit,
Wann einst die müde Welt zur Ruhe geht.
So, bis am jüngsten Tag du kehrst zurück,
Lebst du im Lied' und in der Liebe Blick.
Übersetzt von Emil Wagner (1840)
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Sonett 55
Kein Marmor, keines Grabmals Pracht und Zier
Soll überdauern dies mein mächtig Lied!
Lauter verkünden soll's den Ruhm von Dir,
Als Steine thun, die Moder überzieht.
Ob Säulen stürzt des Krieges wilde Wuth,
Ob Aufruhr der Paläste Bau zerstört,
Nicht der Bellona Schwert, nicht Feuers Glut
Vernicht' es, da es Dein Gedächtnis ehrt.
Trotz Feindschaft, die vergessen will, trotz Tod
Fortlebe Du, und rühmlich strahl' Dein Bild
Noch dem Geschlecht, an dem ich das Gebot,
Das schreckliche, des letzten Tags erfüllt.
Bis Du erstehst bei der Posaune Klange,
Leb' in der Freunde Blick, leb' im Gesange.
Übersetzt von Ferdinand Adolph Gelbcke (1867)
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Sonett 55
Hier diesen mächt'gen Vers wird überleben
Kein Fürstengrab, marmor- und goldgeziert,
Und größren Glanz wird dieses Wort Dir geben
Als ungewaschner Stein, den Zeit beschmiert.
Wenn wilder Krieg, wenn blutige Empörung
Die Bilder stürzt, die festen Mauern bricht,
Fällt doch Dein lebend Denkmal der Zerstörung
Durch Schwert des Mars und Kriegesfeuer nicht.
Tod und Vergessen wirst Du überwinden,
Und Deinen Ruhm und Deine Herrlichkeit
Wird ein Geschlecht dem anderen verkünden
Bis an das Ende dieser ird'schen Zeit.
So, bis das Weltgericht Dich wird erheben,
Giebt Dir dies Lied im Aug' der Liebe Leben.
Übersetzt von Fritz Krauss (1882)
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Sonett 55
Nicht Marmor, nicht das Gold an Königssäulen
Kann überdauern dieses Reimes Macht:
Denn heller strahlst du einst in meinen Zeilen,
Als grauer Stein, den Zeit unkenntlich macht.
Wenn Mauerwerke wilder Rotten Wut,
Standbilder Krieg verderblich wird zerstören,
Soll weder Ares Schwert, noch Krieges hurt'ge Glut
Dein lebendes Gedächtnismal versehren.
Durch Tod, durch neidische Vergessenheit
Dringst du hindurch; dein Ruhm wankt ewig nicht,
Selbst in den Augen aller Folgezeit,
Die diese Welt abnutzt bis zum Gericht.
So, bis du selbst erstehest, lebst du denn
Hier, und in Augen deiner Liebenden.
Übersetzt von Johann Gottlob Regis (1836)
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Sonett 55
Kein gülden Fürstenbild, kein Marmelstein
Wird diese mächt'gen Verse überleben;
Sie werden dir ein hellres Denkmal sein
Als Quadern, die vom Schmutz der Zeiten kleben.
Ob Zwietracht stürzt der Häuser fest Gemäuer,
Ob wüster Krieg die Statuen niederrennt,
Kein Schwert des Mars, kein fressend Kriegesfeuer
Tilgt deines Ruhms lebendig Monument.
Trotz Tod und feindlicher Vergessenheit
Sollst du bestehn, soll Raum dein Name finden
Noch in den Augen allerfernster Zeit,
Bis die Geschlechter dieser Welt verschwinden.
Bis am Gerichtstag du dich selbst erhebst,
Wohnst du im Auge Liebender und lebst.
Übersetzt von Otto Gildemeister (1871)
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Sonett 55
Nicht Marmor, auch ein Königsdenkmal nicht,
Soll überdauern mein gewaltig Lied;
Dich wird es zeigen in weit hellrem Licht
Als Stein, den Staub und Moder überzieht.
Wenn wilde Kriege Statuen zerschmettern,
Der Mauern Bau in grausem Aufruhr sinkt,
Trotzt selbst dem Mars und seinen Kriegeswettern
Mein Lied, das dir zum Angedenken klingt.
Durch Tod und durch feindseliges Vergessen
Dringst du hindurch; dein Ruhm bleibt unvernichtet,
Wenn ferne Enkel diesen Raum durchmessen,
Und einst die Welt der Tag des Endes richtet.
Du sollst, bis du dich wirst verklärt erheben,
Im Aug der Lieb und diesem Liede leben.
Übersetzt von Benno Tschischwitz (1870)
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Sonett 55
Kein Marmor, kein vergoldet fürstlich Mal
Soll überleben mein gewaltig Lied,
In dem du glänzen sollst mit lichtrem Strahl,
Als was der Rost der Zeiten überzieht.
Wenn Krieg zerstörend über Mauern fährt
Und Aufruhr manches Standbild wild zerbricht,
Trotzt dein Gedächtnis ihrem Feu'r und Schwert
In meines Lieds lebendigem Bericht.
Selbst Tod und des Vergessens Neid wirst du
Also bestehn, und leuchten durch die Welt
Und alle Nachwelt soll dein Ruhm bis zu
Dem Tage des Gerichts, da sie zerfällt.
Du lebst, bis du mit ihm erstehst sodann,
Im Aug' der Liebe durch mein Lied fortan.
Übersetzt von Alexander Neidhardt (1870)
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