Grete Gulbransson (1882-1934) - Liebesgedichte



Grete Gulbransson
(1882-1934)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 




Liebe

Als Meteor im roten Flammenschein
Flog meine Liebe dir vom Himmel zu
Und weint vor Glück im Staub, wenn nur dein Schuh
Sie flüchtig streift, als grauen Kieselstein.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 29)

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Ziel

Gib deine Seele mir und deinen Mund,
Ich will nichts außer dir, nicht Bös noch Gut,
Du bist allein der Born, auf dessen Grund
Für mich des Lebens tiefster Friede ruht.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 30)

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Frühlingsbach

Der kleine, klare Frühlingsbach
Fließt froh durch dürre Wiesen,
Er weiß, bald sind die Blumen wach
Und werden zitternd nach und nach
An seinem Rand ersprießen.

Auf seinem Grund die Kieselstein
Sind gelb wie Brautgeschmeide,
Wir schauen in das Gold hinein
Und wünschen, es soll Sommer sein
Und ich im weißen Kleide.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 31)

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Ankunft

Die Berge stehn im feuchten Abendschein,
Die weichen Wolken haben roten Saum.
So fahr ich still in meine Heimat ein,
Fühl wieder meiner grünen Hänge Ruh.
Beschwichtigt haben sie mein frühes Sein.
Heut bin ich nicht mehr trotzig und allein,
Im alten Wagen neben mir sitzt du,
Und wahr geworden ist ein alter Traum.

Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 32)

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Erfüllung

Nun wollen wir die alten Wege gehen,
Dort, wo ich einstmals ohne dich gegangen,
Zur Bank am Hügel, wo ich einst gesehen
Die großen Wolken, voll von Sehnsuchtsbrand,
Die mit sich nahmen all mein jung Verlangen
Auf ihre Reise über kühle Schluchten
Und grüne Berge, in ein andres Land,
Wo sie dich suchten, suchten, suchten.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 33)

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Bergsee

Wie ist der See zur Mittagstund
Glasklar und wasserrein.
Komm, wirf den kleinsten Kieselstein
Ihm in das grüne Herz hinein,
Du siehst ihn bis zum Grund.

So ist mein Herz für dich bereit
Glasklar und wasserrein.
Komm, schau getrost und tief hinein,
Und was du siehst ist dein, ist dein,
In alle Ewigkeit.

Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 34)

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Freudeschrei!

Du bist ja meines Lebens Brot!
Du tust mir not, du tust mir not,
Du wohnst in meinen Armen!
Du tust mir not zu jeder Stund,
Gib deinen Mund, gib deinen Mund,
Den großen Mund, den warmen.

Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 35)

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Veränderung

Ich habe keine eignen Häuser mehr,
Seitdem ich in der großen Kirche kniee,
Die Liebe heißt.
Verbrannt die kleinen Blumen um mich her,
So daß ich aus dem öden Garten fliehe.
Verloren hab ich all mein eigen Gut,
Seit deines Wesens wunderbare Glut
Mich an sich reißt.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 36)

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Du

Du bist mein Himmel voller Wolkenbilde,
Der grünen Welt Gefilde,
Der Wald bist du voll tiefer Ruh,
Die Erde du!

Du bist mein Tag voll Schauen und voll Pracht,
Bist meine stille Nacht!
Schlag ich die Augen auf, schließ ich sie zu,
Da bist nur du.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 38)

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Meerfahrt

Langer, heller, stiller Tag
Auf dem Meer,
Nur der leise Plätscherschlag
Um uns her.
Schläfrig singt des Schiffes Lauf.
Hie und da
Taucht von fern ein andres auf,
Ist uns nah,
Rauscht vorbei ins Blau hinein,
Geht und geht,
Und sein kaum geschauter Schein
Ist verweht.
Nur noch weites, glattes Blau
Rings im Kreis,
Nur wir beide, Mann und Frau,
Jung und heiß.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 39)

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Glück

Ein Sommerabend ist's. Wir gehn
Auf den weißen Wiesenwegen
Unserm tiefen Glück entgegen,
In stummem, seligem Verstehn.
O schweige, Weib, und sprich kein Wort,
Empfinde nur das volle Glück
Und halt die Tränen selbst zurück,
Sonst fliegt es fort.

Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 44)

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Schönheit

Das ist die Schönheit, die ich in dir finde,
Stets such ich sie mit sehnender Begier,
Meist find ich sie im stillen Abendwinde,
Manchmal vielleicht im Duft der fernen Linde,
Auch kann es sein - im Blick von einem Kinde,
Doch heute, heute - fand ich sie in dir.

Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 45)

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Wald

Sonnenflecken auf dem Grund,
Dem weichen Moos,
Vogelbeeren blank und groß,
Jetzt kommt der Winter bald.

O gib mir deinen Mund
Im grünen Wald.


Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 50)

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Endlich!

Hast du so lang gezögert, mich zu grüßen?
Du, ohne Fleisch und Blut, und dennoch schwer
Wie keine Liebe unter warmen Händen.
Ach, daß sich unsre Wege nimmer fänden,
Fürchtete ich: du kämest nimmermehr.
Jetzt bist du da! Jetzt lieg ich dir zu Füßen.

Aus: Gedichte von Grete Gulbransson
Fischer Verlag Berlin 1914 (S. 67)

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Reine Flamme

Liebe, Liebe trag mich hin
Über Lust und über Wehe,
Bis das Wunder mir geschehe,
Daß ich selbst die Liebe bin.

Feuer, Feuer sei mein Herz,
Daß die reine Flamme schlage
Läuternd durch den Kranz der Tage,
Reine Flamme: Lust und Schmerz.


Aus: Ewiger Ruf Gedichte von Grete Gulbransson
Musarion Verlag München 1922 (S. 35)

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Ewiges Licht

Du sollst dein Herz hingeben,
So wie es just dein Liebster braucht,
Das ewige Licht zum Leben,
Das weder schwält noch raucht.

Du sollst mit deinem Scheine,
In Gut und Böse bei ihm sein,
Und ist dein Licht das reine,
Dann mag kein Arg gedeihn.

Dann blühen ihm die Auen,
Von Rosen und Vergißmeinnicht.
Und hoch im Blauen
Schwebt still das ewige Licht.


Aus: Ewiger Ruf Gedichte von Grete Gulbransson
Musarion Verlag München 1922 (S. 38)

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Biographie:

https://de.wikipedia.org/wiki/Grete_Gulbransson


 

 


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