Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XXIX. (29)

Sieh! mein Herz, das vom Verborgnen Kunde,
Kunde von Dschemschidens Becher hat,
Nimmer eines einz'gen Ringes wegen,
Den es irre geht, Kummer hat!

Gieb den Schatz des Herzens in die Hände,
Von dem Maal und Flaum der Bettler nicht,
Aber gieb ihn einem mächtigen Schahe,
Der denselben hoch in Ehren hat.

Nicht ein jeder Baum kann widerstehen
Diesen Herbstorkanen, Gram und Schmerz.
Doch ich bin der Sklave der Cypreße,
Deines Wuchses, welcher Wahrheit hat.

Sieh, mein Herz, das sich zuvor gepriesen,
Seiner freyen Unabhängigkeit,
Siehe, wie es mit dem Dufte deiner Locken
Tausendfach zu schaffen hat.

Die sechs Blätter am Narzißenkelche
Wollen gar nichts anders sagen, als:
"Jeder lege in des Glases Boden
"Die sechs Pfennige, die er noch hat.

Wen soll ich um meines Herzens Wünsche
Wenn soll ich drum foderen mit Recht,
Da ich keinen Herzenspfleger kenne,
Der die Kunst, mir schön zu thun, besitzt.

Da die Zeit des Frühlings nun gekommen,
Spar' so wenig als die Rose Gold,
Weil die Geizigen die Rose
Im Verdacht von hundert Fehlern hat.

Niemand hat von dem Geheimniß Kunde,
Spar' dir also die Erzählung auf,
Sage an, wo ist der Hochbetraute,
Welcher Kunde vom Geheimniß hat?

Was entspringt für Nutzen aus Hafisens
Heucheleibeflecktem Ordenskleid?
Wir verlangen nach des Ew'gen Antlitz,
Während er nur einen Abgott hat.


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