Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LXI. (61)

Erinnre dich, daß einst dein Haus
Mein Aufenthalt gewesen,
Und daß der Staub vor deiner Thür
Der Augen Licht gewesen.

Es blieb' von deinem Herzgespräch
Mir immer auf der Zunge,
Wie Rosen und wie Lilien,
Was in dem Herz gewesen.

So oft mein Herz von der Vernunft,
Die Tief' ergründen wollte,
Gab Liebe einen Kommentar
Zu dem, was schwer gewesen.

Bei meinem Herzen stand es wohl,
Nicht ohne Freund zu bleiben,
Allein was kann ich thun! umsonst
Ist alle Müh' gewesen.

Den Freunden zur Erinnrung gieng
Ich gestern in die Schenke,
Da sah ich, daß mein Herz in Blut
Mein Fuß in Schlamm gewesen.

Viel habe ich herumgeforscht,
Um Arzeney der Trennung,
Allein selbst der Mufti Verstand
Ist ohne Kopf gewesen.

Wahr ist's, der Türkisring Ebnishaks 1
Warf wunderschöne Strahlen,
Doch seines Reiches Zeit ist kurz,
Ach! leider, kurz gewesen!

Welch Unrecht, welche Grausamkeit,
Ach! herrschet nun auf Erden,
Wie lieblich und wie angenehm,
Ach! ist sein Kreis gewesen!

Hast du Hafis, dies Rebhuhn angeseh'n,
Wie's hellauf lacht und schäkert,
Es ist vor jenes Falken Klau'n
Ganz außer Sorg' gewesen.

1 Der letzte Fürst aus der Familie Ilchan, Ebnishak genannt, weil er selbst Scheih war. Daher auch der Türkisring, Anspielung auf das Blau, als die Lieblingsfarbe der Sofis.

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