Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LXVIII. (68)

Wohl dem Herzen, das nicht immer
Nach den Blicken geht,
Das nach einer fremden Thüre
Ungeruft nicht geht.

Auf des Freundes süße Lippen
Thue ich Verzicht,
Doch wo ist die Fliege, die nicht
Nach dem Zucker geht.

Wasch' mit Thränen nicht das Schwarze
Meines Schmerzenaugs,
Weil das Bild von deinem Maale,
Nie aus selbem geht.

Keiner ist im Sündenbuche
Mehr als ich gemerkt,
Ist's ein Wunder, daß des Herzens
Rauch zum Kopf mir geht!

O mein Herz! sey nicht so kindisch,
Streife nicht herum,
Denn hiedurch geschieht es, daß dir
Nichts von statten geht.

Bring mich mit Hudhudens Krone 1
Nicht vom Wege ab,
Weil aus Stolz der Falke nicht nach
Jedem Vogel geht.

Du verweigre, wie der Ostwind,
Mir nicht deinen Duft,
Weil mir ohne deine Locken
Nichts von Handen geht.

Deck' mit dem Verzeihungsmantel,
Meine Fehler zu,
Weil hiedurch der Glanz des Rechtes
Nicht verlohren geht.

Ach! ich Elender verlange
Nach dem Cedernwuchs,
Denn die Handvoll Gold und Silber
Nur mit Müh' ergeht.

Bringe Wein, und gieb ihn erstens
In Hafisens Hand,
So doch, daß hievon die Rede
Aus dem Kreis nicht geht.

1 Hudhud, der Widhopf, der mit Federn gekrönte Vogel, den Salomon zu seinem Liebesbotschafter an die Königinn von Saba gebrauchte. Sage mir nichts von der Krone Hudhuds, mein Falke ist zu stolz, derselben nachzufliegen.


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