Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LXXIV. (74)

Die Einsamkeit ist schön,
Sobald die Freundinn meine Freundinn ist,
Sobald ich nicht mehr brenn'!
Und sie das Licht von meinem Kreise ist.

Ich nehme diesen Ring
Von Salomon um nichts in aller Welt,
Weil manchesmal die Hand
Von Arihman darauf gewesen ist. 1

O Herr! gestatt' es nicht,
Der Nebenbuhler schweiget in dem Saal'
Des Hochgenußes fort,
Indeß Entbehrung mir geworden ist.

Zu dem Humai sag': 2
O wirf nicht deinen Schatten auf das Land,
Das mehr der Raben Ort
Als edler Papageyen Wohnung ist.

Aus meinem Kopfe geht
Die Sehnsucht deines Aufenthaltes nicht,
Weil dort das irre Herz
Des armen Fremdlings wie zu Hause ist.

Was brauchet es noch mehr
Vom Herzensbrande einen Kommentar,
Er wird ja leicht erkannt
Am Feuer, das in meinen Worten ist.

Und hätte auch Hafis
Zehn Zungen, wie die Lilien, er schwieg'
Den Rosenknospen gleich,
Weil durch die Lieb' sein Mund versiegelt ist.

1 Salomon verlor einst seinen Ring, der in die Hände der Diwe kam. Diese mißbrauchte denselben zu einem Zwischenreiche auf Erden in Salomons Abwesenheit, wo kraft des Rings tausend Unfug ausgeübt ward.

2 Humai, der Vogel des Paradieses.




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