Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LXXXI. (81)

Wenn die Sonne des Weins vom Osten des Bechers heraufkommt,
Sieh! wie im Rosenbeet des Schenken die Tulpe herauskommt.

Auf den Rosen zerschlägt der Ostwind das Haar der Narziße,
Wenn von der Mitte der Flur der Duft der Locken des Freunds kommt.

Geize niemals, mein Herz, nach dem niederen Tische des Schicksals,
Weil mit hundert Beschwerden ein jeder Bißen hervorkommt.

Die Geschicht' der Trennung fürwahr! ist wahre Geschichte,
Deren kleinster Geruch in keinem Buche zur Sprach' kommt.

In des Grams Sündfluth bewähr' dich geduldig, wie Noe,
Sey dann gewiß, daß dein Wunsch für tausend Jahre zu Stand kommt.

Keiner gelangt' durch eigenen Fleis zu der Pforte des Wunsches,
Freilich meint' ich, daß dies auch ohne Hülfe zu Stand kommt.

Geh'st du einstens vorbei am Grabe Hafisens, so wiße,
Daß aus seinem Staub ein Tausend von Seufzern hervorkommt.


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