Aus: Der Buchstabe Dal
XCIX. (99)
Wenn sich dein Moschuskiel einmal an uns erinnert,
Ist's gleich, als lös'test du zweyhundert Sklaven aus.
Der Bothe Selma's, (Heil sey über ihr beschieden)
1
Was ist's, wenn er mit Gruß mein armes Herz erfreut,
O Herr! wirf in das Herz Chosrus Schirinens
Milde,
Er schonet dann mit Huld Ferchadens armes Haupt.
Durch Schmeichelei'n hast du des Herzens Bau zerstört,
Wenn's weise ist, was soll nun es von neuem bauen!
Dein reines Leben ist des Lobes nicht bedürftig,
Schminkt wohl die Kräuslerin, die schlichte Schönheit
der Natur?
Versuch' es, einen Schatz wird man zum Lohn dir geben,
Wenn du ein wüstes Feld dem meinen gleich bebaust;
Weit beßer ist's, der Fürst thut Recht in einer Stunde,
Als wenn er hundert Jahr' nur in Betrachtung lebt.
Hafis fand seinen Wunsch nicht in Schirasens
Mauern, 2
Beglückt der Tag, an dem er einst nach Bagdad
reis't.
1 Selma, der Freund
Hafisens, für Selman, der Lobdichter der
Ilchaniden, die in Bagdad residirten, und zu denen sich
Hafis sehnte. Also nicht zu verwechseln mit Selma,
dem geliebten Mädchennahmen arabischer Dichter,den
Macpherson in seinen Ossian verpflanzt hat, und womit die
Sulamith des hohen Liedes verwandt ist.
2 Hafis
überläßt sich hier dem Ausdruck seines Unwillens mit
seiner Vaterstadt, deren Aufenthalt er mit dem von Bagdad
zu vertauschen wünscht, doch reuete ihn bald der Wunsch,
und er blieb im geliebten Schiras.
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