Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

II. (2)

Die Zelte meiner Augen
Sind deinem Aufenthalt geweiht,
O komm herab, sey gnädig,
Denn meine Wohnung ist dein Haus.

Des Maals, der Flaumen Anmuth
Hat Weisen selbst das Herz geraubt
O sonderbare Weise,
Sie dienen dir statt Netz und Korn.

In dem Genuß der Rose
Erfreue dich o Nachtigall!
Denn mit verliebten Klagen
Erfüllest du allein die Flur.

Die Heilung meines Herzens
Sey deinen Lippen heimgestellt,
Die Kräfte des Rubines
Sind deinem Schatze anvertraut.

Zwar bin ich nicht im Stande
Dir körperlich zu nah'n,
Doch bleibet meine Seele
Der Staub der Schwelle deines Thors.

Ich spende nicht an jedes
Verliebtes auch mein Seelengold,
Dein Siegel und dein Zeichen
Sind meinem Schatze aufgedrückt.

Mein holder süßer Ritter,
Woher nahmst du die seltne Kunst,
Daß du den Gaul des Himmels,
Nach Wunsch mit deiner Geißel zähmst?

Wie soll denn ich Verliebter
Den tausend Künsten wiederstehn,
Den Gaukelei'n, mit welchen
Du selbst den Himmel irre führst.

Es tanzen selbst die Sphären
Im lichten Harmonienkreis
Indem hiezu die Weise
Das süße Lied Hafisens spielt.

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