Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CIII. (103)

Gestern Morgens ward mir von Leiden Rettung gegeben
In der Finsterniß ward mir Quelle des Lichtes gegeben.

Von dem funkelnden Glanz der Wangen ward ich entseelet,
Wein aus dem strahlenden Glas der Schönheit ward mir gegeben.

O der glücklichen Zeit, und o des glücklichen Morgens.
In der heiligen Nacht ward ein neues Berat ihm gegeben. 1

Als ich geduldig die Qual, die Leiden des Freundes ertragen,
Hat ein verborgener Both die Kunde des Glücks mir gegeben.

Künftig bleibt mein Gesicht der Spiegel der Schönheit der Freundinn.
Von Liebkosungen wird der Spiegel Kunde mir geben.

Bin ich freudigen Herzens und froh, was ist es zu wundern,
Ich verdiente, was mir von milder Hand ward gegeben.

Aller Zucker und Honig, der meinen Worten enttraufet,
Ward als ein lohnender Zweig für meine Geduld mir gegeben.

Damals wußt' ich zuerst, ich würde die Feinde besiegen,
Als man wider den Feind Geduld und Kraft mir gegeben.

Mit Hafisens Muth hat der Hauch der Früheaufsteher
Mir zuerst von den Banden des Grams Befreyung gegeben.

1 Die heilige Nacht, in welcher der Koran auf Erden gesendet ward, Berat, Befreyung oder auch Freyheitsbrief, der Titel der neunten Sura des Korans, und der Diplome des Sultans, wodurch Privilegien und Freyheiten zugestanden werden.


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