Aus: Der Buchstabe Dal
CXIII. (113)
Der Freund, durch den mein Haus
Die Wohnung der Perien war,
Der von dem Fuß zum Kopf,
Perien gleich untadlich war.
Mein vielbetrachteter,
Mein weisheitsvoller Mond,
Der durch Liebkosungen
Der Herr von allen Blicken war.
Es sprach mein Herz, ich will
Mit seinem Duft verbleiben hier,
Es wußte nicht mein Herz
Daß Er, der Freund, auf Reisen war.
Ein böses Schicksal hat
Gerißen ihn aus meiner Hand,
Was sollt' ich thun, indem
Die Frag' vom Mondenumkreis war.
Der Schleier fiel nicht nur
Von meinem Herzgeheimniß ab.
So lang der Himmel steht,
Weiß ich, daß so sein Handeln war.
Die Rose und das Grün
Und Strömeufer sind wohl schön,
Nur ewig Jammer ist's,
Daß alles im Vorbeigehn war.
Das war die schöne Zeit,
Die ich verlebte mit dem Freund,
Indem die übrige
Nur seelenlose Leere war.
Es bringt die Nachtigall
Aus Eifersucht sich selber um,
Weil in der Morgenzeit
Der Ost mit Rosen freundlich war.
O Herz, verzeih' dem Freund,
Denn du warst immer ein Derwisch,
Indessen in dem Reich
Der Schönheit Er ein König war.
Du wisse, daß der Schatz
Des Glückes den Hafis erhielt,
Die Frucht vom Nachtgebet
Und von dem Morgensegen war. 1
1 Hier steht Morgen- und
Abendgebet im buchstäblichen Sinne, nicht wie an andern
Orten für Morgen- und Abendtrunk. Das
kürzeste Morgengebet eines guten Moslims ist Juschallah,
wenn Gott will, d.i. Vertrauen auf die göttliche
Vorsicht, die alles, was der Tag hindurch geschehen soll,
zum Besten ordnen und leiten wird. Das Abendgebet Maschallah,
was Gott will, Ergebung in die Rathschlüsse
Gottes und in alles, was den Tag hindurch sich zutrug. Am
Tage selbst beginnt er kein Geschäft, ohne mit bismillah,
im Namen Gottes den Herrn anzurufen, und endet
keines, ohne mit Elhamdlillah, Preis sey Gott,
dafür zu danken.
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